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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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schlechte Polizeiarbeit. Schlechte Polizeiarbeit ist es, gar nichts zu unternehmen. Oder etwas zu versuchen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.
    Fisher wartet auf ihn, zusammen mit Marcus Matheson, dem jungen Polizisten, mit dem er letzte Nacht Dienst hatte. Sie sitzen an Fishers Schreibtisch, oben im Großraumbüro. Greig begrüßt ein paar andere Detectives, während er zu den beiden rübergeht. Er ist schon lange auf dem Revier. Gehört gewissermaßen zum Mobiliar. Hier gibt’s niemanden, mit dem er nicht schon mal bei dem einen oder anderen Fall zusammengearbeitet hat. Alle kennen ihn. Er weiß, was die meisten von ihm halten. So lange wie er hält man nur durch, wenn man selbstkritisch ist. Manchen Leuten graut es vor ihm. Manche sind davon überzeugt, dass er kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems ist. Andere wissen es besser.
    Greig setzt sich neben den jungen Kollegen. Er sieht den Blick in den Augen des Detectives. Er weiß, was Fisher denkt: Warum zum Teufel gibt man unerfahrene junge Polizisten unter die Fittiche eines widerlichen Mistkerls wie Paul Greig? Weil nicht alle so naiv sind wie du, denkt Greig. Nicht alle glauben, dass man für die Verbrechensbekämpfung ein Engel sein muss. Die Leute begreifen, dass der erste große Schritt im Kampf gegen die Verbrecher darin besteht, sie zu kennen. Man muss wissen, wer sie sind. Wo sie leben und arbeiten. Man muss ein Gefühl für das Milieu haben. Das kann man anderen nur schwer beibringen. Greig ist ein guter Lehrer, und das wissen die Leute, auf die es ankommt.
    »Sie beide waren also bei dem Mord an Winter als Erste am Tatort. Erzählen Sie mir davon.« Fisher lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Er ist kurz angebunden, aber das dürfte denen egal sein. Viele Leute halten ihn für ein Arschloch, aber ihn schert das nicht. Sie wissen, dass er ein guter Polizist ist. Dass er offen und ehrlich ist.
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen«, sagt Matheson. »Wir kommen an, die Tür steht offen, das Schloss ist kaputt. Wir gehen rein. Das Mädchen ist unten und hat die Zentrale am Telefon. Sie legt auf, kommt rüber. Kaum zu übersehen, dass sie wahnsinnige Angst hatte, dachte vielleicht, dass es noch mehr Ärger gibt. Man konnte ihr die Erleichterung ansehen, als sie uns erkannt hat.«
    Zara Cope war die Erste und Einzige, die die Erschießung gemeldet hat. Von den Nachbarn hat keiner was gehört. Anscheinend.
    »Und dann?«, fragt Fisher.
    »Ich ging nach oben, um mich umzuschauen, der Kollege Greig blieb unten bei der Zeugin. Ich ging hoch und öffnete mehrere Zimmer, bis ich das Schlafzimmer fand. Machte die Tür auf. Roch den Urin. Schaltete das Licht an.«
    »Sie haben das Licht angeschaltet?«, unterbricht ihn Fisher.
    »Ja, ich hab das Licht angeschaltet. Da drin war’s stockdunkel.«
    Dann ist der Killer beim Rausgehen also doch stehen geblieben, um das Licht auszuschalten. Fisher wusste nicht genau, warum das für ihn wichtig sein sollte, aber es war so. Ein echter Profi. Solche Leute erwischt man selten. Die Spurensicherung überprüfte zwar bereits Fingerabdrücke, die sie im Haus gefunden hatte, Cope hatte ihnen aber erzählt, dass sie viele Leute zu Besuch gehabt hätten. Freunde. Auch an diesem Tag sei eine Freundin da gewesen. Sollte überprüft werden.
    Fisher hält kurz inne und überlegt. Unwahrscheinlich, dass der Killer keine Handschuhe trug, aber man weiß nie, was man so findet.
    »Ist das wichtig?«, fragt Greig und unterbricht bewusst seinen Gedankengang.
    »Er wurde nicht im Dunkeln erschossen. Der Typ trug keine Nachtsichtbrille. Der musste das Licht anschalten, um Winter zu sehen. Beim Rausgehen hat er es dann wieder ausgeschaltet. Welchen Eindruck hat die Zeugin auf Sie gemacht?«
    »Sie stand unter Schock«, sagt Greig. »Eindeutig. Total verängstigt, würde ich sagen.«
    »Hm-hmm. Hat sie in den ersten paar Minuten nichts gesagt – irgendwas Interessantes?«
    »Sie hat fast gar nichts gesagt. War bloß dankbar, dass jemand da war.«
    Fisher wünschte, Matheson wäre allein da. Dann könnte er offen reden. Müsste sich nicht ständig von Greig unterbrechen lassen. Fisher könnte den jungen Polizisten beiseitenehmen und einen echten Eindruck von der Atmosphäre im Haus bekommen. Von Copes Verhalten. Es könnte auch interessant sein zu wissen, wie sie und Greig aufeinander reagiert haben.
    »Sie wissen, dass im Haus nichts gefunden wurde«, sagt Fisher.
    »Nichts wovon?«, fragt Greig.
    »Keine Drogen.

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