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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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rechts.
    »Nicht einmal ein kleines Detail?«
    »Nichts.«
    »Und der Engländer? Das Telefonbuch?«
    Nervöse Ticks zuckten über Mischells Gesicht.
    »Nichts. Darüber weiß ich gar nichts.«
    Der Psychiater setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Dieses Mal hatte er eine Art Widerstand bei dem Mann gespürt. Er schien Angst zu haben. Angst, sich zu erinnern . Freire lächelte ihm freundschaftlich zu, sozusagen als Zeichen, dass es vorbei war und dass er sich beruhigen könne. Das Erinnerungsvermögen des Cowboys war wie ein zerknülltes Blatt Papier, das schnell zerreißen konnte, wenn man sich zu sehr bemühte, es glatt zu streichen.
    »Für heute machen wir Schluss.«
    »Nein. Ich möchte dir noch von meinem Vater erzählen.«
    Die Erinnerungsmaschinerie hatte sich in Bewegung gesetzt. Mit oder ohne Hypnose. Freire griff nach seinem Notizblock.
    »Ich höre dir zu.«
    »Er ist gestorben. Vor zwei Jahren. Er war Maurer, genau wie ich. Habe ich dir gesagt, dass ich Maurer bin?«
    »Hast du.«
    »Ich hatte ihn sehr lieb.«
    »Wo hat er gewohnt?«
    »In Marsac. In der Nähe von Arcachon.«
    »Und deine Mutter?«
    Der Mann antwortete nicht sofort und wandte den Kopf ab. Seine Augen schienen die Antwort im gleißend kalten Licht des Fensters zu suchen.
    »Sie hatte eine kleine Bar mit Zigarettenverkauf in der Hauptstraße von Marsac«, erklärte er schließlich. »Sie ist letztes Jahr ebenfalls gestorben. Kurz nach meinem Vater.«
    »Kannst du dich an die Umstände erinnern?«
    »Nein.«
    »Hast du Geschwister?«
    »Ich …« Mischell zögerte. »Ich weiß es nicht mehr.«
    Freire stand auf. Nun war es wirklich an der Zeit, die Sitzung zu beenden. Er rief einen Pfleger und gab ihm ein Beruhigungsmittel für Mischell mit. Ruhe war jetzt das Allerwichtigste.
    Als er wieder allein war, blickte er auf die Uhr. Fast zehn. Seine Bereitschaft begann um eins. Zwar hätte er Zeit genug gehabt, nach Hause zu fahren, aber wozu? Stattdessen entschloss er sich, auf seiner Station nach dem Rechten zu sehen. Anschließend würde er Pascal Mischells Informationen überprüfen.
    Als er auf den Flur hinaustrat, kam ihm eine Erkenntnis.
    Er war dabei, sein ganzes Leben auf die Klinik zu konzentrieren. Sie bot ihm Sicherheit. Genau wie seinen Patienten.

I ch habe alles Menschenmögliche versucht, um den Kopf wieder einigermaßen ansehnlich hinzukriegen.«
    »Das sehe ich.«
    Es war zehn Uhr morgens. Anaïs Chatelet hatte nur zwei Stunden geschlafen – auf der Couch in ihrem Büro. Sie klemmte den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter und betrachtete das, was vom Gesicht des Mordopfers vom Bahnhof Saint-Jean übriggeblieben war. Zermalmte Nase. Gebrochene Augenbrauenbögen. Das rechte Auge eingedrückt und in der Achse verschoben. Zerschundene Lippen, die abgebrochene Zähne entblößten. Ein Gesicht wie eine zusammengestoppelte, asymmetrische Maske.
    Longo, der Gerichtsmediziner, hatte ihr das Foto eben erst geschickt – es sollte zur Identifikation des Opfers verwendet werden – und gleich danach angerufen.
    »Die Brüche der Gesichtsknochen wurden zweifelsfrei durch den Stierkopf verursacht. Der Täter hat den Hals des Kadavers ausgehöhlt, bis zum Gehirn geleert und das Ding dann wie eine Kappe über den Kopf des Opfers gezwängt. Die Verletzungen im Gesicht des Jungen stammen von den Wirbelknochen und den übriggebliebenen Muskeln und Gewebeteilen.«
    Der Junge. Das war das richtige Wort. Das Opfer war höchstens zwanzig Jahre alt. Rabenschwarz gefärbtes, unregelmäßig stufig geschnittenes Haar. Vermutlich ein Goth . Ein landesweiter Abgleich seiner Fingerabdrücke hatte kein Resultat ergeben. Der Junge war nie im Gefängnis gewesen und auch nie vorübergehend verhaftet worden. Was die DNA-Proben anging, so würde die Überprüfung noch eine Weile dauern.
    »Ist er an diesen Verletzungen gestorben?«
    »Nein, er war schon tot.«
    »Todesursache?«
    »Mein Gefühl hat mich nicht getrogen: eine Überdosis. Die Analysen liegen mir bereits vor. Unser Freund hatte fast zwei Gramm Heroin im Blut.«
    »Und du bist ganz sicher, dass er daran gestorben ist?«
    »Eine solche Dosis hält kein Mensch aus. Zumal es sich um fast reines Heroin gehandelt hat. Außerdem hat er keine anderen Verletzungen.«
    Anaïs, die mitgeschrieben hatte, hielt inne.
    »Was nennst du ›fast rein‹?«
    »Sagen wir mal: ein Reinheitsgrad von ungefähr achtzig Prozent.«
    In der Welt der Drogen kannte Anaïs sich aus. Ihr Wissen stammte aus ihrer Zeit in

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