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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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formulierte. Weigert sich, darüber zu sprechen. Einziges Kind von Preston und Myna Holt. Laut V. voll ausgetr. Säugling mit norm. AP-GAR- Wert, den V. aber nicht genau kennt. Spricht von frühreifem Kind, weiß aber nichts über die Entwicklungsschritte... Gehen, Sprechen, Sauberkeit. Verhaltensprobleme begannen mit 10, setzten sich bis in die Adoleszenz fort. Zeitgleich mit Abwh. der Mutter?
    V: kalt, distanziert... sehr wohlhabend!
    »Er erwähnt, dass der Vater sehr reich sei«, sagte Marge.
    »Darf ich mal sehen...« Maryam überflog die Notizen. »Hier in diesem Kontext, denke ich, beschrieb Dr. Baldwin das psychologische Profil eines Mannes, der sich mehr für Geld als für sein Kind interessiert.«
    »Das steht da aber nicht«, widersprach Marge.
    »Weil Sie wissen müssen, wie man zwischen den Zeilen liest!«
    »Wenn Sie meinen.«
    Marge wandte sich der nächsten Seite zu. Weitere Datumsangaben und Schecknummern und VH. Dazu ein paar diagnostische Notizen: »Feinds. & zor., nicht bew. I-Krise auf Grund Herkunft aus div. Bevölk.gr. - M Vi schwarz, nicht bew. Ö-kom., Ursprung: Böse Brust. Mutter??? Verlassen oder beseitigt???« Sie zeigte die Abkürzungen Maryam. »Können Sie mir die bitte übersetzen?«
    Maryam seufzte erneut. »Feindselig und zornig, nicht bewältigte Identitätskrise... Mutter halb schwarz, nicht bewältigter Ödipuskomplex, herbeigeführt von einer bösen Brust - das ist ein freudianischer Ausdruck für eine kalte, unbeteiligte Mutter.«
    »Und was meint Baldwin mit >Verlassen oder beseitigte«, fragte Marge weiter. »Hat der Vater die Mutter vor die Tür gesetzt oder etwas Ähnliches?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen«, versicherte Maryam. »Offensichtlich war das etwas, an dem Dr. Baldwin und Darrell arbeiteten.«
    »Ist es ungewöhnlich, dass ein Vater es ablehnt, über die Mutter zu reden?«
    »Viele Männer haben Kommunikationsprobleme. Im Allgemeinen...« Maryam verzog das Gesicht. »Wenn einer der beiden Partner so beharrlich schweigt, ist es offensichtlich, dass die Situation sehr, sehr schmerzlich war - und weit über die üblichen Scheidungsprobleme hinausging.«
    »Eine Affäre?«
    Maryam zuckte die Achseln.
    »Hat die Mutter die Familie plötzlich verlassen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber offensichtlich war es für den Vater sehr traumatisch.«
    Marge warf erneut einen Blick auf das Papier mit den Spalten. »Was bedeutet VH?« Maryam errötete. »Ich glaube, es heißt >volles Honorare« Sie glaubt.
    »Das würde Sinn ergeben«, meinte Marge. »Es steht neben Mervins Bemerkung, dass der Vater wohlhabend ist.«
    Maryam blickte zur Seite; sie wollte sich nicht mit dem auseinander setzen, was das bedeutete.
    Das nächste Blatt enthielt nur hastig hingekritzelte Notizen, die zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Stiften festgehalten worden waren: »Aso. Verh. bei E, DM, Isolation, lange Stunden vor dem Computer. Extrem auflehnendes Verhalten!!! Perfekt für das Naturcamp. Mit V. gespr: einverstanden mit dem Juni-Kurs, VH.« Wieder zeigte sie Dr. Estes die Seite. »Wofür steht das?«
    Maryam warf einen Blick auf das Papier. »Aso ist asozial. E ist Entzug. DM ist Drogenmissbrauch.«
    »Und was versteht man noch mal unter auflehnendem Verhalten ?«
    »Wenn jemand vollkommen die Beherrschung verliert und tobt«, erklärte Maryam. »Darrell Holt hatte schwere Verhaltensstörungen.«
    »Und hier steht schon wieder VH. Dieses Mal meint Baldwin wohl, dass der Vater bereit war, den vollen Preis für das Camp zu bezahlen.«
    »Warum missgönnen Sie Dr. Baldwin diese Einnahmen? Es ist doch sein gutes Recht, Geld zu verdienen.«
    Marge wollte es nicht auf die Spitze treiben. »Es tut mir Leid, wenn es den Anschein hat. Ich versuche nur, diesen Mann zu verstehen...«
    »Er hatte seine Praxis nicht wegen des großen Geldes. Er hätte viel mehr verdienen können, wenn er zum Radio oder zu den Fernsehtalkshows gegangen wäre. Aber das lehnte er ab, weil er und Dee dies für unmoralisch hielten!«
    Marge versuchte den Eindruck zu erwecken, dass Maryams Argumentation sie überzeugte. Ihr Blick fiel auf eine weitere Seite mit Notizen und Abkürzungen. Ein Termin mit dem Vater, um mit ihm über das Naturcamp zu reden.
    Auf der letzten Seite - deren Datumsangabe sechs Jahre zurücklag - war die kräftige Blockschrift durch eine andere Handschrift ersetzt worden. Marge las das Wort »Harvard«, das quer über das Blatt gekritzelt war. Darunter stand der Satz:

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