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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Tür. Daher verpasste sie den Auftritt der neuen Gäste, ich jedoch nicht. Der junge Mann, den Sam als Aushilfe für die Stunden des Hochbetriebs eingestellt hatte, räumte gerade zwei zusammengestellte Tische ab, an denen eine größere Gesellschaft von Gemeindemitarbeitern gefeiert hatte, und daher räumte ich den Tisch der Bellefleurs ab.
    Andy plauderte mit Sam, während er auf Portia wartete, die auf die Damentoilette verschwunden war. Ich hatte eben mein Trinkgeld eingesteckt, das sich auf genau fünfzehn Prozent des Rechnungsbetrags belief. Das Trinkgeld der Bellefleurs war - wenn auch nur leicht - angestiegen mit dem Reichtum der Bellefleurs. Ich sah auf, als die Tür so lange offen stand, dass ein kalter Luftzug hereinströmte.
    Die Frau, die eintrat, war groß und so schlank und breitschultrig, dass ich einen prüfenden Blick auf ihre Brust warf, um sicher zu gehen, ob ich mich in ihrem Geschlecht nicht täuschte. Ihr Haar war kurz und dick und braun, und sie trug überhaupt kein Make-up. Sie kam in Begleitung eines Mannes, den ich erst sah, als sie zur Seite trat. Bei der Körpergröße war er ebenfalls nicht zu kurz gekommen, und sein enges T - Shirt ließ Arme erkennen, die muskulöser waren als alles, was ich bis jetzt gesehen hatte. Das musste ihn Jahre im Fitnessstudio gekostet haben. Sein walnussbraunes Haar fiel ihm in kleinen Locken bis auf die Schultern, sein Bart war deutlich rötlicher. Keiner der beiden trug einen Mantel, obwohl draußen eindeutig Mantel-Wetter herrschte. Die neuen Gäste kamen auf mich zu.
    »Wer ist hier der Besitzer?«, fragte die Frau.
    »Sam. Er steht hinter der Bar«, sagte ich und sah, so schnell es ging, wieder auf den Tisch hinunter und wischte ihn noch einmal ab. Der Mann hatte mich interessiert gemustert, das war ganz normal. Als sie an mir vorbeizogen, sah ich, dass er ein paar Plakate unter dem Arm trug und einen Tacker. Eine Hand hatte er durch eine große Rolle Klebeband gesteckt, so dass sie an seinem linken Handgelenk baumelte.
    Ich sah zu Holly hinüber. Sie war völlig erstarrt und hielt die Tasse Kaffee für Sid Matt Lancaster immer noch auf halber Höhe über seinem Tisch. Der alte Rechtsanwalt sah zu ihr hinauf und folgte ihrem Blick hinüber zu dem Paar, das zwischen den Tischen hindurch zur Bar ging. Im Merlotte's, bis eben ein ruhiges und friedvolles Plätzchen, herrschte plötzlich eine höchst angespannte Atmosphäre. Holly setzte die Tasse ab, ohne Mr Lancaster zu verbrühen, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand blitzschnell durch die Schwingtür in die Küche.
    Das reichte mir vollkommen als Bestätigung dafür, wer diese Frau war.
    Die beiden waren bei Sam angekommen und führten ein leises Gespräch mit ihm. Andy hörte zu, einfach weil er zufällig in der Nähe stand. Ich ging an ihnen vorbei, um das schmutzige Geschirr zur Durchreiche zu tragen, und hörte, wie die Frau mit einer tiefen Altstimme sagte: »... diese Plakate in der Stadt aufgehängt, falls jemand ihn sehen sollte.«
    Das war Hallow, die Hexe, deren Jagd auf Eric so viel Unheil angerichtet hatte. Sie, oder ein anderes Mitglied ihres Hexenzirkels, war wahrscheinlich die Mörderin von Adabelle Yancy. Und dies war auch die Frau, die vielleicht meinen Bruder Jason entführt hatte. Mein Kopf begann zu pochen, als säße ein kleiner Dämon darin und versuchte, mit einem Hammer auszubrechen.
    Kein Wunder, dass Holly in dieser Verfassung war und unter keinen Umständen von Hallow entdeckt werden wollte. Sie war zu Hallows kleinem Treffen in Shreveport gegangen, und ihr Hexenzirkel hatte Hallows Aufforderung zur Zusammenarbeit abgelehnt.
    »Natürlich«, sagte Sam. »Hängen Sie eins hier an dieser Wand auf.« Er wies auf eine Stelle neben der Tür, die nach hinten zu den Toiletten und zu seinem Büro führte.
    Holly steckte den Kopf durch die Küchentür, sah Hallow und verschwand sofort wieder. Hallow warf einen kurzen Blick zur Schwingtür hinüber, aber nicht rechtzeitig genug, um Holly zu sehen, wie ich hoffte.
    Am liebsten wäre ich über Hallow hergefallen und hätte auf sie eingeprügelt, bis sie mir alles sagte, was ich über meinen Bruder wissen wollte. Das war es, wozu das Hämmern in meinem Kopf mich drängte - handeln, irgendetwas tun. Doch ich besaß auch eine letzte Spur gesunden Menschenverstand, und zum Glück für mich setzte er sich durch. Hallow war groß, und ihr Handlanger konnte mich ohne weiteres zerquetschen - außerdem wären sowieso Kevin und Kenya

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