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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Vergnügen gewidmet waren. Außerdem entdeckte er Homepages, von denen er noch nie gehört hatte – unter anderem eine, die eine SMS auf das Handy schickte, wenn die »Idealfrau« in einer Entfernung von weniger als fünfzehn Metern an einem vorüberging, oder eine, die angeblich sofort die zu einem Autokennzeichen gehörige Adresse preisgab, wenn man Interesse an der schönen Fahrerin bekundete.
    Schließlich widmete er sich den Mails, die Nono auf den unterschiedlichsten Seiten verschickt oder erhalten hatte. Sie zu entziffern fiel ihm schwer, denn Rechtschreibfehler waren offenbar an der Tagesordnung. Außerdem gab es Abkürzungen, deren Bedeutung er kaum erraten konnte, wie »HUND« für »habe unten nichts drunter« oder »bibabu« für »Bis bald, Bussi«. Außerdem erschwerten jede Menge zappelnder, grinsender und zuckender Smileys die Lektüre. Der Aufmacher der Seite ließ keine Fehldeutung zu: »Sieben Minuten, die dein Leben verändern«.
    Auf der Webseite gab es ein Forum, in dem man sich vorstellen und miteinander ins Gespräch kommen konnte, ehe man sich tatsächlich irgendwo traf – die Chatter sprachen von »Dates« im »Real Life«.
    Narcisse loggte sich ein. Bereits beim Schreiben der ersten Worte stellte er fest, dass er wieder in seine frühere Identität zurückfand.
    »Hier ist Nono :-) Bin wieder da!«

4. Nono

C hatelet, du hast Besuch.«
Anaïs reagierte nicht. Niedergeschlagen lag sie auf ihrer Pritsche und betrachtete ihre Häftlingsnummer. Sie war allein in einer Zelle von neun Quadratmetern, ein Luxus, um den sie nicht einmal gebeten hatte. Bett, Tisch und Stuhl waren beweglich. Auch das war Luxus. Hätte man sie in den Hochsicherheitstrakt verlegt, wäre das Mobiliar am Boden verschraubt gewesen.
    Tags zuvor war sie mit einem Transporter ins Gefängnis gebracht worden, wo zunächst ein Gespräch mit einer Sozialarbeiterin und später mit dem Gefängnisdirektor anberaumt war, der sie über die Hausordnung aufklärte. Anschließend musste sie sich ausziehen und eine medizinische Untersuchung einschließlich eines Vaginalabstrichs über sich ergehen lassen. Alle Befunde waren negativ, bis auf die Tatsache, dass der Arzt in seinem Bericht ihre zerschnittenen Arme gesondert erwähnt hatte.
    »Hey, hörst du vielleicht zu, wenn man mit dir redet?«
    Anaïs setzte sich auf. Sie hatte sich für das obere der beiden Etagenbetten entschieden. Steif vor Kälte schaute sie auf ihre Uhr. Man hatte sie ihr gelassen, was ebenfalls eine Vergünstigung war. Noch nicht einmal 9.00 Uhr. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr Gehirn in Beton eingegossen – den gleichen Beton, aus dem die riesigen Blöcke des Gefängnisses Fleury-Mérogis bestanden.
    Gefügig folgte sie der Aufseherin. Jeder Flur wurde von einer verschlossenen Tür begrenzt. Im trüben Licht wirkten die Böden, Wände und Decken des Frauengefängnisses entweder grau oder beige – auf jeden Fall farblos. Im ganzen Gebäude hing ein starker Geruch nach Reinigungsmitteln.
    Wieder eine Tür, wieder ein Schloss.
    Um diese Uhrzeit konnte der Besucher eigentlich nur ein Polizist oder ein Anwalt sein. Jedenfalls irgendetwas Offizielles.
    Der nächste Flur, das nächste Schloss.
    Hinter verschlossenen Türen hörte man laufende Fernseher. Einige Frauen befanden sich bereits bei der Arbeit, andere liefen frei auf den Fluren herum – auch dies war eine Besonderheit im Frauengefängnis. Wärterinnen in weißen Kitteln schoben Kinderwagen in Richtung Krippe. In Frankreich dürfen Frauen, die im Gefängnis niederkommen, ihr Kind bis zum Alter von achtzehn Monaten bei sich behalten.
    Eine elektronische Fernbedienung öffnete eine Schleuse, wo die Häftlingsnummer präsentiert werden musste. Anaïs fand sich in einem Gang mit Räumen wieder, deren Glastüren durch Gitter geschützt wurden. In jedem Raum standen ein Tisch und zwei Stühle.
    Hinter einer der Türen entdeckte Anaïs ihren Besucher. Es war Solinas, der seine Brille wieder einmal auf seinen kahlen Schädel hochgeschoben hatte.
    »Sie sind ja ganz schön dreist«, zischte sie, als sie vor ihm stand.
    Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss. Solinas öffnete eine Aktentasche, die unter dem Tisch stand.
    »Wir können uns gern duzen.«
    »Was willst du, Arschloch?«
    Solinas grinste und legte eine Akte mit grünem Einband auf den Tisch.
    »An unserer Beziehung müssen wir noch ein wenig arbeiten, wie ich sehe. Setz dich.«
    »Ich warte auf deine Antwort.«
    Er legte die Hand auf den

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