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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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Stewart befürchtet, dass er sich das versprochene Abendprogramm wohl abschminken kann. Dazu hat sie noch nichts gesagt, also bleibt er bei ihr. Und wie würde es denn aussehen, wenn er sie mit diesem Säufer alleinließe, ohne dafür zu sorgen, dass sie wohlbehalten nach Hause kommt? Man muss gewisse Prinzipien haben. Neben ihnen hält ein Taxi. Zara hilft Winter, hinten einzusteigen. Dann führt sie Stewart auf die andere Seite, und steigt mit ihm ein. Stewart findet sich zwischen den beiden wieder. Er mustert Lewis. Der ist nicht so alt, wie es im Club den Anschein hatte, aber zu alt für Zara. Vielleicht sind sie ja gar kein Paar. Vielleicht wohnen sie bloß zusammen. Da mischt er sich besser nicht ein. Ist deren Leben.
    »Kommt der klar?«, fragt der Fahrer mit einem Blick auf Winter. Er befürchtet, Winter könnte sich übergeben.
    »Dem geht’s gut«, erwidert Zara energisch und nennt ihm den Straßennamen.
    Während der Fahrt durch die Innenstadt beobachtet Stewart Winter. Der Alte bemüht sich, wach zu bleiben. Anscheinend ist er wild entschlossen, wach zu bleiben und keinen von beiden anzusehen. Seine halbgeöffneten Augen starren aus dem Fenster, sein Kopf wippt langsam auf und ab. Wie furchtbar, mit so was leben zu müssen. Auf einmal spürt Stewart Zaras Hand an seinem Schenkel auf und ab gleiten, mehr noch nicht. Er dreht sich um und sieht sie an. Auch sie starrt aus dem Fenster, ohne sich auf was Bestimmtes zu konzentrieren. Sie wirkt gelassen. Scheint gar nicht zu merken, wo ihre Hand ist. Plötzlich gleitet sie zwischen seine Beine. Er spürt, wie sie locker zugreift und ihn massiert. Sie starrt immer noch aus dem Fenster. Das versprochene Abendprogramm bleibt ein festes Versprechen.
    Das Taxi hält in einer freundlich aussehenden Vorstadtstraße. Da er in der Mitte sitzt, hat Stewart keine Ahnung, wo sie sind. Er war mit den Gedanken woanders. Der Taxifahrer wirft einen Blick über die Schulter und sagt Zara, wie viel sie ihm schulden. Sie zieht einen Zwanziger aus der Tasche, wirft ihn ihm zu und öffnet dabei schon die Tür. Hat offenbar schlechte Laune. Trotzdem scheint sie Stewart auf keinen Fall gehen lassen zu wollen. Manche Frauen sind in der Hinsicht wirklich seltsam. Hat wahrscheinlich ziemlichen Stress mit ihrem betrunkenen Lebensgefährten. Klar verhält sie sich da ein bisschen irrational.
    Zara kommt um den Wagen herum und öffnet die Tür. Winter fällt fast vom Sitz. Sie reißt ihn hoch. Stewart ist auf der anderen Seite ausgestiegen und eilt ihr zu Hilfe. Gemeinsam bugsieren sie ihn aus dem Wagen und richten ihn auf. Kaum haben sie die Tür geschlossen, fährt das Taxi los.
    Auf dem Gartenweg kommen sie nur mühsam voran. Winter ist wackliger auf den Beinen als vorher. Die kalte Nachtluft macht ihn kein bisschen nüchtern, eher schläfrig. Sie erreichen die Haustür.
    »Der Schlüssel, Lewis«, faucht sie ihn an. »Wo ist der Hausschlüssel?«
    Als Antwort nuschelt er irgendwas. Eigentlich sind es keine Wörter, sondern bloß ein Knurren. Sie greift in seine Taschen und kramt darin. Inzwischen schnaubt er und versucht, sich zu wehren. Sie findet, wonach sie gesucht hat, und murmelt Schimpfwörter vor sich hin, während sie die Haustür aufschließt. Dann schiebt sie Winter zur Tür rein, und Stewart bemüht sich, ihn festzuhalten, bevor es ihn der Länge nach hinlegt. Jetzt, wo sie im Haus sind, scheint ihr das scheißegal zu sein.
    Die Haustür fällt ins Schloss. Stewart hält Winter immer noch fest. Zara legt den Schlüssel auf einen Beistelltisch im Flur. Dann dreht sie sich um und betrachtet die beiden.
    »Du brauchst ihn nicht mehr festzuhalten, wenn du willst, lass ihn ruhig hier liegen«, sagt sie voller Verachtung. Ganz offensichtlich hasst sie den Mann. Er muss sie fürchterlich behandeln.
    »Das will ich nicht«, erwidert Stewart. »Gibt’s hier ein Bett oder so was?«
    Sie seufzt. Wahrscheinlich hat sie so was schon oft durchgemacht. »Ja, oben. Komm.«
    Das Treppensteigen dauert lange und ist anstrengend. Winter will anscheinend nicht nach oben. Er versucht Stewart wegzustoßen. Will wieder runter, kann sich aber nicht durchsetzen. Sie bringen ihn rauf. Na ja, Stewart bringt ihn rauf. Zara geht bloß voran. Armes Mädchen.
    Jemand schaltet das Licht an. Das Schlafzimmer. Sie sind im Schlafzimmer. Winter scheint sich zu wehren. Er weiß Bescheid. Bleibt stehen. Mit letzter Kraft stößt er Stewart weg. Er versucht zu brüllen, ist aber nicht so laut, wie er offenbar

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