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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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halten«, sagte ich auf halbem Wege.
    »Bist du angeschnallt?«, fragte Sam.
    »Natürlich.«
    »Gut«, meinte er, und wir setzten unseren Weg fort.
    Schließlich erreichten wir das kleine Dorf. Straßenlaternen gab es hier draußen natürlich nicht, aber einige der Bewohner hatten Sicherheitsleuchten gekauft und sie an den Strommasten angebracht. In ein paar Häusern waren die Fenster noch erleuchtet.
    »Zu wem sollen wir gehen?«
    »Zu Calvin. Er ist hier derjenige, der die Macht hat«, sagte Sam sehr bestimmt.
    Ich erinnerte mich, wie stolz Calvin auf sein Haus gewesen war, und ein klein wenig neugierig auf das Innere war ich schon. Es brannte noch Licht. Wir stiegen aus Sams warmem Pick-up aus und liefen durch die eisige feuchte Schneenacht auf die Vordertür zu. Ich klopfte, und nach einer ganzen Weile wurde die Tür geöffnet. Calvin wirkte erfreut, bis er Sam hinter mir stehen sah.
    »Kommen Sie herein«, sagte er, nicht allzu herzlich, und trat einen Schritt zur Seite. Höflich trampelten wir den Schnee von unseren Schuhen, ehe wir eintraten.
    Das Haus war schlicht und sehr sauber, eingerichtet mit preiswerten, aber sorgsam ausgesuchten Möbeln und Bildern. Auf keinem der Bilder waren Leute zu sehen, was ich interessant fand. Nur Landschaften und Tiere.
    »Das ist keine Nacht, in der man gern draußen herumfährt«, bemerkte Calvin.
    Mir war klar, dass ich hier vorsichtig vorgehen musste, so gern ich ihn auch an seinem Flanellhemd gepackt und ihm ins Gesicht geschrien hätte. Dieser Mann war ein Herrscher. Auf die Größe des Königreichs kam es dabei nicht an.
    »Calvin«, sagte ich so beherrscht wie möglich, »wussten Sie, dass die Polizei auf dem Steg neben Jasons Stiefelabdruck eine Pantherspur gefunden hat?«
    »Nein«, sagte er nach einem langen Moment. Ich konnte förmlich zusehen, wie Zorn in ihm hochstieg. »Hier draußen hören wir nur wenig Klatsch und Tratsch. Es hat mich gewundert, warum bei der Suchaktion Männer mit Gewehren dabei waren, aber wir machen die Leute ja meist irgendwie nervös, und niemand hat viel zu uns gesagt. Eine Pantherspur, hm.«
    »Bis heute Abend hatte ich keine Ahnung, dass das Ihre, äh, andere Identität ist.«
    Unverwandt sah er mich an. »Sie glauben, dass sich einer von uns Ihren Bruder geschnappt hat.«
    Wortlos stand ich da und wandte meinen Blick nicht von ihm. Sam war genauso schweigsam wie ich.
    »Glauben Sie, Crystal war wütend auf Ihren Bruder und hat ihm etwas angetan?«
    »Nein«, sagte ich. Seine goldgrünen Augen wurden größer und runder, während ich mit ihm sprach.
    »Haben Sie Angst vor mir?«, fragte er plötzlich.
    »Nein«, erwiderte ich, »habe ich nicht.«
    »Felton«, sagte er.
    Ich nickte.
    »Gehen wir hin«, entschied er.
    Also wieder raus in den Schnee und die Dunkelheit. Ich spürte die beißende Kälte der Schneeflocken auf meinen Wangen und war froh, dass meine Jacke eine Kapuze hatte. Sams behandschuhte Hand griff nach meiner, als ich über ein herumliegendes Werkzeug oder Spielzeug stolperte. Während wir noch auf den betonierten Streifen zugingen, der Feltons vordere Veranda darstellte, klopfte Calvin bereits an die Tür.
    »Wer ist da?«, fragte Felton.
    »Mach auf«, sagte Calvin.
    Als Felton seine Stimme erkannte, öffnete er sofort die Tür. Bei ihm war es längst nicht so sauber wie bei Calvin, und seine Möbel wirkten nicht sorgsam arrangiert, sondern lieblos hingestellt, wo sie gerade Platz fanden. Seine Bewegungen waren nicht die eines Menschen, das fiel mir heute Nacht noch deutlicher auf als bei der Suchaktion. Felton stand seiner Tiernatur sehr viel näher als seiner menschlichen Existenz. Die Inzucht hatte bei ihm unübersehbare Spuren hinterlassen.
    »Wo ist der Mann?«, fragte Calvin ohne jede Vorrede.
    Feltons riss die Augen weit auf und zuckte, als wollte er jeden Moment losrennen. Er sagte kein Wort.
    »Wo?«, fragte Calvin erneut, und dann verwandelte sich seine Hand in eine Tatze, mit der er quer durch Feltons Gesicht fuhr. »Lebt er noch?«
    Ich schlug die Hände vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Felton sank auf die Knie, sein Gesicht war gezeichnet von parallelen Kratzspuren, die sich mit Blut füllten.
    »Im Schuppen hinten«, sagte er undeutlich.
    Ich rannte so schnell zur Tür hinaus, dass Sam kaum mit mir mithalten konnte. Mit fliegenden Schritten eilte ich um die Ecke des Hauses - und fiel der Länge nach über einen Holzhaufen. Später würde es wehtun, doch jetzt sprang ich wieder auf, und Calvin

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