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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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dass sie nicht perfekt ist. Warum hast du je gedacht, du hättest die perfekte Frau verdient? Warum hast du dir vorgemacht, dass du die perfekte Frau halten kannst?
    Sie redet eine Weile. Ist nicht ganz so betrunken wie er, merkt aber erst nach zwei Minuten, dass er seine Zunge kaum noch beherrscht. Sie seufzt. Wieder ein Flop. Er hat verschwitzt, aber annehmbar ausgesehen. Ein Mann in einem Alter, das ihr zusagen könnte.
    »Ich geh dann mal«, sagt sie und tätschelt seine Hand.
    »Nein. Gehen. Nicht du auch noch. Sie behandelt mich so. Nicht du.«
    Die Frau seufzt wieder. Noch so ein totaler Versager. Das kann auch nur ihr passieren. Ist schon nicht mehr witzig. Tja, zumindest eins bleibt ihr: Sie ist nicht die jämmerlichste Gestalt in diesem Laden. Es gibt immer jemanden, der noch schlimmer dran ist.
    Ist er eingeschlafen? Er ist sich nicht ganz sicher. Fühlt sich so an, als hätte sich was verändert. Die Zeit ist ohne ihn vergangen. Nein, er kann nicht geschlafen haben. Wie soll das bei diesem Lärm möglich sein? Völlig ausgeschlossen. Die Frau ist weg. Eine Frau hat sich an seinen Tisch gesetzt. Jetzt ist sie nicht mehr da. Oder hat er das bloß geträumt? Eine nette Frau. Die Anteilnahme gezeigt hat. Muss ein Traum gewesen sein. So was hat’s in seinem Leben noch nie gegeben. Nur im Schlaf. Vielleicht hat er ja geschlafen. Er lässt den Blick über die Tanzfläche wandern. Küsst Zara diesen Typen etwa? Er hat beide Hände auf ihrem Hintern. Winter steht vom Tisch auf. Geh rüber und sag was. Na los. Sag den beiden, was du davon hältst. Nimm den kleinen Scheißkerl auseinander. Dann sieht er jämmerlich aus, und nicht du. Zeig ihr, dass du genauso ein Mann bist wie dieser kleine Arsch. Zur Bar ist es näher. Noch ein Bier.
    Er hat keine Ahnung, wie spät es ist. Weiß, dass er auf die Toilette muss. Er steht auf und blickt sich um. Flackerlicht. Seine Beine sind wacklig. Er setzt sich wieder. Er kann’s einhalten, bis sie zu Hause sind. Dauert bestimmt nicht mehr lange, bis sie aufbrechen. Wie spät ist es? Wenn er das bloß rausfinden könnte. Vor ihm tanzen Leute. Er kann Zara nicht mehr sehen. Sie dürfte aber noch da sein. Die ganze Nacht durchtanzen. Mit einem anderen Mann. Einen anderen Mann küssen. Sie wird diesen Kerl nach Hause mitnehmen. Winter weiß das. Sie wird darauf bestehen, ihn nach Hause mitzunehmen. Um noch »was zu trinken«. Wie scheißüblich. Diesmal wird er nein sagen. Diesmal wird er ein Machtwort sprechen.

18
    Sein Name ist Stewart. Sie weiß nicht, wie er mit Nachnamen heißt. Sie sind zur anderen Seite der Tanzfläche gegangen und haben sich hingesetzt. Zehn Minuten haben sie dagesessen und sich unterhalten. Er wirkte nett. Nicht so dumm wie die meisten. Er bestellte ihr Drinks. Ließ die Hand ihr Bein raufgleiten. Sie ließ es zu. Nachdem sie noch mal getanzt haben, schlägt er vor zu gehen.
    »Klar«, sagt sie, »wir können zu mir fahren. Ich wohne mit jemandem zusammen, aber dem macht das nichts aus. Ich sag ihm, dass du mitkommst, weil wir noch was trinken wollen. Dann geht er ins Bett. Er sitzt da drüben. Los, wir holen ihn und bestellen ein Taxi.«
    Zara fasst Stewart an der Hand und führt ihn über die Tanzfläche zu Winters Tisch. Sie hat ihn schon vor ein paar Stunden dort hingehen sehen. Er hat eine Menge getrunken und verträgt inzwischen nicht mehr besonders viel.
    Wie er so ganz allein, umgeben von Bierflaschen, dasitzt, sieht er jämmerlich aus. Wie ein trauriger alter Mann, der am falschen Ort gelandet ist. Er ist ihr peinlich. Sieht richtig verpennt aus. Sie setzt sich neben ihn und verpasst ihm einen Stoß.
    »Lewis, das hier ist Stewart, er kommt mit zu uns, um noch was zu trinken. Zeit zu gehen. Steh auf.«
    Sie blickt Stewart an und schüttelt den Kopf. Sie tut ihm leid. Dieses hübsche Mädchen lebt mit einem Säufer zusammen. Kein Wunder, dass sie sich mal losreißen und amüsieren muss. Wahrscheinlich behandelt er sie wie Dreck. Säufer sind verdammt egoistisch. Der Alte murmelt irgendwas. Offenbar versucht er, energisch zu klingen, doch der Satz, den er zustande bringt, besteht nur aus Vokalen und Spucke.
    »Herrgott nochmal!«, ruft Zara und fragt Stewart in flehendem Ton: »Hilfst du mir bitte?« Das erscheint ihm angebracht. Er hält sich fast noch allein auf den Beinen, man muss ihm bloß die Richtung zeigen und ihn ab und zu wieder ins Gleichgewicht bringen. Stewart geht auf der einen Seite, Zara auf der anderen. Sie wirkt geladen, und

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