Der Väter Fluch
ihnen erzählt?«
»Nicht viel. Ich hab mich nicht in Sachen eingemischt, die mich nichts angingen.«
»Und was ging dich an?«
»Na, die Arbeit bei den HVR, wo ich Darrell geholfen hab. Zuerst dachte ich, er wäre irgendwie geistesgestört, was mir aber egal war, weil er mir Geld gab. Aber dann... nach einer Weile... ich weiß auch nicht... hab ich mich dran gewöhnt. Das, was Darreil sagte, machte irgendwie Sinn. Besonders die Sachen über die Juden und dass sie alles kontrollieren. Denn wenn man einen Vater hat wie ich - der größte Kontrollfreak auf der Welt -, kann man das mühelos nachvollziehen. Genau das haben Darrell und ich gemein. Wir hassen beide unsere Väter!«
Irgendwie lief alles immer auf die Fehler der Eltern hinaus -was Decker ein mulmiges Gefühl bereitete. Natürlich gab es jede Menge anderer Erklärungen für Jacobs aufsässiges Verhalten -der Verlust seines Vaters in früher Kindheit, die sexuelle Belästigung, die erneute Heirat seiner Mutter, das neue Kind und sein angeborenes Temperament. Aber hatte Decker wirklich alles in seiner Macht Stehende getan, um dem Jungen durch diese Zeit zu helfen? All diese Nächte, die er durchgearbeitet hatte, statt zu Hause nach dem Rechten zu sehen.
In der Zwischenzeit redete Erin weiter: »Nach einer Weile hab ich mich reingefunden... in die gesamte Philosophie der HVR. Darreil hat mir erzählt, die meisten Ideen hätte er von irgend so einem genialen Typen namens Ricky Moke. Ich bin zwar nicht die Hellste, aber ich hab nicht lange gebraucht, bis ich raushatte, wer Moke war. Aber ich hab mich nicht weiter drum gekümmert. Das war schließlich Darrells Sache - diese unterschiedlichen Persönlichkeiten. Er hatte zigtausend davon. Die meisten zeigten sich bei seinen Sexspielchen.«
»Wann benutzte Darrell den Namen Darrell Holt und wann Ricky Moke?«
»Ricky Moke war sein ganz schlimmer Finger.« Sie beugte sich mit einem abgebrühten Grinsen vor, wodurch sie um Jahre älter und um Jahrzehnte härter wirkte. »Irgendwann ist er dann wirklich diese Ricky-Person geworden, mit eigenem Pass, Sozialversicherungsausweis und Abschlussdiplom. Mann, das hat mir echt imponiert. Ich hab ihm gesagt, er soll mir auch so was besorgen. Es war, als hätte Darreil sich in zwei Hälften geteilt. Als Darreil war er der politische Aktivist. Manchmal fand ich das richtig merkwürdig, weil Darreil von Ricky wie von einer anderen Person sprach. Einer wirklich anderen Person. Als wären sie zwei völlig verschiedene...«
»Ich hab's verstanden.«
»Und Darrell erzählte all diese Sachen... dass er - obwohl er ihn bewunderte - Ricky nicht mochte, weil der irgendwelche illegalen Sachen machte, wie Computer hacken und Bomben basteln und diese perversen Sexspiele. Um ehrlich zu sein, gefiel mir Ricky besser als Darreil. Er war aufregender. Ricky wurde vom FBI gesucht, wussten Sie das?«
»Wegen seiner Aktivitäten als Hacker.«
»Ja, wegen Computerhacken und wegen der Bomben.«
»Auf das mit den Bomben hab ich noch keine Hinweise.«
»Dann gehen Sie der Sache doch mal nach. Das traue ich Ricky glatt zu.«
»Ricky ist Darrell, Erin.«
»Ich weiß«, erwiderte der Teenager. »Aber sie sind so lange zwei unterschiedliche Menschen gewesen, dass ich mir das kaum vorstellen kann. Darrell... ist irgendwie seltsam, aber genial.«
»Das habe ich auch gehört.«
»Warum sollten Sie das bezweifeln? Die meisten Perversen sind genial.«
»Nein, Erin, das stimmt nicht. Es gibt zahlreiche dumme perverse Menschen.«
»Nicht die, die ich kenne.«
»Möglicherweise. Aber ich will dir mal was sagen. Die Cleveren sind meist die Gefährlichsten, weil sie in der Lage sind, ihre Verbrechen zu planen. Diese Morde geschahen nicht zufällig. Sie wurden geplant, und wir beide wissen, wer sie geplant hat.«
Erneut traten Tränen in ihre Augen. Sie gab ihm keine Antwort.
Decker drängte weiter: »Du musst mir unbedingt sagen, wo Darrell ist.«
»Ich weiß es nicht...«
»Doch, du weißt es!«
Aber sie leugnete es weiterhin ab, indem sie ihn wütend anstarrte und den Kopf schüttelte. »Nein, ich weiß es nicht! Darreil ist ein Survivalspezialist, falls Sie es vergessen haben. Er war mit sechzehn oder siebzehn in Baldwins Camp. Das fand er ätzend, aber dort hat er gelernt, wie man in der Wildnis überlebt. Und was er da nicht lernen konnte, hat ihm Hank Tarpin beigebracht, nachdem Darrell Mitglied der HVR geworden war. Darrell ist jahrelang als Ricky Moke immer wieder in den Wäldern
Weitere Kostenlose Bücher