Der Vampir der mich liebte
dankbar, dass ich am Leben war.
»Danke, Eric«, sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Geh ruhig ins Badezimmer und wasch dich, während ich hier mit dem Aufräumen beginne.«
Aber davon war keine Rede. Gott segne ihn, er half mir mit Feuereifer. Und weil er ohne irgendwelche Skrupel auch die fürchterlichsten Dinge anpacken konnte, ließ ich ihn gern gewähren.
Ihr wollt gar nicht wissen, wie schrecklich es war, und erst recht nicht in allen Einzelheiten. Also, wir sammelten Debbie ein, verstauten sie in einem Sack, und Eric brachte sie in den Wald hinaus, wo er sie in einem nie aufzuspürenden Loch begrub, während ich sauber machte. Ich musste die Gardinen über der Spüle abnehmen und in der Waschmaschine kalt einweichen - und tat auch gleich noch meinen Mantel dazu, obwohl ich nicht viel Hoffnung hatte, dass ich ihn je wieder tragen könnte. Mit Gummihandschuhen und in Wasser gelöster Bleiche wischte ich ein ums andere Mal über die Stühle, den Tisch und den Fußboden, und ich sprühte die Türen der Anrichte mit Holzpolitur ein und rieb und wienerte.
Ihr macht euch ja keine Vorstellung davon, wo das Blut überall hingespritzt war.
Die Arbeit half mir, meine Gedanken von dem eigentlichen Ereignis abzulenken. Je länger ich vermied, dieser Sache direkt in die Augen zu sehen - je länger ich Erics pragmatische Ansicht einwirken ließ -, desto besser für mich. Ich konnte sowieso nichts rückgängig machen. Es gab keinen Weg, meine Tat zurückzunehmen. Ich hatte eine begrenzte Auswahl an Möglichkeiten gehabt, und nun musste ich mit der Wahl leben, die ich getroffen hatte. Meine Großmutter hatte stets gesagt, dass eine Frau - jede Frau, die etwas taugte - tun konnte, was immer sie tun musste. Wenn jemand meine Großmutter eine emanzipierte Frau genannt hätte, hätte sie das vehement abgestritten, aber sie war die stärkste Frau, die ich je gekannt habe. Und wenn sie glaubte, dass ich diese grausige Aufgabe erledigen konnte, weil ich sie erledigen musste, dann würde ich das auch schaffen.
Als ich fertig war, roch meine Küche nach allerlei Putzmitteln, und für das bloße Auge wirkte sie im wahrsten Sinn des Wortes fleckenlos. Sicher konnte ein Experte von der Spurensicherung trotzdem noch Beweismaterial finden (wie ich aus dem Fernsehen wusste). Aber ich hatte nicht die Absicht, einem Experten von der Spurensicherung je einen Grund zu liefern, sich meine Küche anzusehen.
Debbie war durch die Vordertür eingebrochen. Es wäre mir im Traum nicht eingefallen, sie zu überprüfen, ehe ich von hinten ins Haus ging. So viel zu meiner Karriere als Aufpasserin. Ich klemmte einen Stuhl unter den Türknauf, um die Tür für den Rest der Nacht sicher zu verschließen.
Als Eric seine Beerdigungsaktivitäten abgeschlossen hatte, wirkte er geradezu aufgedreht, und so bat ich ihn, noch auf die Suche nach Debbies Auto zu gehen. Sie fuhr einen Mazda Miata, den sie auf einem Feldweg auf der anderen Seite der Landstraße versteckt hatte, von der meine Auffahrt abzweigte. Eric hatte die Weitsicht besessen, ihre Schlüssel zu behalten, und erbot sich, das Auto irgendwo anders hinzufahren. Ich hätte ihm folgen und ihn wieder nach Hause bringen sollen, aber er bestand darauf, das ganz allein zu erledigen, und ich war zu erschöpft, um ihn herumzukommandieren. Während er weg war, stellte ich mich unter die heiße Dusche und schrubbte mich ab. Froh, allein zu sein, wusch ich mich wieder und wieder. Als ich von außen so sauber war wie irgend möglich, zog ich ein rosa Nachthemd an und krabbelte ins Bett. Es war kurz vor der Morgendämmerung, und ich hoffte, Eric wäre bald wieder da. Ich hatte den Schrank und die Luke für ihn geöffnet und noch ein Extrakissen hineingelegt.
Gerade als ich kurz vor dem Einschlafen war, hörte ich ihn kommen, und er gab mir einen Kuss auf die Wange. »Alles erledigt«, sagte er, und ich murmelte: »Danke, Baby.«
»Für dich tue ich alles«, sagte er sehr sanft. »Gute Nacht, Geliebte.«
Ich war wohl eine ziemlich tödliche Gefahr für Exfreundinnen, dachte ich noch. Bills große Liebe (und Schöpferin) war von mir pulverisiert worden, und jetzt hatte ich Alcides Schätzchen getötet. Ich kannte Hunderte von Männern. Ihren Exfreundinnen gegenüber hatte ich nie Mordgelüste entwickelt. Doch bei übernatürlichen Geschöpfen, die mir etwas bedeuteten, schienen die Dinge anders zu liegen. Ob Eric wohl irgendwelche früheren Freundinnen in der Gegend hier hatte? Ungefähr
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