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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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langsam. »Er arbeitet bei Norcross, als Teamleiter. Krankenversicherung, Rente, alles dabei. Ein paar andere Typen aus Hotshot betreiben eine Werkstatt für Schweißarbeiten. Die machen ihre Sache sehr gut, hab' ich gehört. Aber ich hab' keine Ahnung, was da in Hotshot los ist, wenn die abends nach Hause kommen. Das weiß keiner so genau, glaub' ich. Hast du Sheriff Dowdy gekannt, John Dowdy? Er war Sheriff, bevor ich hierher zog.«
    »Klar, an den erinnere ich mich. Er hat Jason mal wegen Vandalismus eingebuchtet. Meine Großmutter musste hin und ihn aus dem Knast holen. Sheriff Dowdy hat Jason derart die Leviten gelesen, dass ihm der Schreck in alle Glieder gefahren ist. Jedenfalls für eine Weile.«
    »Sid Matt hat mir mal eine Geschichte erzählt. Anscheinend ist John Dowdy eines schönen Frühlingstages raus nach Hotshot gefahren, um Calvin Norris' Bruder Carlton festzunehmen.«
    »Weswegen?« Sid Matt Lancaster war ein alter und bekannter Rechtsanwalt.
    »Vergewaltigung. Das Mädchen hatte eingewilligt und war sogar schon erfahren, aber sie war minderjährig. Sie hatte einen neuen Stiefvater, und der fand, Carlton hätte sich ihm gegenüber respektlos verhalten.«
    Du lieber Himmel. »Und was ist passiert?«
    »Das weiß keiner. Spätnachts wurde John Dowdys Streifenwagen auf halbem Weg nach Hotshot gefunden. Leer. Kein Blut, keine Fingerabdrücke. Seitdem ist er nie wieder aufgetaucht. Keiner in Hotshot konnte sich erinnern, ihn an dem Tag gesehen zu haben.«
    »Wie Jason«, sagte ich niedergeschlagen. »Er ist einfach verschwunden.«
    »Aber Jason war zu Hause. Und wenn ich das richtig verstehe, war Crystal nicht darin verwickelt.«
    Ich schüttelte diese gruselige kleine Geschichte von mir ab.
    »Das stimmt. Hat man je herausgefunden, was John Dowdy zugestoßen ist?«
    »Nein. Aber auch Carlton Norris wurde nie wieder gesehen.«
    Also, jetzt wurde es interessant. »Und was schließt du daraus?«
    »Dass die Leute in Hotshot das Recht in die eigenen Hände nehmen.«
    »Und deswegen möchte man sie lieber auf seiner Seite haben.«
    »Ja«, sagte Sam. »Unbedingt. Erinnerst du dich nicht? Das ist ungefähr fünfzehn Jahre her.«
    »Zu der Zeit hatte ich meine eigenen Probleme«, erklärte ich. Damals war ich ein elfjähriges Waisenkind gewesen und kaum damit fertig geworden, dass ich immer deutlicher die Gedanken der anderen lesen konnte.
    Kurz darauf kamen die ersten Leute vorbei, die auf dem Weg von der Arbeit nach Hause noch etwas trinken wollten. Sam und ich fanden den ganzen Abend über keine Gelegenheit mehr, unser Gespräch fortzusetzen - was mir ganz recht war. Ich mochte Sam sehr gern, er spielte oft die Hauptrolle in einigen meiner geheimsten Phantasien. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich so viele Sorgen, dass ich lieber nichts mehr hören wollte.
    An diesem Abend erfuhr ich, dass es Leute gab, die Jasons Verschwinden vorteilhaft für das gesellschaftliche Leben in Bon Temps fanden. Unter ihnen waren Andy Bellefleur und seine Schwester Portia, die zum Abendessen ins Merlotte's kamen, weil ihre Großmutter Caroline eine Dinnerparty gab, um die sie einen großen Bogen machen wollten. Andy war Detective bei der Polizei und Portia Rechtsanwältin, und sie waren beide nicht gerade meine besten Freunde. Als Bill herausfand, dass sie seine Nachfahren waren, hatte er einen Plan ausgeklügelt, den Bellefleurs anonym Geld zukommen zu lassen - und sie hatten ihre mysteriöse Erbschaft wirklich in vollen Zügen genossen. Bill selbst konnten sie allerdings nicht ausstehen. Es ärgerte mich jedes Mal, wenn ich ihre neuen Autos und die teuren Klamotten und auch das neue Dach der Bellefleur-Villa sah und daran dachte, wie miserabel sie Bill behandelten - und mich auch, weil ich Bills Freundin war.
    Andy war eigentlich ziemlich nett zu mir gewesen, ehe ich Bill kennen gelernt hatte. Zumindest benahm er sich höflich und gab mir ein anständiges Trinkgeld. Für Portia war ich immer unsichtbar gewesen, aber die hatte mit ihrem eigenen persönlichen Kummer zu kämpfen. Sie hatte jetzt tatsächlich einen Verehrer, hatte ich gehört. Da fragte ich mich doch gleich boshaft, ob das nicht dem plötzlichen Zuwachs an Reichtum in der Familie Bellefleur zu verdanken war. Manchmal fragte ich mich allerdings auch, ob Andys und Portias Glück proportional zu meinem wachsenden Elend anstieg. An diesem Winterabend waren sie bester Stimmung und verspeisten mit großem Genuss ihre Hamburger.
    »Das mit deinem Bruder tut mir leid,

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