Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
brauchten Geld. Zumindest für die Reise, die vor ihnen lag, würde ihre Barschaft reichen. Er tröstete Abu Dun mit dem Hinweis, das er ja später wiederkommen und sein Schiff und seine kostbare Fracht bergen lassen konnte, zog seine Kleider wieder an und drängte zum Aufbruch. Frederic konnte sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen, aber Abu Dun hüllte sich für die nächste Zeit in beleidigtes Schweigen - zumal Andrej keine Anstalten machte, ihm seinen vermeintlichen Besitz zurück-zugeben, sondern die beiden Geldbeutel sicher unter seinem Gürtel verstaute. Es war fast Mittag, als sie die Felsgruppe hinter sich lie-
    ßen, in der sie am Morgen das Feuer gemacht hatten. Auch Andrej hatte mittlerweile Hunger und war so müde, das er am liebsten gleich wieder eine Rast eingelegt hätte, um eine Weile zu schlafen.
    Das war der Preis, den er für seine Beinahe-Unverwundbarkeit zu zahlen hatte. Sein Körper vermochte Wunden mit fast unheimlicher Schnelligkeit zu heilen, aber er brauchte dafür Energie. Vielleicht mehr, als er ihm im Moment zur Verfügung stellen konnte. Sie marschierten noch ein paar Dutzend Schritte weiter, dann blieb Abu Dun plötzlich stehen und deutete die Uferböschung hinauf.

    »Da oben scheint mir der Weg besser zu sein«, sagte er. Andrej folgte seinem Blick. Abu Dun hatte Recht. Der Wald lichtete sich dort oben. Das Unterholz war nicht mehr so undurchdringlich wie an den meisten Stellen und zwischen den Bäumen schimmerte es hell. Vielleicht war es nur ein schmaler Streifen, der die Uferbö-
    schung flankierte. Im Gegensatz dazu wurde das Gelände unmittelbar am Wasser stetig unwegsamer. Im Sand türmten sich immer mehr Felsen und scharfkantige Steine, die das Vorankommen zu einer mühsamen und kräftezehrenden Angelegenheit machen würden.
    »Einverstanden«, sagte er.
    »Außerdem haben wir von dort aus einen besseren Überblick.«
    »Und werden auch besser gesehen«, sagte Frederic beunruhigt.
    »Das Risiko müssen wir schon eingehen«, antwortete Andrej.
    »Hier unten kommen wir zu langsam voran.«
    »Aber … «, begann Frederic.
    »Du kannst ja hier bleiben«, fiel ihm Andrej scharf ins Wort.
    »Meinetwegen kannst du auch schwimmen!« Seine Geduld war zu Ende. Er hatte bis jetzt Nachsicht mit dem jungen geübt, soweit es ihm möglich war, aber nun war es genug. Er funkelte Frederic zornig an, dann fuhr er herum und ging mit weit ausladenden Schritten die Böschung hinauf. Oben blieb er stehen, nicht nur, damit Abu Dun und Frederic zu ihm stoßen konnten, sondern auch, um sich umzusehen. Der Wald war hier oben eigentlich kein Wald mehr, sondern nur noch ein schmaler Streifen, hinter dem das Gelände wieder sanft abfiel und zum größten Teil mit Gras, vereinzelten Büschen und wenigen, zumeist halbhohen Bäumen bewachsen war.
    Das Gehen würde ihnen auf diesem Untergrund weitaus leichter fallen. Weit entfernt glaubte er einen leichten Dunstschleier in der Luft wahrzunehmen. Vielleicht war es Rauch. Eine Stadt? Abu Dun kam mit gemächlichen Schritten auf ihn zu und grinste zufrieden.
    »Das wäre dann ein weiterer Punkt zu meinen Gunsten«, sagte er.
    »Ich muss allmählich anfangen, Buch zu führen, um den Überblick nicht zu verlieren.«
    »Ein Punkt für dich?« Andrej schüttelte den Kopf.
    »Nur wenn du uns trägst.«
    »Du lernst schnell, Hexenmeister«, sagte Abu Dun. Er lachte.
    »Komm. Der Tag ist noch jung.«
    »Das ist Wahnsinn«, beschwerte sich Frederic.
    »Wir sind über Meilen hinweg zu sehen.«
    »Und warum auch nicht?«, fragte Andrej, während sie losgingen.
    »Wir sind harmlose Reisende, die nichts zu verbergen haben. Wir suchen Menschen, Frederic.« Er wies im Gehen auf den Dunst am Horizont, von dem er mittlerweile sicher war, das es sich um den Rauch von Kaminfeuer handelte.

    »Mit etwas Glück können wir dort ein Pferd kaufen oder einen Wagen. Hast du Lust, ein paar hundert Meilen zu Fuß zu gehen?« Er gab sich Mühe, in freundlichem Ton zu sprechen. Sein Zorn war schon wieder verflogen. Frederic schien auch nicht daran gelegen zu sein, den Streit fortzusetzen, denn er beließ es nur bei einem störrischen Blick. Er wirkte sehr unruhig.
    »Vielleicht finden wir ja ein paar Beeren«, rief Abu Dun, der vorausging.
    »Oder auch …« Er stockte, blieb mitten in der Bewegung stehen und machte dann plötzlich einen Schritt nach rechts, um sich in die Hocke sinken zu lassen. Andrej trat zu ihm und tat es ihm gleich.
    Er fuhr überrascht zusammen, als er sah, was

Weitere Kostenlose Bücher