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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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kontrollieren.«
    »Aber du kannst nicht in Abrede stellen, dass es menschliche Versuchskaninchen gegeben hat, die aufgrund dieses nicht zugelassenen Medikaments eine Amnesie erlitten haben.«
    Chatelet nickte langsam, was alles und nichts bedeuten konnte. Der Regen trommelte auf den Mercedes.
    »Was uns interessiert, ist lediglich die Kontrolle des Gehirns.«
    »Wer ist wir?«
    »Die Verteidigungskräfte dieses Landes.«
    »Gehörst du etwa zum Militär?«
    »Ich bin lediglich Berater. Ein Vermittler zwischen Mêtis und der Regierung. Außerdem halte ich eine Minorität der Aktien. Und natürlich kenne ich die Dinosaurier, die in der Armee noch immer das Sagen haben. Aus diesem Grund habe ich an der Ausarbeitung der Versuchsprotokolle teilgenommen. Das ist alles.«
    »Wie lautet der Name dieser Versuchsprotokolle?«
    »Matrjoschka. Russische Puppe. Weil das Serum eine Spaltung nach der anderen hervorruft. Aber das Projekt ist längst zu den Akten gelegt worden. Du suchst nach etwas, das es nicht mehr gibt. Der Skandal hat längst stattgefunden – in unseren eigenen Reihen. Die ganze Angelegenheit hat sich als kompletter Blindgänger entpuppt.«
    »Und die Menschen, die getötet wurden? Die Entführungen? Die Qualen, die diese Leute ertragen mussten? Braucht ihr euch nicht an die Gesetze zu halten?«
    Chatelet trank noch einen Schluck Cola. Anaïs hatte den Eindruck, in hellen Flammen zu stehen.
    »Wer ist denn schon gestorben?«, fragte er süffisant. »Ein paar einsame Verrückte. Eine oder zwei Nutten, die den Mund nicht halten konnten. Hör mal, Anaïs, du bist zu alt, um noch die Idealistin zu spielen. In Chile sagt man: ›Schäle die Frucht nicht, wenn sie verdorben ist.‹«
    »Dann soll man sie also so essen, wie sie ist?«
    »Ganz genau. Wir befinden uns im Krieg, mein Liebling. Ein paar Versuche an Menschen haben angesichts der erwarteten Resultate keine Bedeutung. Jedes Jahr sterben Tausende von Menschen bei Attentaten von Terroristen, die ganze Nationen destabilisieren und die Weltwirtschaft gefährden.«
    »Dann ist also der Terrorismus der Feind?«
    »Bisher ja.«
    Anaïs schüttelte den Kopf. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, dass so etwas in Frankreich straflos geduldet wurde.
    »Wie konntet ihr es wagen, Zivilisten zu entführen, ihnen irgendwelche Seren einzuflößen, deren Folgen nicht bekannt sind, und sie später einfach zu massakrieren, als ob es eine Alltäglichkeit wäre?«
    »Menschliche Versuchskaninchen sind so alt wie die Welt. Die Nazis testeten an Juden, wie widerstandsfähig ein Mensch sein kann, die Japaner infizierten Chinesen mit Krankheiten, und Koreaner und Russen probierten ihre Gifte an Amerikanern aus.«
    »Aber du sprichst hier von Diktaturen und totalitären Regimes, für die Menschenwürde keine Rolle spielt. Frankreich hingegen ist eine Demokratie, deren Leben von Gesetzen und moralischen Werten bestimmt wird.«
    »In den 1970er Jahren hat ein tschechischer General namens Jan Šejna in den Vereinigten Staaten öffentlich gemacht, was er hinter dem Eisernen Vorhang erlebt hatte. Es ging um Experimente mit GIs, Gehirnmanipulation, die Verabreichung von Drogen oder Giften an Gefangene. Aber niemand hat gewagt, diese Abscheulichkeiten zu verurteilen. Aus einem ganz einfachen Grund: Die CIA hatte genau das Gleiche getan.«
    Anaïs schluckte. Ihre Kehle brannte.
    »Dein Zynismus ist entsetzlich«, fügte sie hinzu.
    »Ich bin ein Mann der Tat. Mich schockiert nichts. Solche Gefühlsduseleien sind vielleicht etwas für Politiker oder zeternde Journalisten. Es gibt keine Friedenszeiten. Der Krieg geht immer weiter, wenn auch in kleinerem Rahmen. Und psychoaktive Substanzen kann man nun einmal nicht an Tieren testen.«
    Jean-Claude Chatelet hatte mit fester, fast heiterer Stimme gesprochen. Am liebsten hätte Anaïs ihm sein Lächeln aus dem Gesicht geprügelt, aber sie war sich darüber im Klaren, dass es dieser Hass war, der sie daran hinderte, endgültig in ihrer Depression zu versinken. Danke, Papa .
    »Wer ist für das Projekt verantwortlich? Wer ist der Drahtzieher?«
    »Wenn du Namen erfahren willst, muss ich dich enttäuschen. Solche Dinge verlieren sich auf den verschlungenen Wegen der Macht. In Romanen und Geschichtsbüchern werden Komplotte und Geheimoperationen immer als rational, organisiert und koordiniert dargestellt, aber im wirklichen Leben herrscht nun einmal Chaos. Vergiss die Liste der Schuldigen. Und was die derzeitige Situation angeht, so sehe ich

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