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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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passieren kann. Irgendjemand - oder auch mehrere Irgendjemands - hat in den vergangenen beiden Tagen vier Menschen umgebracht. Ich glaube nicht, dass der oder die Täter zögern werden, noch weitere vier Menschen zu ermorden.«
    Sie erschauerte. »Wie können Sie so etwas Schreckliches sagen?« Ihre Hand fuhr an die Kehle. »Sie sind absichtlich so grausam. Genau wie mein Schwager.«
    »Ich bin nicht grausam, ich versuche nur, Ihnen den Ernst der Lage klarzumachen.«
    Die Frau schlang die Arme um ihren Körper. »Sie ist in keinem dieser Zimmer.«
    Decker musterte Mrs. Frammels Gesicht; es wirkte arglos, besorgt und betroffen. »Wo ist sie?«
    »Warum sollte ich Ihnen trauen... wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Lieutenant Peter Decker. Ich stehe auf der Titelseite Ihrer Tageszeitung und werde zum Tod von Dee Baldwin zitiert. Wo ist Erin, Ma'am?«
    Die Frau zögerte. »Wir haben eine Höhle... unten im Fels. Mein Mann... wollte einen... einen engeren Kontakt zur Natur haben. Er hat den Raum aus dem Berghang herausgegraben.« Sie verzog das Gesicht. »Die Höhle ist sein ganzer Stolz. Er hat alles allein gemacht. Aber sie entspricht nicht ganz den Vorschriften.«
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht der Baubehörde melden werde. Wie komme ich dahin?«
    Sie forderte Decker auf, ihr zu folgen, und führte ihn durch eine große, offene Küche mit zahlreichen Edelstahlgeräten, Edelstahlarbeitsflächen und weiß lackierten Küchenschränken. In der Mitte stand ein runder Esstisch, dessen Fuß eher an eine gigantische Sprungfeder erinnerte. Auch die Stühle mit den schwarzen Ledersitzflächen ruhten auf sprungfederartigen Gestellen. Wenn man nur hart genug damit wippte, würden sie einen vielleicht durch den Raum katapultieren.
    »Hier entlang«, sagte die Frau.
    »Vielen Dank, Mrs. Frammel.«
    »Doreen.«
    »Vielen Dank, Doreen«, wiederholte Decker.
    »Ich sollte jetzt wohl >Gern gesehenem sagen, aber das wäre gelogen.« Sie lachte höhnisch. »Warum, zum Teufel, muss er diese Musik immer so ohrenbetäubend laut spielen?«
    »Um Sie zu ärgern.«
    »Na, das ist ihm jedenfalls mühelos gelungen.« Sie öffnete eine Schublade und nahm einen Schlüssel heraus. Dann führte sie Decker in die Waschküche, in der eine MieleWaschmaschine Wäsche durcheinander wirbelte. Doreen starrte einen Moment auf die sich drehende Trommel. »Manchmal glaube ich, das ist besser als jedes Kabelfernsehen.«
    »Es hat auf jeden Fall mehr Dynamik.«
    Doreen rang sich ein kleines Lächeln ab. »Sie ist wirklich vollkommen verkorkst. Ich war die Letzte, die das bestreitet. Aber sie hat es nicht verdient, ins Gefängnis zu wandern, nur weil sie - genau wie meine Schwester - bei Jungs einen miserablen Geschmack hat.«
    »Ein miserabler Geschmack wird nicht mit einer Gefängnisstrafe geahndet. Aber Beihilfe zum Mord.«
    »Sie ist eine dumme Gans«, beharrte Doreen. »Machen Sie das Kind doch nicht so schlecht.«
    »Warum lassen Sie mich nicht erst mal mit ihr reden?«
    Die Frau rieb sich die Augen und schloss eine Tür auf. Sie drückte auf einen Schalter, und ein schmaler gelber Lichtstrahl beleuchtete einen steilen, niedrigen Treppenabgang. »Passen Sie auf, wo Sie hintreten, und achten Sie auf Ihren Kopf. Ich hoffe, Sie leiden nicht an Platzangst?«
    »Nein, keine Sorge.«
    »Dann haben Sie mir etwas voraus. Ich hasse diese Treppe. Um ehrlich zu sein, ich glaube, mein Mann ist vollkommen verrückt.«
    Die nach unten führenden Holzstufen waren wacklig und zu schmal für seine Füße. Bei manchen musste Decker den Fuß seitlich aufsetzen; außerdem war er gezwungen, sich zu bücken, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Als er die letzte Stufe erreichte, ging er fast vollständig nach vorn gebeugt. Die Treppe endete vor einer weiteren Tür. Heavy- Metal-Musik drang durch die Felswände, allerdings gedämpft, sodass Decker nur das Wummern der Bässe hörte.
    Doreen klopfte. »Erin, Schätzchen, mach bitte auf, ich bin's.«
    Keine Antwort.
    Sie klopfte erneut. »Erin?«
    Nichts.
    »Mach schon auf!« Sie hämmerte gegen die Tür.
    Plötzlich wurde die Musik leiser, und die Tür ging einen Spalt auf. Das Mädchen warf einen kurzen Blick in die Runde und wollte sofort die Tür wieder zuschlagen. Aber Decker hatte ihre Reaktion vorausgeahnt. Da er bereits richtig stand, brauchte er sich nur nach vorn zu lehnen, um die Wucht der Tür mit der Schulter abzufangen - mit der Schulter ohne ehemalige Schussverletzung. Gleichzeitig stemmte er sich mit

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