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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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habe meine Wahl getroffen«, flüsterte sie.
    »Beweise es.«
    Freire nahm ihre Hand und ließ einen klein gefalteten Zettel zwischen ihre Finger gleiten.
    »Was ist das?«
    »Datum und Uhrzeit eines Anrufs, den Chaplain im August auf seiner Festnetzleitung bekommen hat. Es ist ein Hilferuf. Ich muss unbedingt den Namen der Anruferin erfahren.«
    Anaïs fuhr auf.
    »Es handelt sich um eine unterdrückte Nummer«, sagte er. »Der letzte Anruf, den ich erhalten habe, als ich noch Chaplain war. Am nächsten Tag bin ich jemand anders geworden. Ich muss diese Frau unbedingt finden.«
    Anaïs senkte den Kopf und starrte auf ihre geschlossene Faust. Ihr Herzschlag hatte kurz ausgesetzt. Sie fühlte sich unendlich enttäuscht.
    »Ich habe dir noch eine andere Nummer aufgeschrieben – die von meinem neuen Handy. Kann ich auf dich zählen?«
    Anaïs ließ den Zettel diskret in ihre Hosentasche gleiten und wich seiner Frage mit einer Gegenfrage aus:
    »War Chaplain ebenfalls auf der Suche nach dem Mörder?«
    »Ja, aber auf andere Art. Er benutzte Dating-Seiten. Vor allem eine Speed-Dating-Agentur namens sasha.com . Sagt dir das etwas?«
    »Nein.«
    »Aber diese Nummer ist wirklich wichtig, Anaïs. Ich muss sie in Erfahrung bringen und mit dieser Frau sprechen. Wenn es nicht schon zu spät ist.«
    Anaïs blickte in seine geröteten Augen. Für einen kurzen Moment wünschte sie dieser Rivalin die Pest an den Hals, aber dann riss sie sich zusammen.
    »Bist du nur deshalb gekommen?«, gelang es ihr zu fragen.
    Die Glocke erklang, die Besuchszeit war zu Ende. Er lächelte müde und stand auf. Trotz des Gewichtsverlusts, der Tatsache, dass er jetzt deutlich älter wirkte, seiner fiebrig glänzenden Augen und seiner zerschlagenen Nase versprühte er noch immer einen unwiderstehlichen Charme.
    »Dummerchen!«

K aum dass sie das Sprechzimmer verlassen hatte, bat Anaïs um die Genehmigung für ein Telefongespräch. Da dies lediglich einen Umweg über den nördlichen Flügel bedeutete, wo eine ganze Reihe öffentlicher Telefone an der Wand befestigt waren, stimmte die Aufseherin zu.
    Weil es Zeit für den täglichen Spaziergang war, standen ausnahmsweise keine Schlangen vor den Apparaten. Anaïs wählte eine Nummer, die sie im Kopf hatte. Sie musste jetzt tätig werden, um nicht endgültig in ihrer Niedergeschlagenheit zu versinken. In ihrer Zelle Rotz und Wasser heulen konnte sie später immer noch. Endlich hatte sie Mathias Freire wiedergesehen, und was war passiert? Gar nichts. Ein bisschen Polizeiarbeit. Ein beruflicher Austausch. Und das war’s auch schon.
    »Hallo?«
    »Le Coz, hier ist Chatelet.«
    »Anaïs? Was um Himmels willen ist da los?«
    Die Nachricht von der Schießerei und ihrer Verhaftung war natürlich längst in den Südwesten vorgedrungen.
    »Ich habe jetzt keine Zeit, dir das zu erklären.«
    »Können wir irgendetwas tun?«
    Anaïs warf einen Blick zu ihrer Aufseherin hinüber, die vor dem vergitterten Fenster auf und ab ging. Sie zog den Zettel aus der Tasche und faltete ihn auseinander.
    »Ich sage dir Datum und Zeit eines Anrufs von einer unterdrückten Nummer sowie den angerufenen Anschluss. Du identifizierst den Anrufer, und zwar sofort.«
    »Immer mit der Ruhe. Du hast dich kein bisschen verändert«, lachte Le Coz.
    Anaïs diktierte ihm, was auf dem Zettel stand, und hörte, wie er ein anderes Telefon abhob. Nachdem er die Daten durchgegeben hatte, kehrte er zu ihr zurück.
    »Ich habe einen Anruf von Abdellatif Dimoun bekommen.«
    Anaïs brauchte ein paar Sekunden, um den Namen einzuordnen. Der Mann von der Spurensicherung in Toulouse. Der schöne Araber.
    »Was wollte er?«
    »Du hast ihm angeblich einen Haufen Zeug von einem Strand in Marseille zugeschickt.«
    Sie hatte diese Spur völlig vergessen. Es war der Krempel, den man rings um die Leiche des Ikarus sichergestellt hatte.
    »Hat er es untersucht?«
    »Ja, allerdings nur die Stücke, die von der Brandung angeschwemmt wurden. Es gibt nur ein Teil, das nicht zu den anderen passt. Ein Spiegelfragment. Er sagt, es müsse anderswo herkommen. Vielleicht aus der Tasche des Mörders.«
    »Wieso?«
    »Weil sich an dieser Spiegelscherbe keine Spur von Salz findet. Sie stammt mit Sicherheit nicht aus dem Meer.«
    Eine Spiegelscherbe! Das war wirklich eine Entdeckung!
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Le Coz fort. »Die Untersuchung hat ergeben, dass sich Spuren von Silberjodid an diesem Spiegelstück befinden.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Der

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