Der Väter Fluch
sie Schuhe mit extrem hohen Absätzen trug. Als sie ihr Büro erreichten, drückte sie als Erstes auf den blinkenden Anzeigeknopf des Anrufbeantworters und hörte das Gerät ab, während sie gleichzeitig einen Stapel mit handgeschriebenen Telefonnummern durchsah.
»Hi, Kate...«
Sie übersprang die Nachricht. »Hey, Katie...«
Wieder spulte sie das Band vor.
»Kate, hier ist Neil. Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht den Farkas-Fall übernehmen...«
»Nein, kann ich nicht!« Sie löschte die Nachricht.
»Hallo, Oma. Ich bin's... Reuven. Hast du Lust zum Großelterntag an unserer Schule zu kommen? Ich werde auch im Chor singen. Allerdings kein Solo. Ruf mich doch bitte unter der Nummer...«
Sie spulte erneut vor. »Als wenn ich die Nummer nicht wüsste.« Mit der Kurzwahltaste gab sie die Nummer ein. »Hallo, mein Schatz. Ich habe deine Nachricht erhalten, und natürlich werde ich zu deiner Schule kommen. Sag mir einfach, wann und wo. Ich hab dich lieb. Tschüs, mein Schatz.« Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und fächelte sich mit einem Prospekt etwas Luft zu. Dann wandte sie sich an Rina: »Möchtest du, dass ich ihm etwas über antisemitische Gruppierungen erzähle? Inzwischen müsstest du eigentlich genauso viel wissen wie ich.«
»Jetzt schmeichelst du mir aber«, entgegnete Rina.
Webster zog ein Notizbuch hervor. »Ich glaube, Sie haben sich schon einmal mit einer meiner Kolleginnen unterhalten... Wanda Bontemps.«
»Ja, ich kenne Wanda«, erwiderte Kate. »Sie arbeiten also mit ihr zusammen?«
»Gleiches Gebiet, aber unterschiedliche Einsatzbereiche. Ich bin von der Mordkommission.«
»Dann gehen Sie also davon aus, dass eine der faschistischen Gruppierungen etwas mit dem Mord an den beiden Psychologen zu tun hat. Würde mich nicht überraschen. Rassisten hassen Seelenklempner fast so sehr wie die Juden.«
»Die meisten Psychiater sind jüdischer Herkunft«, warf Rina ein.
»Ja, und das bestärkt sie noch in ihrer Paranoia, dass die Juden hinter ihnen her sind. Ihr Gehirn zu Pudding verwandeln... als wenn es dort irgendetwas zu verwandeln gäbe.« Kate wandte sich Webster zu. »Ich habe gehört, dass es dabei um eine Schwulengeschichte ging. Die Frau erwischte ihren Mann und den Jungen in einer kompromittierenden Situation.«
»Es handelt sich um eine laufende Untersuchung«, entgegnete Webster.
»Das bedeutet, dass er nicht darüber sprechen darf«, sagte Rina.
»Ernesto Golding, der Junge, der zusammen mit Mervin Baldwin ermordet wurde - er hat eure Synagoge verwüstet, richtig?« Rina nickte.
»Also, glaubst du, dass es da einen Zusammenhang gibt?«
»Das darfst du mich nicht fragen«, erwiderte Rina. »Ich bin nur hier, um Detective Webster zu helfen.«
»Ach, komm schon. Dein Mann erzählt dir doch bestimmt so manches.«
»Nein, das tut er nicht.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Amerika ist das Land, in dem die Gedanken frei sind«, meinte Rina.
»Sehr komisch. Wie auch immer, Detective, was möchten Sie gern wissen, das Wanda Ihnen nicht erklären konnte?«
Webster dachte einen Moment nach. »Wanda ist ganz hervorragend darin, bei Hassdelikten wie dem von Ernesto Golding zu ermitteln - Vandalismus von gelangweilten, weißen, reichen Kids. Aber ein dreifacher Mord ist was anderes. Im Augenblick ermitteln wir in jede Richtung, einschließlich der örtlichen antisemitischen Gruppierungen.«
»Wie örtlich?«
»Südkaliforni...«
»In Südkalifornien wimmelt es nur so von diesen Kreaturen. San Diego und Umgebung ist beispielsweise das Territorium von Tom Metzger. Sie kennen Tom Metzger?«
»Ja, Ma'am. American Nazi Party...«
»Nein, die ANP wurde von George Lincoln Rockwell gegründet und ist in Chicago beheimatet. Nicht zu verwechseln mit dem Sitz der NSDAP, der in Lincoln in Nebraska liegt. Metzgers Partei ist die White Aryan Resistance, die Widerstandsgruppe der weißen Arier - WAR genannt.«
»Wo liegt da der Unterschied?«, wollte Webster wissen.
»Reine Nomenklatur. Sie sind alle von Hass zerfressen.«
»Wie viele Gruppierungen gibt es insgesamt in Südkalifornien?«
»Zwanzig... fünfundzwanzig. Das bedeutet nicht, dass diese Region von solchen Hampelmännern überlaufen wäre, es heißt nur, dass es schwierig ist, genaue Angaben zu machen, weil die Gruppierungen sich ständig neu formieren.«
»Können Sie mir ein paar Namen nennen?«
»Da wäre beispielsweise eine Ortsgruppe der World Church of the Creator...«
»Und wer ist das?«, fragte
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