Der Väter Fluch
Wohnung?«
»Eine Wohnung.« Tarpin machte eine Pause. »Kann gut sein, dass sie dorthin gefahren ist. Ihr Haus in Beverly Hills wird gerade renoviert, und es herrscht dort im Moment ein einziges Chaos.«
»Und deshalb sind sie für die Dauer der Arbeiten ausgezogen?«
Tarpin zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Dr. Baldwin hat nur gesagt, dass das Haus ein einziges Chaos ist und dass die Renovierung ihn ein Vermögen kostet. War bestimmt die Idee seiner Frau. Sie ist die Innenarchitektin... vor zwei Jahren hat sie das Büro renovieren lassen.«
»Gut. Das hilft uns weiter.« Decker gab die Informationen sofort per Handy an Martinez durch und wies ihn an, sich mit dem Department des Sheriffs von Malibu in Verbindung zu setzen. Während Decker sein Handy wieder einsteckte, nahm Tarpin sein Käppi ab, wischte sich mit einem Taschentuch über die Glatze und setzte es dann wieder auf.
»Wollen Sie wirklich irgendwelchen Leuten außerhalb Ihrer Abteilung diesen Job überlassen?«, fragte er dann.
»Wie bitte?«
»Na, diesem Sheriff Department in Malibu.«
»Warum fragen Sie?«
»Verantwortung delegieren und so«, antwortete Tarpin. »Ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass man die Dinge, auf die es ankommt, am besten selbst erledigt.«
»Gilt das auch für einen Mord?«
Tarpin sah Decker scharf an. Die erste erkennbare Gefühlsregung dieses Mannes war ausgerechnet Wut. »Darauf werde ich nicht antworten.«
»Ich meine damit nicht Sie persönlich, Corporal. Ich meine nur, dass so etwas einen professionellen Eindruck macht... Aufgaben zu delegieren. Was meinen Sie?«
Tarpin gab keine Antwort.
»Sie wissen, dass ich Ihnen bestimmte Fragen stellen muss«, sagte Decker. »Sie hatten schließlich die Aufsicht über das Camp. Außerdem waren Sie es, der die beiden gefunden hat. Wir sind gezwungen, den Leuten, die die Leichen finden, solche gezielten Fragen zu stellen. Hinzu kommt, dass diese Gegend hier ziemlich ruhig ist. Ich kann einfach nicht glauben, dass niemand etwas gehört haben soll.«
»Glauben Sie, was Sie wollen. Das hier ist ein freies Land.«
»Für mich sieht das Ganze nach der Arbeit eines Insiders aus.«
»Und für mich nach der eines Irren.«
»Oder eines durch und durch schlechten Menschen«, fügte Decker hinzu.
»Wie dem auch sei, Lieutenant, ich bin weder verrückt noch durch und durch schlecht.« Er wandte sich Decker zu und musterte ihn. »Einen normaleren Menschen wie mich werden Sie kaum finden.«
Soso, dachte Decker. »Eins möchte ich noch gern wissen«, sagte er dann. »Wenn Sie die Morde begangen hätten, welches Motiv hätten Sie dafür gehabt?«
»Das fragen Sie mich?«, sagte Tarpin erstaunt.
»Das frage ich Sie.«
»Ich habe kein Motiv, weil ich es nicht getan habe.«
»Aber gesetzt den Fall, ich wollte Ihnen etwas anhängen, wo müsste ich da anfangen zu suchen? Wie wäre es zum Beispiel mit Ihren Verbindungen zu den HVR? Vielleicht sollte ich bei denen mal nachfragen, was man sich dort so über Sie erzählt?«
Tarpin starrte unverwandt auf die Berglandschaft. »Klar, das können Sie tun.«
»Wussten die Baldwins, dass Sie Mitglied bei den HVR sind?«
»Was zum Teufel hat das mit dem Mord an Mervin zu tun?«
Die Worte klangen wütend, aber Tarpins Stimme blieb sanft und dunkel.
»Unter Umständen gar nichts...«
»Nein, mit Sicherheit gar nichts.«
»Wie ich hörte, sind die Baldwins sehr liberal eingestellt. Ich habe mich einfach nur gefragt, was sie wohl von Ihrer Mitgliedschaft bei den...«
»Sie haben den besten Mann für diesen Job gesucht«, unterbrach ihn Tarpin. »Und ich bin der Beste.« Ein Lachen löste sich aus der Tiefe seines Brustkorbs. »Glauben Sie etwa, ich hätte Mervin umgebracht, weil mir seine politischen Ansichten nicht passten? Die Baldwins wussten, dass ich bei den HVR bin. Mervin hat sogar einige meiner Artikel für unseren offiziellen Rundbrief Korrektur gelesen. Wir standen an entgegengesetzten Enden des politischen Spektrums - die Baldwins und ich. Aber ich habe immer sein Recht auf eine eigene Meinung respektiert, und er dafür meins.« Endlich war ein Hauch von Emotion in den Augen des ehemaligen Soldaten zu entdecken. »Und jetzt wäre es schön, wenn Sie sich wieder mit der Aufklärung dieser Morde beschäftigen würden.«
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was jemand wie Sie mit diesen Clowns von den HVR gemeinsam hat.«
»Die HVR haben landesweit über zweitausend Mitglieder. Wollen Sie etwa behaupten, die alle zu
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