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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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getroffen. »Hinter mir ist niemand her.« Ihre Stimme klang ein wenig zittrig. »Warum auch?«
    »Warum sollte jemand hinter Merv oder Dee Baldwin her gewesen sein? Oder hinter Hank Tarpin?« Jetzt war es Zeit für Marge, ihr Anliegen geschickt an die Frau zu bringen. »Ich glaube, die Antwort liegt in diesen Patientenakten.«
    »Da stimme ich Ihnen nicht zu.«
    »Wobei stimmen Sie mir nicht zu?«
    »Dass jemand hinter mir her ist! Es hat nichts mit der Praxis zu tun. Es hängt mit dem Naturcamp zusammen - wahrscheinlich mit diesem Mann«
    »Tarpin?«
    »Genau!« Sie versuchte nicht nur, Marge zu einem Sinneswandel zu bewegen, sondern auch, sich selbst zu überzeugen. »Das Camp war nicht mein Bereich. Wie ich Ihnen bereits bei Ihrem ersten Besuch sagte, habe ich hauptsächlich mit Dee zusammengearbeitet, Tests durchgeführt und Entspannungstherapie bei Angststörungen angeboten.« Sie presste ihre Kiefer zusammen, aber ihre Augen bewegten sich unruhig hin und her. »Eigentlich hatte ich mit Mervin nur sehr wenig zu tun. Und absolut nichts mit Hank Tarpin!«
    »Sie mochten den Mann nicht?«, stellte Marge fest.
    »Was, zum Teufel, hätte man an ihm mögen können? Er war ein Rassistenschwein!«
    »Hat er Ihnen gegenüber irgendwelche Kommentare abgegeben?«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Nicht direkt.«
    »Und indirekt?«
    »Nein«, gab sie zu. »Aber er stand mit dieser abscheulichen antisemitischen Gruppierung in Verbindung.«
    »Den Hütern der Völkischen Reinheit?«
    »Dann wissen Sie also davon.«
    »Ja, das wissen wir. Hat Tarpin jemals mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein, nicht er. Aber diese Ratte, die Tarpin schon mal mitbrachte, hat kein Blatt vor den Mund genommen!«
    »Darrell Holt?«
    Maryam war verblüfft. »Ja. Darrell Holt. Aber woher...«
    »Was wissen Sie über ihn?« Marge versuchte, ihre Aufregung zu verbergen.
    »Was wissen Sie über ihn?«, entgegnete Maryam.
    Sie beantwortete eine Frage mit einer Gegenfrage. Marge machte es kurz: »Er war der örtliche Leiter der HVR.«
    »Dieser kleine Wichser besaß die Frechheit, mir zu unterstellen, ich würde mich für meine Herkunft schämen. Und um in Kontakt mit mir selbst zu treten, müsste ich erst einmal herausfinden, wer ich sei. Als ob man seine afroamerikanische Herkunft verstecken könnte. Ich bin sehr stolz auf meine schwarzen Vorfahren und möchte meinen Leuten eine Art Vorbild dafür sein, was sie alles erreichen können. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so beleidigt worden. Am liebsten hätte ich ihn sofort rausgeworfen, aber dann kam Dr. Baldwin herein, und die drei gingen direkt ins Sprechzimmer.«
    »Worüber haben sie gesprochen?«
    »Keine Ahnung. Ich war von dem Gespräch derart aufgebracht, dass ich direkt in meine Mittagspause gegangen bin.«
    »Haben Sie mit Dr. Baldwin darüber gesprochen?«
    Sie senkte den Kopf. »Nein! Ich habe mit dieser kleinen Ratte nur einmal gesprochen. Ich wollte keine große Affäre daraus machen. Aber Tarpin hab ich durchaus zu verstehen gegeben, dass er ihn nicht mehr mitbringen soll, wenn ich da bin.«
    »Holt kam also häufig vorbei?«
    »Nein, nicht häufig.« Maryam zögerte. »In den achtzehn Monaten, die ich jetzt hier bin, hab ich ihn vielleicht dreimal gesehen.«
    Dreimal. Also nicht nur einmal zufällig. Marge hakte nach: »Wie hat Tarpin reagiert, als Sie ihn aufgefordert haben, Holt nicht mehr mitzubringen?«
    Maryam dachte einen Moment nach und meinte dann: »Im Grund hat er sich für das Verhalten der kleinen Ratte entschuldigt. Er behauptete, dass Holt zwar ein wenig direkt sei, aber auch seine guten Seiten habe.«
    »Welche guten Seiten?«
    »Ich habe ihn nicht danach gefragt, weil es mich nicht interessierte.«
    »Warum, glauben Sie, hat Holt sich mit den Baldwins getroffen?«
    Die Frage machte sie nervös. »Ich kann mir absolut keinen Grund vorstellen. Außer vielleicht, weil Dee... sich intensiv um gestörte Menschen kümmerte. Sie hat eine ausgesprochen soziale Ader.«
    »Dee hatte eine ausgesprochen soziale Ader«, sagte Marge. »Ja. Sie waren beide so.« Marge sortierte ihre Gedanken. Jedes Mal, wenn jemand von »Dr. Baldwin« sprach, dachte sie automatisch an Mervin - ein Überbleibsel aus ihrer Kindheit in Militärkreisen. Mit »Doktor« war immer ein Mann gemeint. »Dann war es Dee, die sich mit Tarpin und Holt traf?«
    »Ja, habe ich das nicht gesagt?«
    »Sie haben nicht genau gesagt, welcher Dr. Baldwin«, entgegnete Marge. »Wussten Sie, dass Darrell Holt

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