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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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war er dieses Mal? Womit verdiente er seinen Lebensunterhalt?
    Das Gespräch mit dem Chef der Firma RTEP fiel ihm ein. Offenbar bestellte er regelmäßig kleinere Mengen geklärten Leinöls. War auch das nur Attrappe, oder brauchte er dieses Öl wirklich? Offenbar benötigte Chaplain den Vorrat für irgendeine Tätigkeit. Eine geheimnisvolle, lukrative Tätigkeit, die etwas mit Chemie zu tun hatte. Produzierte er etwa Drogen in einem Keller?
    Jedenfalls gab die mit Cash bezahlte Tätigkeit ihm Anlass zu der Hoffnung, dass irgendwo in der Wohnung Bargeld versteckt sein könnte. Zunächst stieg er hinauf ins Zwischengeschoss. Versteckte man wertvollen Besitz nicht am liebsten in der Nähe seiner intimsten Aufenthaltsorte? Auf der Suche nach einem Safe hob er das Bett an, durchwühlte den Kleiderschrank und stellte den Schreibtisch auf den Kopf. Doch er fand nichts.
    Sein Blick fiel auf die Modellflotte. Jeder Schiffsrumpf maß zwischen siebzig Zentimeter und einem Meter. Plötzlich war er sich ganz sicher, dass sich das Geld in einem dieser Schiffsrümpfe befand. Vorsichtig griff er nach dem ersten Boot. Laut der Gravur auf der Messingplatte im Sockel handelte es sich um eine America’s Cup J-Class Sloop. Er öffnete sie, fand sie jedoch leer. Er stellte das Modell zurück und öffnete das zweite – eine Zwölf-Meter-Jacht namens Columbia . Auch sie war leer, ebenso wie die Gretel der Royal Sydney Yacht Squadron, die Southern Cross des Royal Perth Yacht Club und die Courageous des New York Yacht Club.
    Er begann bereits, an seiner Intuition zu zweifeln, als er die Brücke der Pen Duick I , des ersten Seglers von Éric Tabarly, öffnete und tief im Schiffsbauch versteckt bündelweise Fünfhundert-Euro-Scheine fand. Er unterdrückte einen Freudenschrei und füllte sich nervös die Taschen. Dieser ganze Wohlstand konnte im Grunde nur eines bedeuten: Drogen!
    Nutzte Nono die Flirts, um seine Ware besser an den Mann bringen zu können? Sofort fielen ihm die Morde wieder ein. Hatte der Mörder seinen Opfern nicht reines Heroin injiziert? Hastig schob er diesen Gedanken beiseite.
    Als er erneut in den Schiffsrumpf griff, ertastete seine Hand noch etwas anderes. Eine Karte mit Magnetstreifen. Hatte er etwa Chaplains Visa- oder American-Express-Karte gefunden? Er fischte sie heraus und stellte fest, dass er eine Krankenkassenkarte in der Hand hielt, auf der die Nummer seiner Sozialversicherung vermerkt war. Als Nächstes förderte er einen Personalausweis, einen Führerschein und einen Reisepass zutage. Alle Dokumente gehörten Arnaud Chaplain, geboren in Le Mans am 17. Juli 1967.
    Er ließ sich zu Boden gleiten. Kein Zweifel, er war ein Krimineller. Er pflegte Kontakte zu Randgruppen. Er hatte sich gefälschte Papiere besorgt. Eigentlich wunderte er sich nicht einmal darüber, dass er zu Betrug, Lüge und einem Leben im Untergrund verdammt war.
    Schließlich stand er auf und beschloss, zunächst einmal zu duschen. Anschließend würde er ein Handy kaufen und sich mithilfe der Fachleute bemühen, den Speicher seines früheren Handys – dessen Nummer er von den Rechnungen kannte – so weit wie möglich zu rekonstruieren. Vielleicht fand er anhand der SMS die Namen seiner Kunden und erfuhr so, womit er eigentlich sein Geld verdiente. Er würde die Leute anrufen, mit ihnen verhandeln und vielleicht irgendwann verstehen, was sie von ihm erwarteten. Und abends würde er zum Speed-Dating gehen.
    Die Maschine Nono setzte sich allmählich in Gang.

I ch habe mein Handy verloren.«
»Wie originell.«
    Chaplain legte seine letzte Rechnung auf die Ladentheke, ohne auf den trockenen Humor des Verkäufers einzugehen.
    »Ich weiß leider nicht mehr, was ich tun muss, um die Mailbox abzuhören.«
    Der Mann griff wortlos nach der Rechnung, rieb sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und machte ganz auf Fachmann.
    »Bei diesem Anbieter ist es eigentlich ganz einfach. Sie rufen Ihre Nummer an, geben bei Aufforderung Ihr Passwort ein und drücken die Sterntaste.«
    Damit hätte er rechnen müssen. Die PIN kannte er natürlich nicht.
    »Okay«, erklärte er. »Aber ich möchte gern ein anderes Telefon kaufen. Am besten gleich mit einem neuen Vertrag.«
    Anstatt sich jedoch der Vitrine mit den neuesten Modellen zuzuwenden, setzte der Verkäufer sich an seinen Computer und tippte Chaplains Kontonummer ein.
    »Wozu wollen Sie einen neuen Vertrag? Sie haben eine günstige Flatrate und …«
    Chaplain schnappte sich seine Rechnung und steckte

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