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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ein Blutbad beseitigen musst, hast du am liebsten die Familie um dich.
    Ich würde das also alles ganz allein erledigen müssen.
    Zuerst Eric. Ich krabbelte zu ihm hinüber, legte mich neben ihn und stützte mich auf meinen Ellbogen.
    »Eric«, sagte ich laut. Seine blauen Augen öffneten sich. In ihnen stand schierer Schmerz.
    Aus dem Loch in seiner Brust quoll Blut hervor. Wie mochte erst die Wunde aussehen, aus der die Kugel ausgetreten war. Oder steckte die Kugel noch in ihm? Ich sah die Wand an, vor der er gestanden hatte, und konnte keine Blutspritzer oder ein Einschussloch entdecken. Mir wurde klar, wenn die Kugel durch ihn hindurchgegangen wäre, hätte sie mich getroffen. Ich sah an mir herunter. Nein, kein frisches Blut.
    Während ich Eric ansah, begann es, ihm etwas besser zu gehen. »Trinken«, sagte er, und ich hätte ihm beinahe meine Pulsadern an die Lippen gehalten, besann mich aber noch. Es gelang mir, eine Flasche »TrueBlood« aus dem Kühlschrank zu holen und sie warm zu machen, wenn auch die Glasscheibe der Mikrowelle alles andere als makellos sauber war.
    Ich kniete mich neben ihn, um es ihm einzuflößen. »Warum nicht du?«, fragte er schmerzerfüllt.
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Du hättest es ganz sicher verdient, mein Schatz. Aber ich brauche all meine Kraft. Hier ist noch jede Menge zu tun.«
    Mit ein paar großen Schlucken hatte Eric alles ausgetrunken. Ich hatte seinen Mantel und sein Flanellhemd aufgeknöpft, und als ich prüfen wollte, wie stark seine Brust noch blutete, sah ich etwas höchst Erstaunliches. Die Kugel, die ihn getroffen hatte, sprang aus der Wunde heraus. Und nach weiteren drei Minuten, oder vielleicht sogar weniger, hatte sich das Loch geschlossen. Das Blut trocknete noch in seinem Brusthaar, da war die Wunde längst verschwunden.
    »Mehr zu trinken?«, fragte Eric.
    »Sicher. Wie fühlst du dich?« Ich selbst war wie betäubt.
    Er lächelte schief. »Schwach.«
    Ich holte ihm noch eine Flasche Blut, und diese trank er langsamer aus. Er zuckte vor Schmerz zusammen, als er sich aufsetzte und die Schweinerei auf der anderen Seite des Tisches musterte.
    Dann sah er mich an.
    »Ich weiß, ich weiß, wie konnte ich das nur tun!«, rief ich. »Es tut mir alles so furchtbar leid!« Ich spürte, wie mir - wieder einmal - Tränen die Wangen hinabliefen. Noch elender konnte ich mich gar nicht mehr fühlen. Ich hatte etwas Furchtbares getan. Ich hatte als Aufpasserin versagt. Ich hatte eine enorme Reinigungsaktion vor mir. Und außerdem sah ich schrecklich aus.
    Eric wirkte leicht verwundert über meinen Gefühlsausbruch. »Die Kugel hätte dich töten können, und ich wusste, mich tötet sie nicht«, erklärte er. »Ich hielt die Kugel in einer Notwehrsituation von dir ab, und dann hast du mich auf sehr wirkungsvolle Weise verteidigt.«
    Das war eine etwas schräge Art, die Dinge zu sehen. Doch komischerweise fühlte ich mich gleich viel besser.
    »Ich habe einen Menschen umgebracht«, sagte ich. Das waren jetzt schon zwei in einer Nacht; auch wenn ich immer noch der Ansicht war, dass der hohlwangige Mann sich selbst getötet hatte, indem er mir ins Messer lief.
    Aber die Schrotflinte hatte ich ganz allein abgefeuert.
    Ich schauderte und sah weg von der zerfetzten Gestalt aus Knochen und Fleisch, die einst Debbie Pelt gewesen war.
    »Hast du nicht«, sagte er scharf. »Du hast eine Gestaltwandlerin getötet, die ein verräterisches, mörderisches Biest war und schon zweimal versucht hat, dich umzubringen.« Es war also Erics Hand gewesen, die sie im Nebel bei der Kehle gepackt und von mir abgehalten hatte. »Ich hätte diesen Job gleich erledigen sollen, als ich sie in Shreveport in Händen hatte«, sagte er wie zur Bestätigung. »Das hätte uns beiden einiges Herzweh erspart - in meinem Fall sogar buchstäblich.«
    Mich beschlich die dunkle Ahnung, dass Reverend Fullenwilder das sicher ganz anders beurteilen würde, und ich murmelte etwas in diesem Sinne vor mich hin.
    »Ich war nie Christ«, sagte Eric. Nun, das überraschte mich nicht. »Und ich kann mir auch kein Glaubenssystem vorstellen, das einem rät, sich still hinzusetzen und sich abschlachten zu lassen.«
    Ich fragte mich, ob es nicht genau das war, was das Christentum lehrte. Aber ich war keine Theologin oder Bibelgelehrte, und ich musste das Urteil über meine Handlungen wohl Gott überlassen, der ja ebenfalls kein Theologe war.
    Irgendwie fühlte ich mich besser, und im Grunde war ich einfach

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