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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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kann sich nirgends hinwenden. Wie kann man so lange durchs Leben gehen, achtundzwanzig Jahre, gut aussehend und nicht auf den Kopf gefallen, und trotzdem niemanden haben, an den man sich wenden kann? Das ergibt für sie keinen Sinn. Das Ganze sollte einfacher sein. Gut, sie muss damit klarkommen. Darf nicht Trübsal blasen. Sich nicht selbst bemitleiden. Sie muss trotzdem dafür sorgen, dass sie am Ende mit einem möglichst großen Polster aus der Sache rauskommt.
    Als Erstes muss sie dafür bei Stewart vorbeigehen und sich abholen, was sie ihm gegeben hat. Sie ist nicht in der Stimmung, sich länger mit ihm zu befassen. Sie kann es schon vor sich sehen, wie er sie betatscht, aber ihr bleibt nichts anderes übrig.
    Die Adresse kennt sie auswendig. Falls er sie angelogen hat und sie sich noch mal über den Weg laufen, dann übernimmt sie für nichts die Verantwortung. Herrgott, sie ist nicht in der Stimmung, ihre Zeit mit einem selbstverliebten Trottel zu verschwenden, der gerade erst den Windeln entwachsen ist. In den ersten zwanzig Minuten will sie nur das Polizeirevier hinter sich lassen. Es gibt da eine tiefsitzende Paranoia. Die wird einem vom Geschäft eingetrichtert, in dem sie fast zehn Jahre verbracht hat. Man gewöhnt sich daran, die Polizei als Feind zu betrachten. Einen Feind als jemand Raffinierten, Hinterhältigen zu betrachten. Zara wird das Gefühl nicht los, dass die Polizei sie beobachten könnte. Dass ihr jemand in einiger Entfernung folgt, gerade nah genug, um zu sehen, wo sie hingeht und mit wem sie redet. Nicht unmöglich. Es ist offensichtlich, dass Fisher sie nicht leiden kann und ihr nicht traut. Doch sie kann hinter sich niemand Auffälligen entdecken.
    Sie bestellt ein Taxi. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass derselbe Fahrer noch mal kommt? Ziemlich gering. Er ist es nicht, dieser Mann ist viel jünger. Sie nennt ihm die Straße, die Stewart ihr aufgeschrieben hat. Der Mann fährt. Er labert sie voll. Sie wünschte, er würde den Mund halten, damit sie mitbekommen könnte, was im Radio gesagt wird. Ein Lokalsender. Es laufen gerade Nachrichten. Sie hört nicht, was der Sprecher sagt. Klingt nicht so, als würde was über den Mord gebracht. Vielleicht noch ein bisschen zu früh. Wahrscheinlich morgen. Falls Fisher beschließt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Vielleicht hält er ja alles unter Verschluss. Irgendwelche Beweise, die er verwenden will.
    Während sie hinten im Taxi sitzt und über alles nachdenkt, gleitet die Stadt an ihr vorbei. Sie will, dass die Leute erwischt werden, die das getan haben. Im Innersten wünscht sie, dass die beiden für ihre Tat büßen müssen. Okay, Lewis war nicht perfekt. Kein Engel. Auch ihre Beziehung war nicht gerade perfekt. Aber sie gehörte ihnen, und kein anderer hatte das Recht, sie ihnen einfach wegzunehmen. Es war nicht perfekt, hätte aber was fürs Leben sein können. Und plötzlich ist im Handumdrehen alles weg. Ist die Zukunft weg. Die hatten kein Recht dazu. Doch ihr Kopf sagt ihr, dass sie besser nicht erwischt werden. Wenn man die beiden schnappt, dann wird sie das Ganze nie hinter sich lassen und weiterleben können. Dann erzählen die beiden von Stewart. Und sie fällt in das Loch, dass sie sich gegraben hat. Der Verstand geht über die Gefühle. Bleibt Profis, ihr Mörder, und bleibt auf freiem Fuß.
    Das Taxi hält in einer Straße, die sie nicht kennt. Ansehnlich. Alte Häuser, Vorkriegszeit. Groß. Wahrscheinlich alle in Wohnungen aufgeteilt. Eine Gegend voll aufstrebender Leute. Der erste Schritt auf der Immobilienleiter, der zu was viel Prächtigerem führen wird. Schön für die alle. Sie geht die Straße lang und betrachtet die Hausnummern an den Toren. Schließlich entdeckt sie die richtige. Gut gepflegter Vorgarten. An der Eingangstür gibt es eine Klingel mit vier Knöpfen. Vier Namen. Sie weiß, dass sie nach Wohnung C suchen muss. Dort stehen die Namen Macintosh und Shields. Welcher von beiden ist Stewart? Sie klingelt.
    Über die Sprechanlage hört er sich ziemlich außer Atem an. Er sagt, dass er gleich unten ist. Durch die Glasscheibe in der Tür sieht sie, wie eine Gestalt durch den Flur gestürmt kommt. Er macht auf. Grinst. Dann unterdrückt er das Grinsen, da er begreift, dass es für die Situation unangemessen ist.
    »Komm rein. Nach oben. Wie schön, dich zu sehen. Wie geht’s dir?«
    Wie sehr er sich auch bemüht, mitfühlend zu klingen, er wirkt völlig aufgekratzt. Er war nervlich extrem angespannt. Hat

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