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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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sie genauso wütend sind wie er. Wenn nicht noch wütender. Murmeln Versprechen, dafür zu sorgen, dass ihr Buchhalter das Ganze ausbaden muss, wobei ihr Blick immer wieder zu Fraser wandert. Der hat die strikte Anweisung, dazusitzen, die Fresse zu halten und ein fieses Gesicht zu machen. Keine schwierige Rolle, und er spielt sie besser als die Besitzer des Pubs die ihre. Zum Abschluss warnt Young die beiden, dass so was nicht noch mal vorkommen darf. Nichts gegen sie natürlich, aber so was kann er bei seinen Geschäften nicht dulden. Wenn es noch mal vorkommt, dann wird er ernste Maßnahmen ergreifen müssen. Kein Wort darüber, wie diese Maßnahmen aussehen. Alles überaus freundlich.
    »Wir haben voll und ganz verstanden, John, voll und ganz«, sagt einer der beiden. Young lässt sie vom Haken, verlangt nicht jeden Penny zurück, der der Jamieson-Organisation gestohlen wurde. Auch dafür sind sie dankbar. Ihnen kommt nicht in den Sinn, dass der Pub für Young in erster Linie der Geldwäsche dient, aber es ist ohnehin unklar, ob sie schon rausgefunden haben, dass er über seine Geschäfte Drogengeld wäscht. Falls sie das gemerkt haben, sind sie hoffentlich so schlau, es weiter zu ignorieren.
    »Ich hab das Gefühl, unser eigener Buchhalter hat uns übers Ohr gehauen«, sagt der andere. »Zeigt doch, dass man niemandem trauen kann, oder?«
    Das Gespräch driftet in die theatralische Empörung ab, die man üblicherweise von Leuten zu hören kriegt, die mit den Fingern in der Kasse ertappt werden. John sitzt da und lässt ihnen ihr Schauspiel. Sie werden froh sein, das alles wenigstens gesagt zu haben. Allmählich lenkt er das Gespräch auf die Neuigkeiten in der Gegend. In einem Pub kriegt man alles Mögliche zu hören, oft noch vor den meisten anderen Leuten. Und manchmal erfährt man was äußerst Wichtiges. Wie an diesem Vormittag.
    »Hab gehört, letzte Nacht wurde jemand erschossen. So ein Typ, der ab und zu hier ist. Drogen. Hat’s wahrscheinlich verdient.«
    »Ach ja? Und wer war das?«, fragt Young.
    »Heißt Winter. Den hab ich schon mal rausgeschmissen, als er einen Drogendeal abziehen wollte. Kann ich nicht zulassen, ich muss an unseren Ruf denken.«
    Na ganz bestimmt, denkt sich Young. Winter wollte dich wohl nicht beteiligen. Aber das spricht er nicht aus. Kein Grund, den Mann zu reizen.
    »Erschossen, ja?«
    »Genau, in seinem eigenen Haus. Keine Überraschung, so wie der sich aufgeführt hat.«
    »Wieso?«
    »Ist in letzter Zeit echt rumgelaufen wie ein Lackaffe. Hat sich ’ne kleine Freundin zugelegt, halb so alt wie er. Hübsches Ding, war mal mit ihm hier. Eingebildet, aber hübsch. Auf einmal zieht der sich so jugendlich an, geht in Nachtclubs, lässt die Sau raus. Du weißt schon. Um mit der Kleinen mitzuhalten. Man muss sich doch seinem Alter entsprechend verhalten. Hat wohl einmal zu oft mit seinem Geld geprotzt. Ist den falschen Leuten auf den Sack gegangen oder so. Drogen. Die Dealer erwischt’s alle irgendwann. Geschieht denen recht.«
    Young überlässt die beiden ihren Moralpredigten. Dem Gesang der Heuchler. Wenn sie Winter rausgeworfen haben, dann wegen dem Geld, nicht wegen der Drogen. Hier im Pub wurde schon immer gedealt – das gehört hier dazu. Die Besitzer haben weggeschaut. Und die Dealer haben sie an den im Pub abgeschlossenen Geschäften beteiligt. Manchmal haben sie ihnen auch ein bisschen von ihrem Stoff überlassen, statt ihnen Geld zu geben. Winter hat sich offenbar anders entschieden. Wahrscheinlich war seine Gewinnspanne so gering, dass er keinen anderen an seinen Geschäften beteiligen konnte. Alles deutet darauf hin, dass er Schwierigkeiten hatte. Das hat ihn für jemanden, der auf den Markt drängt, so reizvoll gemacht. Leicht zu ködern. Die Art Mensch, auf die ein cleverer Scheißkerl wie Shug Francis abzielen würde. Er trifft sich mit Jamieson in einer Wohnung, die Peter gehört. Keine Firmen-, sondern eine Privatwohnung. Unten am Fluss. Herrlicher Blick. Kaum jemand weiß, dass sie ihm gehört. Ein kleiner Rückzugsort, an dem er hin und wieder ausspannen kann. Sie sitzen in der Küche, und Young zieht seinen Freund damit auf, dass der um zwanzig nach elf noch im Bademantel rumläuft. Aber in Wirklichkeit stört es ihn nicht. Jamieson muss sich hin und wieder entspannen. Braucht es, gelegentlich mal Luft abzulassen. Ist sonst nicht zu gebrauchen. Schadet ja keinem.
    »Ich hab gehört, Lewis Winter wurde letzte Nacht erschossen.«
    »Ach ja?« In seiner Stimme

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