Der Väter Fluch
kennen?«
»»Zweitausend Mitglieder?«
Ein Lächeln breitete sich auf Tarpins Gesicht aus. »Überrascht?«
»Ehrlich gesagt, ja.« Decker schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nur, das sind nicht alles solche Randexistenzen wie ihre Vertreter im hiesigen Büro.«
Tarpin schwieg.
»Moment, wie hieß er doch gleich?« Decker gab vor, in seinen Notizen zu suchen. »Ach ja, Darrell Holt. Was halten Sie denn von dem?«
»Sie kennen Darrell?«
»Allerdings«, log Decker.
Tarpin ließ den Blick über die Täler schweifen. Dann nahm er einen Stein und warf ihn den Abhang hinunter. »Darrell ist kein Dummkopf. Er war in Berkeley. Die lassen keine Dummköpfe aufs College.«Als ehemaliger Collegeabsolvent wusste Decker, dass sich darüber durchaus streiten ließ. »Was ist mit seiner Freundin? Und erzählen Sie mir nicht, die wäre auch in Berkeley gewesen. Sie sieht aus, als war sie noch keine achtzehn.«
»Ich kenne Darrells Freundin nicht.«
»Erin Kershan?«
»Nie gesehen.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann sagte Decker: »Ich frage mich gerade, warum Darrell Holt sich ausgerechnet die radikalste Universität in ganz Amerika ausgesucht hat. Berkeley vertritt doch genau die entgegengesetzte politische Richtung.«
»Sie haben Darrell eben nicht gekannt, als er noch jünger war.«
»Aber Sie kannten ihn schon?«
»Allerdings, Sir. Damals hatte er schulterlanges Haar, ungewaschen und ungekämmt, und steckte randvoll mit diesem linken Gefasel über Rassentrennung und so. Vor mehr als sieben Jahren hat sein Dad ihn in eines der Camps von Dr. Baldwin geschickt. Aber der Junge hat die Therapie abgebrochen und ist dann vom College abgegangen. Man kann keine Glühbirne wechseln, die nicht gewechselt werden will. Aber wie ich schon sagte: Darreil ist nicht auf den Kopf gefallen. Er kam ganz allein zur Vernunft.«
Decker war äußerst überrascht. »Darrell hat also an einem von Baldwins Naturcamps teilgenommen.« Er tippte mit dem Stift gegen sein Notizbuch. »Und bei der Gelegenheit haben Sie beide sich kennen gelernt?«
»Ja, Sir.«
»Waren Sie damals auch schon bei den HVR aktiv, Mr. Tarpin?«
»Richtig.«
»Haben Sie den Kontakt zwischen Darrell und den HVR hergestellt?«
»Nein, Sir. Ich nutze diese Camps nicht, um Mitstreiter für meine politischen Überzeugungen zu gewinnen.«
Ab ja, dachte Decker. »Dann ist Darrell also nur dank einer gütigen Vorsehung auf diese Organisation gestoßen?«
»Dank einer gütigen Vorsehung? Das bedeutet, durch Zufall, stimmt's? Ich vermute allerdings, Darrell ist bei uns Mitglied geworden, weil er sich für das, was wir zu sagen hatten, interessierte.«
»Aber Sie haben die HVR ihm gegenüber nie erwähnt, oder?«
»Na ja, schon möglich«, räumte Tarpin ein. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht mehr so genau. Ist schon lange her.«
»Seit wann gehört Darrell schon zu Ihrer Organisation?«
»Seit drei oder vier Jahren, glaube ich. Fragen Sie ihn doch selbst.«
»Werd ich tun«, sagte Decker. »Wissen Sie, ob Darrell und Ernesto sich kannten?«
»Nein, Sir, woher denn?«
»Haben Sie schon mal von einem Typen namens Ricky Moke gehört?«
»Nein, Lieutenant, der Name ist mir nicht bekannt.«
»Darrell hat aber erzählt, Ricky wäre auch Mitglied bei den Hütern der Völkischen Reinheit.«
»Schon möglich. Wie ich schon sagte, die HVR haben über zweitausend Mitglieder.«
Er hatte wieder seine versteinerte Miene aufgesetzt, und Decker konnte nicht mehr feststellen, ob er log. »Können Sie mir sonst noch etwas über Darrell Holt erzählen... aus der Zeit, als er sich hier im Camp aufhielt?«
»Schlaues Kerlchen, aber ziemlich verkorkst.«
»In welcher Hinsicht?«
»Er war ziemlich gewalttätig. Die Baldwins haben Gott weiß was mit ihm versucht, aber Darreil ließ sich auf nichts ein. Wie ich schon sagte: Er hat sich dann von allein wieder beruhigt.«
»Hat er Ihnen viel von sich erzählt?«
»Nicht besonders.«
»Und Ernesto?«
»Wieso Ernesto?«
»Hat er Ihnen viel von sich erzählt?«
»Alle Jungs reden mit mir, Ernesto eingeschlossen. Ich fordere sie nicht dazu auf... die Baldwins sehen das nicht gern. Es beeinträchtigt ihre Therapie.« Er wandte sich Decker zu. »Ich sag Ihnen jetzt mal eins, Lieutenant. Ernesto hat die Sache mit der Synagoge aufrichtig Leid getan. Aber was haben Ernestos Probleme eigentlich mit dem Mord zu tun?«
»Bisher wissen wir noch nicht mal, auf wen es der Mörder eigentlich abgesehen hatte. Möglicherweise auf
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