Der Väter Fluch
Webster.
»Ein Ableger der American White Party... Matthew Haie«, erwiderte Rina.
»Haie hat die Gruppe 1995 oder 1996 übernommen. Es sind Vertreter der weißen Suprematisten, deren Ansichten auf dem Sozialdarwinismus basieren - dem Recht des Stärkeren. Es ist ihnen egal, woher jemand kommt, Hauptsache, er ist weiß. Sie sind atheistisch im Gegensatz zu den christlichen rassistischen Sekten, die das Christentum dazu benutzen, ihren Rassismus zu begründen. Eigentlich hat jede ethnische Bevölkerungsgruppe ihr eigenes rassistisches Gegenstück - die Latinos haben die Aztlan, die Afroamerikaner ihre Nation of Islam. Die Weißen können aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen - aus den Ortsgruppen des Ku-Klux-Klan, den Neonazis, den Straight Edges, den Skinheads, den Peckerwoods...«
»Peckerwoods?« Webster lachte. »Warum sollte sich jemand, der einigermaßen klar bei Verstand ist, Peckerwood nennen?«
»Peckerwood war ursprünglich eine abfällige Bezeichnung für Schwarze«, erklärte Kate. »Die heutigen Peckerwoods nutzen Geld aus Drogengeschäften, um ihre neonazistischen Aktivitäten zu finanzieren, wiederum im Gegensatz zu solchen Gruppierungen wie den Hammerskins, die den Drogenhandel angeblich ablehnen.
Aber das sind nur die allgemeinen Parteistrukturen. Die Unterschiede sind minimal und werden von Tag zu Tag geringer.«
»Ich denke, Detective Webster interessiert sich besonders für die Hüter der Völkischen Reinheit, da sich ihr Sitz in North Valley befindet«, wandte Rina ein.
»Die Hüter der Völkischen Reinheit.« Kate nickte. »Ursprünglich eine Splittergruppe der World Church of the Creator. In den letzten vier Jahren haben sie hart an ihrem Image gearbeitet. So reden sie beispielsweise nicht mehr von der Überlegenheit der Weißen oder der weißen Rasse. Stattdessen verwenden sie Begriffe wie die Einheit der Euroamerikaner und stecken sie so in die gleiche Kategorie wie Afroamerikaner oder Hispanoamerikaner.« Sie setzte sich an ihren Tisch und bewegte ihre Computermaus hin und her, bis ihr Bildschirmschoner mit fliegenden Untertassen verschwand. »Ich bin mir sicher, dass die HVR eine Website haben.«
»Ja, haben sie.« Webster nannte ihr die Adresse. »Ich hatte nur gehofft, dass Sie mehr wüssten, als das, was ich im Internet gefunden habe.«
»Lassen Sie uns erst mal nachsehen, was sie denn genau predigen. Häufig sagen mir die Schlagwörter etwas über die Gruppierungen, mit denen sie verbandelt sind.« Als Kate die Internetseite aufgerufen hatte, zuckte sie zusammen. Der Bildschirm sprang dem Betrachter in bunten, dreidimensionalen Bildern entgegen: ein detailliert dargestellter Uncle Sam wachte über eine Landkarte der Vereinigten Staaten. »Also, die grafische Umsetzung ist ziemlich neu... von sehr guter Qualität. Das hat ein Profi gemacht. Sie müssen von irgendwoher eine Finanzspritze erhalten haben.«
»Woher könnte das Geld kommen?«, fragte Webster.
»Ich weiß es nicht, und genau das ist das Problem. Vor kurzem haben zwei Anhänger der weißen Suprematisten im Silicon Valley ihre Firmen für über hundert Millionen Dollar an eines der großen Computerunternehmen verkauft, um damit diese massive Briefkampagne mit Hassliteratur im Tri-State-Gebiet - Washington, Oregon, Idaho - zu finanzieren. Im Augenblick bezahlt ihr Dot-Com-Geld gerade die Verteidigung von Garvey McKenna.«
»Den kenne ich nicht«, sagte Webster.
»Ein gewalttätiger Rassist«, erwiderte Rina. »Aus der Gegend von Sacramento. Er war in die Brandanschläge auf zwei Synagogen und eine schwarze Baptistenkirche verwickelt. Zurzeit steht er wegen Raub und Körperverletzung an einem ortsansässigen jüdischen Juwelier vor Gericht.« Rina runzelte die Stirn. »Ist er nicht verurteilt worden?«
»Er hat Berufung eingelegt«, erwiderte Kate. »Es ist wirklich deprimierend. Eine unserer Vorgehensweisen gegen diese Bastarde besteht darin, sie mit Gerichtsverfahren zu überhäufen -verklag sie, bis sie pleite sind. Aber mit dem Zustrom von Geldern aus dem Technologiesektor wird es für uns immer schwerer, unsere Arbeit zu machen.«
»Was ist mit den Hütern der Völkischen Reinheit?«, fragte Webster.
»Ich weiß nicht, wer sie finanziell unterstützt.«
»Wie viele Leute loggen sich auf diese Art von Website ein?«, wollte Rina wissen.
»Diese spezielle hier...« Kate drückte ein paar Tasten. »Etwa siebzig Zugriffe pro Tag. Einige der Computernutzer haben Cookies - identifizierbare Datenpixel -,
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