Der Väter Fluch
hier einiges, mit dem auch meine Frau einverstanden wäre. Sie würde ihre Söhne umbringen, wenn sie auf die Idee kämen, ein nichtjüdisches Mädchen heiraten zu wollen.«
»Da ist sie nicht die Einzige«, warf Wanda ein. »Ich sähe es auch gern, wenn meine Tochter einen guten afroamerikanischen Mann finden würde. Das Leben ist auch so schon schwer genug. Zumindest in unserem Viertel kann man sich sonst nicht blicken lassen, ohne angestarrt und ausgelacht zu werden. Ich spreche aus Erfahrung. Vor etwa drei Monaten hatte sie einen Latino als Freund.« Sie sah Martinez an. »Und überall gab es böse Blicke.«
»Was ist dann passiert?«, fragte Martinez.
»Sie haben sich wieder getrennt, aber nicht, weil sie aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen kommen... obwohl ich mir sicher bin, dass das auch nicht einfach war. Er ist ein Cop, sie ebenfalls, und das passte einfach nicht.«
»Eines meiner Mädchen hat einen Anglo geheiratet«, meinte Martinez. »Die andere ist mit einem netten Jungen verheiratet, dessen Familie ursprünglich aus Kuba stammt. Ich selber komme aus Mexiko, und das ist eine ganz andere Baustelle. Ich kann nicht behaupten, dass ich mit dem einen Schwiegersohn zufriedener wäre als mit dem anderen. Aber das gilt nicht für meine Eltern, die beide nicht besonders gut Englisch sprechen. Bei ihnen kann man von einer echten Sprachbarriere reden. Deshalb bin ich persönlich der Ansicht, dass in der Schule nur Englisch gesprochen werden sollte. Wer die Landessprache nicht beherrscht, wird immer ein Mensch zweiter Klasse bleiben. Ich möchte nicht, dass meine Kinder und Enkelkinder Bürger zweiter Klasse sind.«
»Da stimme ich dir zu, Bert«, sagte Webster, »aber ich schätze mal, dass du und der Exmarine die Sache von zwei unterschiedlichen Gesichtspunkten aus betrachten.«
»Na klar«, erwiderte Martinez. »Holt ist nichts anderes als ein Rassist.«
»Kann sein.« Decker legte die Blätter auf den Tisch.
»Aber momentan interessiert uns nur eine Frage: Haben wir irgendwas, das ihn mit der verwüsteten Synagoge in Verbindung bringt?«
»Nichts«, antwortete Martinez. »Aber wir haben mit Holt gesprochen, bevor du Golding verhaftet hast. Vielleicht sollten wir noch mal vorbeischauen und Goldings Namen erwähnen...«
»Damit Goldings Anwalt uns einen Tritt in den Arsch verpasst, weil wir den Namen eines Minderjährigen ausplaudern«, unterbrach Decker ihn. »Die Ernesto-Karte bleibt schön im Ärmel. Falls die Hüter der Völkischen Rassisten tatsächlich beteiligt sind, müssen wir sie festnageln, ohne Goldings Namen ins Spiel zu bringen.«
»Wie wär's mit >einem entwichenen Verbrecher Unterschlupf gewährend«, schlug Bontemps vor. »Sag dem Lieutenant, was du mir über Ricky Moke erzählt hast.«
»Wer ist Ricky Moke?«, fragte Decker.
Webster erklärte: »Angeblich ist Moke in ein paar Sprengstoffattentate auf Tierlabore von Universitäten verwickelt. Angeblich kennt Holt Moke. Angeblich ist Moke in seinem Büro gesehen worden. Angeblich ist Moke ein glühender Rassist.«
»Verdammt viele >Angeblich<«, meinte Decker. »Hat der Junge eine Akte?«
»Soweit wir wissen, nicht«, erwiderte Martinez. »Aber bisher haben wir auch nur in der Stadt nachgefragt.«
»Falls er tatsächlich mit Bomben zu tun hatte, müsste das FBI etwas über ihn wissen. Fragt da morgen mal nach.« Decker lehnte sich zurück. »Was ist mit Darreil Holt? Ist er schon aktenkundig?«
Webster schüttelte den Kopf.
»Irgendwelche Informationen über ihn?«, hakte Decker nach.
»Die Hüter haben eine Website«, sagte Webster. »Aber da steht nichts als Blödsinn.«
»Findet über ihn heraus, was ihr könnt.« Decker überflog noch einmal die Handzettel. »Sind das die einzigen Texte, die ihr aufgestöbert habt? Ich frage mich, ob Golding jemals etwas für sie geschrieben hat.«
»Ich überprüfe das morgen.«
Decker dachte daran, was Golding ihm über seinen deutschen Großvater und dessen fragwürdige Vergangenheit erzählt hatte. »Wenn ihr im Computer Personen überprüft, dann checkt auch Jill und Carter Golding, und zwar so gründlich wie möglich. Ich will alles über Ernesto wissen, was es zu wissen gibt, und es kann nicht schaden, mit den Eltern anzufangen. Da beide in der Stadt bekannt sind, sollte es nicht schwer fallen, an Informationen heranzukommen. Außerdem könntet ihr die Kombinationen >Golding und Holt< und/oder >Golding und Ricky Moke< eingeben und mal nachsehen, was dem Computer dazu
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