Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
Ich half Winter den Weg entlang. Zara schloss die Tür auf. Wir bugsierten ihn nach oben, ins Schlafzimmer. Das war … unangenehm. Winter nuschelte irgendwas, aber ich konnte es nicht verstehen. Er war aggressiv. Ich glaube nicht, dass er ihr ein anständiges Leben geboten hat. Er nässte sich ein. Und er schlug nach mir. Wir legten ihn aufs Bett und gingen nach unten.«
Du musst auf die richtige Reihenfolge achten, denkt Fisher. Musst ihn nach der Ankunft fragen. »Als das Taxi vor dem Haus hielt, haben Sie da irgendwen gesehen?«
»Nein, da war niemand. Zumindest hab ich keinen Menschen gesehen.«
Das ist kein Killer. Dieser Macintosh ist eine einzige Enttäuschung, aber vielleicht hat er doch noch was zu bieten.
»Und dann?«, fragt Fisher.
»Dann gingen wir nach unten. Zara trank einen Whisky. Sie war gestresst. Ich glaube, sie stand bei ihm ziemlich unter Druck.«
»Und dann?«
»Sie … äh … zog sich aus. Half mir beim Ausziehen. Wir … haben uns aufs Sofa gelegt … um miteinander zu schlafen.«
Das würde den Stress abbauen, denkt Fisher.
Stewart spürt, dass er rot wird. Er dürfte knallrot sein, wie ein dummer kleiner Junge, der mit runtergelassener Hose erwischt wird.
»Weiter«, sagt Fisher. Er sitzt ausdruckslos da. Sein Kollege macht ein paar Notizen, wenn auch nicht besonders viele. DC Davies wirkt vor allem gelangweilt.
»Wir haben …«
»Miteinander geschlafen, ja, Sie können es ruhig aussprechen«, sagt Fisher trocken. Der Anwalt wirft ihm einen unfreundlichen Blick zu, aber wen interessiert der schon?
»Ich hörte einen lauten Knall an der Tür. Wusste nicht, was das war. Dann noch einen. Plötzlich standen zwei Männer im Zimmer. Echt beängstigend.«
Fisher wusste, dass Cope ihn belog, das ging ihm gerade durch den Kopf. Wäre dieses dumme kleine Miststück von Anfang an ehrlich gewesen, dann könnte er mit den Ermittlungen inzwischen viel weiter sein.
»Die beiden sagten kein Wort. Sie standen bloß da. Einer von ihnen richtete eine Waffe auf uns.«
»Wie sahen sie aus?«, will Fisher wissen. Der Junge will die Geschichte allgemein halten. Doch Fisher braucht Einzelheiten.
»Sie waren schwarz gekleidet. Sie sahen – keine Ahnung – durchschnittlich aus. Ich weiß nicht. Sie waren ganz in Schwarz. Hatten Sturmhauben übergezogen. Sie richteten eine Waffe auf mich. Deshalb geriet ich in Panik.«
»Was haben Sie getan?«
»Ich versuchte, zur Tür zu rennen. Ich hatte nicht mal was an.« Er spürt, wie seine Haut brennt. »Bin einfach losgerannt. Einer von ihnen schlug mich. Ein stechender Schmerz. Ich stürzte über einen Stuhl. Lag auf dem Boden. Er muss mich mit der Waffe geschlagen haben. Ich hab immer noch die Beule am Kopf. Ich … blieb liegen. Hatte unglaubliche Angst. Dann hörte ich den Schuss. Und dann schlug die Haustür zu. Das ist alles.«
Eine lange Pause tritt ein. Schweigen. Das Ganze klingt glaubwürdig. Es passt zu dem, was Cope ihm erzählt hat. Okay, sie hat ein paar Details ausgelassen. Der Verdächtige ist zu einem Mordzeugen geworden. Aber da ist noch was. Jetzt muss er erklären, warum er nicht mehr da war, als die Polizei kam.
»Die Killer haben also das Haus verlassen. Und was ist dann passiert, Mr. Macintosh? Denn als meine Beamten am Tatort eintrafen, war von Ihnen nichts mehr zu sehen.«
Er sieht seinen Anwalt an, und der nickt. Zeit, den schlimmsten Teil zu erzählen. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte«, sagt er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Ich meine, das ist doch normal, oder? Ich war ja noch nie in so einer Lage.«
Stewart legt die Hände flach auf den Tisch und betrachtet seine Fingernägel. Er muss versuchen, Zaras Bild aus dem Kopf zu kriegen, wenn er ihnen all das erzählt.
»Es war Zara. Sie hat sich zusammengerissen. Hat verstanden, was passieren würde. Die Polizei würde ins Haus kommen. Sie sagte, ich müsste verschwinden, sonst würde ich in die ganze Sache verwickelt werden. Das wollte ich nicht. Meine Karriere. Einfach alles. Ich wollte nicht … Und sie sagte, im Haus befänden sich Sachen, die sie loswerden müsste. Wenn die entdeckt würden, könnte sie ins Gefängnis kommen. Sie gehörten dem Alten – Winter –, aber ihr würde man alles anlasten. Ich wollte ihr doch nur helfen.«
Jetzt kommen wir endlich voran. Jetzt haben wir bald endlich was gegen das verlogene Miststück in der Hand. Bestens.
»Sie ging nach oben. Ich weiß nicht, wohin. Ich blieb unten. Zog mich an. Sie kam mit
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