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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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aus. Hat mehr getrunken, als ratsam ist. Ein Ziel, das so betrunken ist, macht einem keine Probleme mehr. Dieser Glücksfall macht die Anwesenheit des jungen Mannes wieder wett. Das Taxi fährt los, und der junge Mann muss Winter den Gartenweg langhelfen. Die beiden kommen nur mühsam voran. Schließlich erreichen sie die Tür. Sie sehen gerade noch, wie Zara in Winters Tasche greift. Am Eingang sind die drei fast schon außer Sichtweite. Zara schließt auf. Sie gehen ins Haus. Die Tür fällt ins Schloss.
    Calum und George warten. Stille. Das Licht geht an – unten im Flur. Sie warten. Noch ein Licht. Die Treppe. Warten. Das Licht im Schlafzimmer. Dann geht es aus. Die drei sind jetzt seit fünf Minuten im Haus. Warten. Das Licht im Wohnzimmer. Noch mal drei Minuten. Man weiß nie, was einen erwartet. Wann der richtige Augenblick ist. Das hat nichts mit Urteilsvermögen zu tun, man verlässt sich auf sein Glück. Calum zieht sich seine Sturmhaube über den Kopf. George ebenfalls. Calum zieht ein Paar dünne OP -Handschuhe an. George ebenfalls. Calum öffnet die Wagentür und steigt aus. Er lässt den Wagen offen, die Schlüssel im Zündschloss. Ein kleines Risiko, kann aber viel Zeit sparen. Man weiß nie, ob nicht jede Sekunde zählt. Jetzt steigt George aus. Die beiden stehen auf der Straße. Jeder mit einer Waffe in der Hand, eng am Körper. Calum dreht sich um und nickt.
    Sie überqueren die Straße und gehen zur Haustür. In keinem der Häuser ringsum irgendein Lebenszeichen. Oft schaut irgendwer aus dem Fenster. Oft steht irgendwer im Dunkeln und späht hinter einem Vorhang hervor. Die Welt ist neugierig. Jemandem fällt was auf. Eine kleine Alte, die unter Schlaflosigkeit leidet und nichts Besseres zu tun hat. Was soll’s. Die Sache hat angefangen. Kein Zurück mehr. Calum klopft. Ganz ruhig. So laut, dass man’s im Haus hören muss. Aber nicht so laut, dass ein Nachbar es hört. Jedenfalls nicht, wenn er schläft. Das Licht im Wohnzimmer brennt noch. Niemand macht auf. Sie können es sich nicht leisten zu warten.
    Klopfen ist nicht ungefährlich. Die Leute hören es und erraten, wer da ist. Sie hauen ab. So viel Zeit darf man ihnen nicht lassen. Genug geklopft. Calum nickt George zu. Beide treten einen Schritt zurück. George hebt den Fuß und verpasst der Tür direkt neben dem Schloss einen saftigen Tritt. Sie bebt heftig. Er tritt noch mal zu. Das Krachen von Splittern. Die Tür fliegt auf und knallt gegen die Wand. Die beiden gehen schnell ins Haus. Niemand im Flur. Dahinter sehen sie die dunkle Küche. Ein Licht. Das Wohnzimmer. Calum stößt die Tür auf, die Waffe im Anschlag. Man weiß nie, was einen erwartet.
    George prustet und unterdrückt ein Lachen. Calum steht reglos mit erhobener Waffe da und sieht sich im Zimmer um. Der junge Mann ist aufgesprungen, nackt, die Hände vor dem Schoß, und versucht zu verbergen, was sich nicht verbergen lässt. Zara steht vom Sofa auf. Auch sie ist nackt, verschwitzt. Ihre Augen funkeln, doch sie runzelt grimmig die Stirn. Sie hat’s begriffen. Sie weiß, was passieren wird. Vielleicht befürchtet sie das Schlimmste. Vielleicht glaubt sie, dass die beiden auch sie umbringen werden. Der junge Mann öffnet den Mund, will was sagen. Doch die Wörter schaffen es nicht vom Gehirn zum Mund. Die Angst hat dazwischen eine Schranke errichtet. Er hat panische Angst. Ist den Tränen nahe. Zara steht bloß da und schaut zu, unternimmt nicht den Versuch, nach ihren Sachen zu greifen. Calum schaut nach George und sieht, wie sich seine Schultern in lautlosem Gelächter heben und senken. Man weiß nie, was einen erwartet.
    Dann unternimmt der junge Mann etwas Bescheuertes. Nackt wie am Tag seiner Geburt versucht er, zur Tür zu rennen. Dumme Idee, stellt aber kein Problem dar. George hat es bei der Arbeit ständig mit Leuten zu tun, die versuchen zur Tür zu rennen. Zugegebenermaßen sind die allermeisten davon bekleidet, aber das hier macht die Sache bloß einfacher. Er hatte es schon mit Nackten zu tun. Man stürmt mitten in der Nacht ins Zimmer und erschreckt sie zu Tode. Sie stolpern aus dem Bett. Kein großes Problem. Mit dem zweiten Schritt ist der junge Mann neben George. Er sieht nicht, wie die Hand vorschnellt. Sieht auch nicht die Waffe darin. Er spürt nur, wie sie zwischen Ohr und Stirn seinen Kopf trifft. Plötzlich haut es ihn von den Beinen. Er fällt seitwärts zu Boden. Prallt gegen einen Stuhl und stürzt drüber weg. Dann bleibt er wimmernd liegen.
    George

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