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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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warnen.
    Ich zwang mich, ein paar Mal tief Atem zu holen und mir genau zu überlegen, was ich tun wollte. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Vampire einem Werwolf die Adresse ihres Tagesruheorts geben würden. Das war keine Information, die Vampire jedem gaben, der danach fragte. Zudem waren Alcide gerade die Vampire von Shreveport nicht besonders sympathisch, da sie ihn seinerzeit mit den Spielschulden seines Vaters erpresst hatten, bis er sich schließlich ihren Wünschen gefügt hatte. Wenn ich ihn anrief, das wusste ich, würde er auf jeden Fall kommen, einfach weil er ein netter Typ war. Doch seine Verwicklung in diese Sache konnte ernsthafte Auswirkungen auf seine Familie und seine Geschäfte haben. Andererseits, wenn diese Hallow tatsächlich eine dreifache Bedrohung darstellte - eine Hexe, die sich zum Werwolf wandeln konnte und Vampirblut trank -, dann war sie ungeheuer gefährlich und die Werwölfe von Shreveport sollten unbedingt von ihr wissen. Erleichtert, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben, suchte ich nach einem funktionierenden Telefon und kramte Alcides Visitenkarte aus meiner Brieftasche.
    Alcide war in seinem Büro, was einem Wunder glich. Ich beschrieb ihm meinen Standort, und er erklärte mir, wie ich zu seinem Büro kam. Er bot mir sogar an, mich abzuholen, aber als komplette Idiotin wollte ich auch nicht dastehen.
    Dann rief ich noch in Bud Dearborns Büro an und erfuhr nur, dass es nichts Neues von Jason gab.
    Ich folgte Alcides Wegbeschreibung sehr gewissenhaft und kam nach etwa zwanzig Minuten bei Herveaux & Sohn an. Es lag nicht allzu weit abseits, am östlichen Rand von Shreveport und damit sogar auf meinem Weg nach Hause nach Bon Temps.
    Das niedrige Backsteingebäude, in dem die Baufirma untergebracht war, befand sich im Besitz der Familie Herveaux. An der Rückseite sah ich Alcides Pick-up auf dem großen Parkplatz für Angestellte stehen. Der an der Vorderseite für Besucher war viel kleiner. Es war klar zu erkennen, dass die Herveaux-Leute meist selbst zu ihren Kunden fuhren und diese eher selten zu ihnen kamen.
    Ein wenig nervös öffnete ich die Eingangstür und blickte mich um. Gleich hinter der Tür war ein Empfangstisch mit einem Wartebereich gegenüber. Hinter einer halbhohen Trennwand konnte ich fünf oder sechs Arbeitsplätze sehen, an dreien von ihnen wurde gearbeitet. Die Frau am Empfang hatte kurzes dunkles Haar, das sorgfältig geschnitten und frisiert war, trug einen schönen Pullover und war wunderbar geschminkt. Sie war wohl in den Vierzigern, aber ihre eindrucksvolle Erscheinung hatte darunter kein bisschen gelitten.
    »Ich möchte zu Alcide«, sagte ich befangen.
    »Ihr Name?« Sie lächelte mich an, wirkte aber leicht verkniffen um die Mundwinkel, so als ob es ihr gar nicht passte, dass eine junge und nicht gerade modisch gekleidete Frau an Alcides Arbeitsplatz aufkreuzte. Ich trug einen langärmligen, hellblau-gelb gemusterten Strickpulli unter meinem kurzen blauen Mantel, alte Bluejeans und Reeboks. Als ich mich heute Morgen anzog, hatte ich mir Gedanken gemacht, ob ich meinen Bruder wiederfinden würde, und nicht darüber, ob ich wohl der Mode-Polizei auffallen würde.
    »Stackhouse«, sagte ich.
    »Eine Miss Stackhouse ist hier für Sie«, sprach die verkniffene Dame in die Gegensprechanlage.
    »Prima!« Alcide klang sehr erfreut, was mich enorm erleichterte.
    Die verkniffene Dame sagte noch in die Gegensprechanlage: »Soll ich sie zu Ihnen schicken?«, als Alcide auch schon durch eine der Türen im Hintergrund gestürzt kam.
    »Sookie!«, rief er und lachte mich an. Er hielt einen Moment inne, als wüsste er nicht genau, was er tun sollte, und dann umarmte er mich einfach.
    Ich glaube, ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Und dann umarmte auch ich ihn. Ich war so glücklich, ihn zu sehen! Er sah einfach großartig aus. Alcide ist ein großer Mann, mit schwarzem Haar, das von keinem Kamm je zu bändigen war, einem breiten Gesicht und grünen Augen.
    Wir hatten gemeinsam eine Leiche beseitigt, das verbindet.
    Sanft zog er an meinem Zopf. »Komm mit«, flüsterte er mir ins Ohr, während Miss Verkniffen uns mit einem nachsichtigen Lächeln ansah, das sie zweifellos nur für Alcide aufgesetzt hatte. Ich wusste, dass sie mich nicht schick und gewandt genug fand, um als Verabredung eines Herveaux durchzugehen, und sie war überzeugt, dass Alcides Vater (mit dem sie zwei Jahre lang ins Bett gegangen war) es nicht gutheißen würde, wenn sein Sohn sich mit

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