Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
schwingt Erleichterung mit. Die Sache hat sich lange hingezogen.
»Sieht so aus. In seinem Haus. Mehr weiß ich nicht. Finde ich zu gegebener Zeit noch raus. Nichts darüber, dass jemand verhaftet wurde oder irgendwas schiefgegangen ist. Nur dass es passiert ist, dass die Leute sagen, Winter hätte es verdient. Alle reden darüber, dass er ein Dealer war. Über seine jüngere Freundin. Dass er in großem Stil gelebt und die Aufmerksamkeit der falschen Leute erregt hat.«
»Hm-hmm«, erwidert Jamieson nickend. Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Bis sie mehr Einzelheiten wissen, kann er kein größeres Interesse aufbringen.
Beide wissen, dass bei dem Auftrag nichts schiefgegangen ist. Wäre es so, würden die Leute nur darüber reden. Dann wäre es keine Geschichte über den Mord an Lewis Winter, sondern eine über die Verhaftung von Calum MacLean, und Winter wäre bloß noch ein Nebengedanke. Vielleicht schade für ihn, aber der Täter ist nun mal aufregender als das Opfer. Das Opfer steht nur dann kurz im Rampenlicht, wenn der Täter unbekannt ist. Also lief alles glatt. Sie werden nicht überheblich. Sie gehen davon aus, dass alles gutgegangen ist, weil nichts für das Gegenteil spricht. Vielleicht müssen sie ihre Meinung noch ändern.
Young überlässt Jamieson seinem Zeitvertreib. Seinem freien Tag. Jamieson hat nicht viele freie Tage. Young noch weniger, aber das ist seine eigene Entscheidung. Er hat sein Leben an seiner Arbeit ausgerichtet – ansonsten weiß er nicht viel mit seiner Zeit anzufangen. Urlaub interessiert ihn nicht. Die Dinge, die so viel von Peters Freizeit in Anspruch nehmen, findet er auch nicht besonders interessant. Er interessiert sich weder für Golf noch für Pferderennen oder gar für Snooker. Damit befasst er sich nur, weil Peter einen Mitspieler braucht. So wird das Leben zur Arbeit und die Arbeit zum Leben. Und das gefällt ihm. Es begeistert ihn immer wieder. Stellt ihn tagtäglich auf die Probe. Sein Urteilsvermögen. Seinen Verstand. Seine Nervenstärke. Das mag seine Schattenseiten haben, doch seiner Ansicht nach überwiegt das Gute daran bei weitem.
29
Ein Kriminalbeamter wurde damit beauftragt zu überprüfen, ob Winters Vermögen gemäß dem Gesetz über Erträge aus Straftaten beschlagnahmt werden kann. Das ist für die Polizei immer wichtiger geworden – dem Verbrecher so viel wie möglich wegnehmen. Eine zusätzliche Strafe. Eine Gelegenheit, Geld zu beschaffen. Ist jedoch schwer, einem Toten was wegzunehmen. Kommt selten vor. Normalerweise sind die Leute noch am Leben und wurden verurteilt, aber selbst dann kriegt man selten so viel wie erhofft. Man muss die Verbindung zwischen dem Vermögen und dem Verbrechen nachweisen können. Greig weiß, dass sich die Anzugträger unter seinen Kollegen darum bemühen, auch in diesem Fall. Im Haus wurde nichts gefunden, womit man beweisen könnte, dass Winter sein Vermögen illegal erworben hat, und Cope dürfte nicht so dumm sein, ihnen etwas auf einem silbernen Tablett zu servieren.
Der Kriminalbeamte heißt McGowan. Greig kramt in seinem Gedächtnis. So ein kleiner Dicker. In mittlerem Alter. Netter Kerl. Sehr umgänglich. Greig wird die Lage im Auge behalten, glaubt aber nicht, dass er eingreifen muss. Vorausgesetzt, dass niemand anders im Testament genannt wird, geht irgendwann alles an Cope, und dann kriegt auch er seinen Anteil. Geld für nichts. Vielleicht nicht für gar nichts. Falls McGowan Probleme macht und sich Winters Besitz unter den Nagel reißen will, muss er einschreiten. Ein Wort unter vier Augen.
Jetzt hat er ein Gespräch mit dem Detective Inspector, der die laufenden Ermittlungen zum Mord an Winter leitet. Der Detective Chief Inspector dürfte ihm dabei über die Schulter schauen und das Ganze letztlich nach außen hin vertreten, doch die Drecksarbeit leistet hauptsächlich Fisher. Fisher kann ihn nicht ausstehen. Das weiß Greig. Fisher gibt sich keine große Mühe, es zu verbergen. Eigentlich seltsam, denn sie haben einiges gemeinsam. Beide haben für den Job Opfer gebracht. Beide arbeiten härter und länger als die meisten anderen. Okay, denkt Greig, vielleicht geht Fisher der Blick fürs Wesentliche ab, den er selbst hat. Den verdankt er der Arbeit als Streifenpolizist. Man lernt, was machbar ist und was nicht. Verliert den naiven Glauben, dass alle Verbrechen aufgeklärt, alle Verbrecher aufgehalten werden können. Lernt, sich im richtigen Moment den eigenen Vorteil zunutze zu machen. Das ist keine
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