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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es. Wenn nicht, machen wir uns zu Fuß auf den Weg.« Es verging eine erhebliche Zeit, bis sie es wagten, ihr Versteck zwischen den Felsen zu verlassen. Kurz vor Ablauf der Frist, die Andrej willkürlich gesetzt hatte, setzte die >Möwe< ein einzelnes, für den plumpen Rumpf entschieden zu kleines Segel, drehte sich in die Strö-
    mung und nahm Fahrt auf, und auch der Drachensegler löste sich mit einer behäbigen Bewegung aus seiner Position und begann sich auf der Stelle zu drehen. Andre’ hatte es am Morgen nicht bemerkt, aber nun sah er, das das Schiff nicht allein auf das riesige Segel mit dem blutroten Drachensymbol angewiesen war, sondern über mehr als ein Dutzend mächtiger Ruder verfügte, die mit gleichmäßigen Bewegungen ins Wasser tauchten und das Schiff langsam von der Stelle bewegten. Andrej hatte hastig das Feuer gelöscht und sie hatten sich eng zwischen die Felsen geduckt und gewartet, bis der unheimliche schwarze Segler vorübergeglitten war. Er bewegte sich genau in der Flussmitte, weil das Wasser dort am tiefsten war, aber der Nebel war endgültig fort und auch die Wolken hatten sich fast vollkommen aufgelöst, sodass er das Schiff viel deutlicher als in der Nacht erkennen konnte. Es wirkte auch im hellen Tageslicht unheimlich und Furcht einflößend, aber nicht mehr annähernd so ma-jestätisch wie in der Nacht. Von der morbiden Schönheit, die es trotz allem gehabt hatte, war nichts geblieben; es wirkte einfach nur schäbig. Von dem Ritter in der blutfarbenen Rüstung war nichts zu sehen. Trotzdem beobachtete Andrej das Schiff so konzentriert, wie er konnte. Es fuhr nur langsam vorüber, denn selbst die gewaltigen Ruder hatten es nicht leicht, gegen die Strömung anzukämpfen. Das Schiff war von älterer Bauart und sehr groß, wenn auch nicht so gewaltig, wie es ihm in der Nacht vorgekommen war. Die Kombination aus Segeln und Rudern machte es vermutlich sehr beweglich, aber auch langsam. Das Segel mit dem aufgestickten roten Drachen war zerrissen und an zahllosen Stellen geflickt und die schwarze Farbe, mit der jeder Zentimeter des Rumpfes bedeckt war, erwies sich als Teer auch wenn Andrej sich nicht vorstellen konnte, welchem Zweck er diente. Ein knappes Dutzend Männer hielt sich an Deck auf, auch sie waren ausnahmslos in Schwarz gekleidet und ziemlich heruntergekommen. Sie waren zu weit entfernt, als das er wirklich Einzelheiten erkennen konnte, aber er hatte eher den Eindruck, es mit Sklaven zu tun zu haben statt mit Kriegern; oder zumindest mit Männern, die zum Dienst gezwungen worden waren. Er prägte sich jedes noch so winzige Detail ein, während das Schiff langsam vorüberglitt. Andrej war ein wenig enttäuscht, seinen unheimlichen Kapitän nicht noch einmal aus der Nähe sehen zu können, zugleich aber auch fast erleichtert. Er war nicht mehr sicher, ob der Drachenritter vorhin nur durch einen Zufall in seine Richtung geblickt hatte. Selbst als der schwarze Segler schon außer Sicht gekommen war, blieb Andrej noch im Schutze der Felsen liegen, ehe er aufstand und sich mit seinen Begleitern auf den Weg zurück zu der Stelle machte, von der aus sie vor nicht allzu langer Zeit aufgebrochen waren. Frederic versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, aber Andrej ließ sich nicht beirren.
    Er zog seine Kleider aus, wies Frederic und Abu Dun an, ein neues Feuer zu entzünden, stieg ins Wasser und schwamm zu der Stelle, an der Abu Duns Schiff untergegangen war. Der Pirat hatte ihm erklärt, wo er zu suchen hatte, und er machte sich unverzüglich an die Arbeit. Der Fluss war an dieser Stelle tatsächlich nicht besonders tief, aber das Schiff lag auf der Seite und es war fast bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Das Wasser war so trüb, das er praktisch blind war. Er brauchte allein drei Versuche, um Abu Duns Quartier zu finden. Es dauerte lange, bis er mit seiner Beute zum Ufer zu-rückkam. Sie war mager genug. Er hatte zwei Beutel mit Goldmünzen gefunden, die einen enormen Wert darstellen mochten, Abu Dun aber ganz und gar nicht zufrieden stellten. Statt Lob schüttete er einen Schwall von Verwünschungen und Vorwürfen über Andrej aus. Andrej ließ die Vorhaltungen des Piraten schweigend über sich ergehen. Er konnte ihn sogar verstehen. In der Kabine des Piraten hatte er ganze Kisten voller Geschmeide und Edelsteine entdeckt, aber nichts davon mitgenommen. Es hatte ihn sogar einige Mühe gekostet, die beiden schmalen Beutel mit Münzen zu finden. Sie brauchten keinen Schmuck, sie

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