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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Eindruck, durch ein Gitter zu fahren.
    In diesem Augenblick tauchte rechts die Einmündung eines Waldwegs auf.
    Eine klaffende Wunde in der Vegetation.
    Freire riss das Lenkrad herum und geriet im Schlamm ins Rutschen. Er lenkte gegen, setzte ein Stück zurück und gab wieder Gas. Der Motor heulte auf, die Reifen drehten durch. Roter Schlamm spritzte auf seine Windschutzscheibe. Jetzt hätte er einen Geländewagen mit Sperrdifferenzial gebraucht. Bei diesem Gedanken warf er einen Blick in den Rückspiegel. Kein Audi weit und breit.
    Er trat das Gaspedal durch. Der Wagen jaulte auf, hustete, machte einen Satz nach vorn und preschte durch Kiefern, Farn und Ginster. Unter den Reifen krachte und schrammte es. Das Gefährt bockte, rammte Erdwälle und polterte zurück auf den matschigen Waldpfad. Freire klammerte sich mit starren Augen an sein Lenkrad und bemühte sich, den Wagen einigermaßen gerade zu halten. Er wartete nur darauf, dass die Bäume sich lichteten und der Wald aufhörte. Eine Pfütze. Ein Schlagloch. Ein Hindernis …
    Plötzlich tauchte im Lichtkegel der Scheinwerfer ein Baumstamm auf, der quer über dem Weg lag. Im letzten Augenblick trat Freire auf die Bremse und riss die Handbremse hoch. Es dauerte nur Sekundenbruchteile, doch die Zeit reichte, um dem Tod ins Auge zu sehen. Der Volvo schien kurz abzuheben, ehe er in ein Bachbett krachte. Der Motor soff ab, und die Räder blockierten.
    Freire rang nach Luft. Er hatte das Lenkrad in die Rippen bekommen und war mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe gestoßen. Er blutete, und sein ganzer Körper schmerzte, doch er wusste, dass er nicht sehr schwer verletzt war. Sekundenlang hing er zusammengesackt über seinem Lenkrad und wartete darauf, dass der Schreck nachließ.
    Draußen regnete es ununterbrochen weiter. Nur mit Mühe konnte er den Sicherheitsgurt öffnen. Er ließ zwei Finger in den Türgriff gleiten und stemmte sich mit der Schulter gegen den Widerstand. Als die Tür sich schließlich öffnete, fiel er aus dem Auto direkt in eine Pfütze. Langsam wälzte er sich auf die Knie. Im Wald ringsum plätscherten Tausende Tropfen von den Zweigen. Der Geländewagen war noch immer nicht zu sehen. Er hatte ihn tatsächlich abgehängt.
    Mühsam richtete er sich auf, lehnte sich an den Volvo und betrachtete seine Hände. Sie zitterten ebenso heftig, wie sein Herz pochte. Minuten vergingen. Das Rauschen des Regens wurde durch das Rauschen des Windes in den Baumkronen verstärkt. Freire schloss die Augen. Er hatte das Gefühl unterzugehen. Obwohl er bis auf die Haut durchnässt war, schien es ihm, als ob seine Angst aus ihm herausgespült würde. Der Duft von Harz, Moos und modrigen Blättern drang ihm in die Nase. Allmählich spürte er die Kälte.
    Als er schließlich völlig durchgefroren war, sein Herz aber wieder mit normaler Geschwindigkeit schlug, stieg er in sein Auto, schloss die Tür, ließ den Wagen an, drehte die Heizung bis zum Anschlag auf und begann sich Fragen zu stellen. Wer waren diese Männer? Warum verfolgten sie ihn? Warteten sie jetzt irgendwo auf ihn? Doch er fand keine Antwort.
    Er legte den Rückwärtsgang ein. Dabei fiel ihm ein, dass er nicht nachgeschaut hatte, ob seine Reifen sich festgefahren hatten. Die Räder drehten zunächst durch, fraßen sich in den Boden und verspritzten rötlichen Schlamm. Doch nach einiger Zeit riss sich der Wagen aus dem Schlamm. Freire setzte langsam zurück. Er steckte den Kopf aus dem Fenster, um zu sehen, wo er hinlenkte. Etwa hundert Meter weiter konnte er drehen.
    Auf dem Weg nach Bordeaux dachte er in aller Ruhe nach. Der Schmerz half ihm, wach zu bleiben. Er fragte sich, ob er sich nicht doch vielleicht eine oder zwei Rippen angebrochen hatte, und überlegte, wann ihm die Männer im Q7 zum ersten Mal aufgefallen waren.
    Es war in der Nacht von Freitag auf Samstag gewesen, als er den ersten Bereitschaftsdienst hatte. Die Nacht, in der Patrick Bonfils aufgetaucht war.
    Freire wägte die Vorkommnisse jenes Abends gegeneinander ab. Bonfils, der Mann ohne Gedächtnis. Die nächtlichen Besucher. Der Mord am Bahnhof Saint-Jean. Gab es eine Verbindung zwischen diesen drei Ereignissen? Hatte Patrick Bonfils vielleicht mit ansehen müssen, wie der Mörder den Minotaurus in der Grube ablegte? Oder etwa noch Schlimmeres? Irgendetwas, das diese Totengräber interessieren konnte oder wovor sie Angst hatten?
    Vielleicht befürchteten sie, dass Bonfils alles erzählt hatte.
    Wem? Natürlich seinem

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