Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
drauf an, wie gut die sind. Wie gut er ist. Doch im Augenblick ist alles Mögliche zu erledigen. Genieß es. Stürz dich in die Arbeit. Das ist der Teil, wegen dem sich das Ganze lohnt.
Er ist wieder unterwegs zu Zara Cope. Sie hat auf dem Revier übernachtet und ist noch da. Bloß noch ein paar Fragen, nur Kleinigkeiten. Erstens muss er rausfinden, in welchem Club sie waren. Dann muss er sich das Videomaterial besorgen, falls es Überwachungskameras gibt. Muss in Erfahrung bringen, welches Taxi, welcher Fahrer sie nach Hause gebracht hat. Wer der andere Fahrgast war. Muss sich anhören, was diese Leute zu sagen haben. Wer die ersten Überflieger am Tatort waren, weiß er bereits. Einer von beiden war Paul Greig. Gottverfluchte Scheiße! Dieser Mistkerl scheint seine Nase noch überall reinzustecken, selbst wenn er bloß seine Arbeit macht. Fisher kennt ihn gut genug, um ihm nicht über den Weg zu trauen. Ihm kein einziges verdammtes Wort zu glauben. Okay, noch hat Greig in diesem Fall nichts falsch gemacht. Zuzutrauen wär’s ihm. Es gibt Polizisten, die dafür bezahlt werden, dass sie als Erste am Tatort sind und die verbliebenen Beweise beseitigen. Fisher weiß, dass so was vorkommt. Würde ihn nicht überraschen, wenn Greig so jemand wäre. Es ist immer besser, misstrauisch zu sein, wenn dieser verlogene Drecksack als Erster am Tatort ist. Warum hat sich noch niemand über ihn beschwert? Warum zum Teufel wurde er nicht längst rausgeworfen?
Wieder auf dem Revier. Erst der Papierkram. Langweiliges, stumpfsinniges Zeug. Auf ihn wartet schon ein Bericht über die im Haus gefundenen Sachen. Dem Kriminalbeamten, der sich umgesehen hat, ist nichts Verdächtiges aufgefallen. Keine Drogen. Ein bisschen Kleingeld. Nichts, was einen stutzen lässt. Die Ermittlung weiterer Einzelheiten dürfte etwas länger dauern. Wie viel Geld hat Winter auf seinen Bankkonten, und können wir beweisen, dass es aus dem Drogenhandel stammt? Bei einem Toten ziemlich schwierig. Zumindest wenn er keine eindeutigen Beweise hinterlassen hat. Die erste Hausdurchsuchung deutet nicht darauf hin. Enttäuschend. Was aus seinem Vermögen wird und ob man es beschlagnahmen kann, muss jemand anders entscheiden.
Auf dem Weg zur Suite, in der Cope übernachtet hat, ärgert er sich, dass er nichts gegen sie in der Hand hat. Keine Drogen. Keine verdächtigen Dokumente. Kein verdächtiges Geld. Keine große Überraschung. Ein Dealer mit Winters Erfahrung weiß, wie vorsichtig man sein muss, wo man was versteckt, das nicht gefunden werden sollte. So jemand rechnet mit dem Schlimmsten. Schlimmer als diesmal wird es nicht. Wären Drogen gefunden worden, hätte er Cope jetzt am Haken. Hätte sie alles Mögliche fragen können. Druck ausüben können. Ihr wichtige Informationen entlocken.
Die Leute würden die Stirn runzeln, wenn sie wüssten, was er denkt. Er weiß, was die anderen von seiner Einstellung halten. Man darf der Frau gegenüber nicht so aggressiv sein. Sie ist eine Zeugin. Ein Opfer. Eine Waffe wurde auf sie gerichtet. Man muss ihr das Mitgefühl erweisen, das sie verdient hat. Schwachsinn! Völliger Schwachsinn. Sie ist die Freundin eines Drogendealers. Sie hat mit dem Mann zusammengelebt. Sie wusste, dass er ein Dealer war, dass er Dreck verkauft hat. Sie hat sich drauf eingelassen. Unvorstellbar, dass sie nichts über seine Geschäfte gewusst haben soll. Namen. Daten. Mengen. Sie ist im Besitz von allen möglichen Informationen. Clever, die Kleine. Weiß, dass sie nicht zu viel verraten darf. Was für sie ungefährlich ist und was nicht. Wäre was gefunden worden, könnte er es ihr vor die Nase halten. Geht nicht. Noch nicht.
Er klopft an die Tür und wartet draußen. Die Polizistin macht auf, nickt ihm zu, lässt ihn rein. Er weiß ihren Namen nicht mehr. Unwichtig. Cope sitzt wieder auf dem Sofa. Diesmal anständig gekleidet. Jemand muss ihr was zum Anziehen vorbeigebracht haben. Keine Familienangehörigen da. Am Morgen nach so einer Tat wäre das normal. Die Leute kommen angerannt, um das Opfer zu trösten.
»Wie geht’s Ihnen heute früh, Zara?«, fragt Fisher. Klingt, als wäre er besorgt. Ist er aber nicht. Jahrelange Übung.
»Geht so«, sagt sie mit nervösem Schulterzucken. Sie wirkt verängstigt. Ist sie auch.
»Ich will Ihnen bloß noch ein paar kurze Fragen über letzte Nacht stellen. Ein paar Sachen, die ich noch wissen muss, dann können Sie gehen. Können Sie irgendwo unterkommen?«, fragt er in der Annahme, dass sie
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