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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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ihm bereits so vor, als könnte es sich ewig hinziehen. Nicht nur die Polizei wird immer professioneller, sondern auch die Leute, mit denen sie’s zu tun hat. Die Leute lernen, den neuen Tricks der Polizei zu entgehen. Immer öfter schnappt man nur den Abschaum. Ab und zu erwischt man mal einen, bei dem es sich lohnt, aber das erfordert viel mehr Arbeit als früher. Clevere Anwälte machen einem das Leben schwer. Dieser eine gute Fang kostet die Polizei so viel Zeit, dass sie anderes aus den Augen verliert. Fisher ist davon überzeugt, dass das der falsche Ansatz ist. Sie sollten sich lieber auf die Leute an der Spitze konzentrieren und den von ihnen bezahlten Killer vergessen.

26
    Calum wacht erst um kurz nach zehn auf. Er schläft oft aus. Von letzter Nacht ist er immer noch erschöpft. Es war schon nach vier, als er endlich einschlief. Die meisten Leute können nach so einem Auftrag gar nicht schlafen. Wegen des Adrenalins. Sie bleiben auf und tun irgendwas. Mitten in der Nacht kann man nicht besonders viel tun. Vielleicht hat man was zu tun, wenn man eine Freundin hat, denkt er. Und dann überlegt er, was für eine Freundin er haben könnte. Eine, die versteht, womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Die das Geschäft kennt. Sonst müsste er ihr alles verheimlichen. Unmöglich. Es müsste jemand sein, der das Geschäft kennt, und auf die Art Frauen, die das Geschäft kennen, kann er gut verzichten.
    Viele Leute werden wegen des Kicks nach dem Mord erwischt. Weil sie was tun, das Aufmerksamkeit erregt. Vielen wird das Trinken zum Verhängnis. Sie können nicht schlafen, schaffen es nicht, zu ihren Alltagsgewohnheiten zurückzukehren. Sie fahren nach Hause und machen sich eine Flasche auf. Beruhigt die Nerven. Hilft ihnen einzuschlafen. Ein notwendiger Teil des Jobs, sagen sie. Irgendwann ist es nach jedem Auftrag eine Flasche. Dann trinken sie immer öfter – eine Stärkung, um mit ihrer Arbeit fertigzuwerden. Bei allem, das ihr Nervenkostüm strapaziert, greifen sie zur Flasche. Schon bald kann man wegen seiner Abhängigkeit nicht mal mehr arbeiten. Diesen Fehler wird Calum nicht machen. Er trinkt nicht. Überhaupt nicht. Er kommt auch so klar. Daran ist nichts Geheimnisvolles. Ist keine große Kunst. Er wird einfach damit fertig.
    Er steigt aus dem Bett und spult dasselbe Programm ab wie fast jeden Tag. Toilette. Zähne putzen. Duschen. Frühstück. Was Leichtes. Ihm ist nicht nach essen zumute. Ihm ist überhaupt nach wenig zumute. Das ist der Absturz. Eine unvermeidliche Folge des Rauschs bei seiner Arbeit. Auch was, womit viele Leute nicht klarkommen. Je stärker der Kick bei der Arbeit, umso steiler und schlimmer der Absturz, wenn der Rausch nachlässt und man zu seinem gewohnten Leben zurückkehrt. Manche Leute jagen diesem Rausch nach. Führen mehr Aufträge aus, als ratsam ist. Auch das tut Calum nicht. Er ist sorgfältig. Methodisch. Zwischen zwei Aufträgen muss genug Abstand sein, man darf weder zu viel noch zu wenig tun. Man lässt weder den Kick während der Arbeit zu stark werden, noch lässt man sich vom Absturz danach zu sehr runterziehen.
    Es ist ein einsamer Job. Wenn man ihn richtig machen will, muss man lernen, allein zu arbeiten. Allein zu leben. Man muss ein Einzelgänger sein. Die Besten im Geschäft sind alle Einzelgänger. Wenn man älter wird, fällt es einem schwerer. Man bekommt das Bedürfnis, andere Leute um sich zu haben. Ein Teil von was Größerem zu sein. Bisher war das für Calum kein Problem. Er ist es gewohnt, allein zu sein, allein zu leben und zu arbeiten. Diesmal erforderte der Auftrag jemanden, der ihm zur Hand ging, deshalb hat er George mitgenommen. Sonst arbeitet er allein und fühlt sich dabei auch wohler. Er lebt schon allein, seit er neunzehn ist. Hatte Freundinnen, von denen manche über Nacht blieben, doch er ließ es nie so weit kommen, dass sie erwarteten, jede Nacht zu bleiben. Keine Gefahr, dass sie bei ihm einzogen. Er braucht seine Freiheit. Braucht sie so sehr, dass er befürchtet, nicht mehr anders leben zu können. Im Geschäft gibt’s viele, denen es so geht. Typen, die mit ihren vierzig, fünfzig Jahren noch immer hinter jüngeren Frauen her sind. Nicht nur wegen des Sex. Sie wirken wie geile alte Säcke, doch es steckt mehr dahinter. Sie suchen eine jüngere Frau, mit der sie häuslich werden können. Sehnen sich nach einer Familie. All das, was sie früher gemieden haben. Zum Teufel mit dem Risiko – das Leben ist nichts mehr wert, wenn man

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