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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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glaubt. Sabbernd lallt er ein paar zusammenhanglose Worte. Hätten Stewart und Zara genau hingehört, hätten sie das Wort »Erniedrigung« verstanden. Und so was wie »das letzte Mal«. Haben sie aber nicht, denn als die Worte endlich aus seinem Mund kommen, sind von ihnen nur noch Bruchstücke übrig. Kaum haben sie Winters Mund verlassen, sind sie schon aus der Welt verschwunden. Es klingt bloß noch nach dem Gefasel eines Säufers. Peinlich, einen erwachsenen Mann so reden zu hören.
    Plötzlich tut Winter was völlig Unerwartetes. Obwohl er ganz offensichtlich nicht mehr dazu imstande ist, holt er nach Stewart aus. Ein schlapper, jämmerlicher Versuch. Geht meilenweit vorbei. Begleitet von einem gurgelnden Knurren, mit dem sich Erbrochenes seinen Weg zu bahnen scheint. Er fällt nach vorn. Stewart streckt die Hand aus und packt ihn am Mantel, bemüht, ihn auf den Beinen zu halten. Er schaut Zara an. Sieht, wie sie Winter betrachtet und angewidert den Blick senkt. Dann schaut er Winter an. Der hat sich anscheinend in die Hose gepisst.
    »Leg ihn aufs Bett«, sagt Zara, »leg ihn einfach hin und kümmere dich nicht mehr drum.«
    Stewart legt Winter vorsichtig auf den Rücken. »Schafft der das?«, fragt er, als er sich in der Tür neben Zara stellt.
    »Das ist sein Problem«, sagt sie und schaltet das Licht aus.
    Sie sind jetzt unten im Wohnzimmer. Stewart weiß nicht genau, wie es weitergehen soll. Er steht in der Tür. Zara ist zum Barschrank gegangen. Sie gießt sich ein Glas Whisky ein, ohne Stewart zu fragen, ob er auch eins will. Dann leert sie das Glas mit zwei Schlucken und schließt den Schrank.
    »Gott, das hab ich echt gebraucht«, sagt sie und streift sich das Top über den Kopf. Während sie ihren BH öffnet, holt sie ihn mit einem Nicken zu sich ins Zimmer. Stewart beginnt sich auszuziehen, und seine Zuversicht kehrt zurück. Rasch hat sie ihren kurzen Rock und den Slip abgestreift und kommt rüber, um ihm zu helfen.

19
    Calum und George sitzen schweigend im Wagen. Sie wissen, was sie zu tun haben. Jetzt ist es eine Frage der Geduld. Immer wieder denkt Calum nach, geht die möglichen Szenen in Gedanken noch mal durch. Er denkt an alles, was er hätte anders machen können. An die zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen, die er hätte ergreifen können. Er kennt Leute, die sich unglaublich viel Mühe geben. Einen, der bei seinen Aufträgen immer Schuhe in der falschen Größe trägt. Mit seinen Fußabdrücken kann die Polizei dann nicht mehr viel anfangen. Scheint eine gute Idee zu sein. Heutzutage suchen die Cops immer nach Fußabdrücken. Einer der kleinen Tricks. Aber Calum benutzt ihn nicht. Kommt ihm ein bisschen übertrieben vor. Oder doch nicht?
    George kann es kaum erwarten loszulegen. Er würde gern was sagen. Würde gern Witze reißen, um die Anspannung zu lösen, weiß aber, dass das nicht Calums Art ist. Sie gehen unterschiedlich mit der Anspannung um. Ist schon okay. Calum sitzt bloß da, starrt das Haus an und geht alles noch mal durch. Na gut. Schließlich muss er den schmutzigen Teil der Arbeit verrichten. George sitzt da und wünscht sich, sie könnten reden. Wünscht sich, die Anspannung wäre nicht so groß. So gefällt ihm das nicht. Er hätte es gern entspannter. Hätte gern, dass sie mal lachen. Wahrscheinlich weil er nicht vorhat, jemanden umzubringen. Er kann es sich leisten, entspannt zu sein. Er muss bloß die potentiellen Zeugen in Schach halten. Seine Rolle erlaubt ihm eine gewisse Entspanntheit.
    Zehn nach eins. Ein Taxi biegt in die Straße und hält vor Winters Haus. Es gibt eine kleine Verzögerung. Eine der hinteren Türen geht auf. Zwei nackte Beine erscheinen. Dann Zara in ihrem kurzen Rock und dem schmalen Top. George holt kurz Luft. Respekt. Sie geht um den Wagen herum. Beide hoffen, dass nur noch Winter zum Vorschein kommt. Sie öffnet die Tür. Die beiden sehen eine Gestalt, die aber nicht aussteigt. Dann steigt jemand anders auf derselben Seite wie Zara aus. Scheiße! Verdammte Scheiße – ein junger Mann. Sieht nicht so richtig betrunken aus. Sieht gesund aus.
    »Schon mal gesehen?«, fragt George. Ist eine kleine Stadt. Man kennt sich.
    »Nein«, antwortet Calum. Beide sind froh, ihn nicht zu kennen. Hoffen, dass er für niemanden im Geschäft arbeitet.
    Der junge Mann geht um den Wagen herum, um Zara zu helfen. Offensichtlich sagt sie an, wo’s langgeht. Scheint von irgendwas angewidert zu sein. Der junge Mann hilft Winter aus dem Wagen. Der sieht völlig fertig

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