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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den vielleicht nach Rache dürstet.«
    »Dein Herr hat gesagt, wir sollen hier warten«, erinnerte Abu Dun.
    »Falsch«, verbesserte ihn Vlad.
    »Er hat gesagt, wir sollen hier warten, bis klar ist, ob wir mit oder ohne euch weiter reiten.« Er hob die Stimme.
    »Auf die Pferde!« Und dann fügte er hinzu, schnell und so leise, das nur Andrej ihn verstehen konnte:
    »Ihr müsst fliehen, aber wartet auf mein Zeichen. Wir treffen uns in der ausgebrannten Mühle am Fluss.« Sie saßen auf. In der gleichen Formation, in der sie schon hierher gekommen waren, ritten sie weiter und näherten sich dem Ort an dem Sultan Selics Heerlager gewesen war. Obwohl die Nacht schon lange hereingebrochen war, war er jetzt heller erleuchtet als zuvor. Die Kämpfe hatten aufgehört, aber Tepeschs Soldaten waren dabei, das Lager zu plündern, und ganz offensichtlich hatten sie Befehl, alles zu zerstören, was sie nicht mitnehmen konnten. Andrej sah sich immer unruhiger um, je mehr sie sich dem Heerlager näherten. Das Tal hallte noch immer von Schreien, dem dumpfen Trommeln von Hufen und Waffenge-klirr wider; Draculs Reiter machtet unbarmherzig weiter Jagd auf die fliehenden Türken Hätten sich die Muselmanen gesammelt und ihn: Kräfte zusammengetan, hätten sie Tepeschs Heer auch jetzt noch mit Leichtigkeit besiegen können. Aber die Männer waren verstört und bis ins Mark erschüttert ein Zustand, in dem das Kräf-teverhältnis kaum noch zählte. Sie mussten einen schmalen Bach-lauf überqueren als das geschah, worauf Vlad offensichtlich gewartet hatte: Aus der Dunkelheit stürmten mehrere Gestalten mit Tur-banen, spitzen Helmen und runden Schil den heran. Viele der Krieger waren verletzt und ganz eindeutig auf der Flucht. Trotzdem kam es augenblicklich zum Kampf. Die Männer, die Dracul zu ihrer Bewachung abgestellt hatte, schienen geradezu begierig auf ein Gemetzel. Sie waren es, die die Türke angriffen, nicht umgekehrt.
    Vlad riss sein Pferd mit solchem Ungestüm herum, das das Tier gegen das Andrejs prallte und sich m einem erschrockenen Wiehern aufbäumte. Auch Andrejs Pferd scheute. Er hätte es ohne große Mühe wie der in seine Gewalt bringen können, aber er riss c hart an den Zügeln, das sich das Tier nun ebenfalls aufbäumte und ihn ab-warf. Noch während er stürzt sah er, wie Abu Dun herumfuhr und den Krieger neben sich mit einem bloßen Fausthieb aus dem Sattel schleuderte, dann fiel er ins Wasser, drehte sich herum und schwamm mit kraftvollen Zügen so schnell und weit, bis er das Ge-fühl hatte, seine Lungen müssten platzen. Er hatte sich nicht annä-
    hernd so weit entfernt, wie er gehofft hatte. Die Osmanen schienen unerwartet heftigen Widerstand zu leisten - möglicherweise hatten sie auch Verstärkung bekommen -, denn er sah ein einziges Durcheinander kämpfender und miteinander ringender Gestalten. Vlad hatte sein Pferd wieder unter Kontrolle bekommen, doch genau in diesem Moment stürzte sich Abu Dun auf ihn und schlug ihn mit zwei, drei harten Hieben aus dem Sattel. Etwas schlug dicht neben ihm ins Wasser; vielleicht nur ein Stein oder von einem Pferdehuf aufgewirbelter Lehm, vielleicht aber auch eine Waffe, die auf ihn abgeschossen worden war. Er fuhr herum, hielt einen Moment vergeblich nach einem Angreifer Ausschau und schwamm dann abermals unter Wasser weiter. Da er sich nun vollkommen auf das Schwimmen konzentrierte, legte er ein weitaus größeres Stück zu-rück, bevor ihn die Atemnot zwang, erneut aufzutauchen. An der Stelle, an der er ins Wasser gefallen war, war der Bach gut einen Meter tief, aber hier war er so seicht, das seine Hände und Knie bereits den Boden berührten. Er stand auf, watete noch einige Schritte durch das schlammige Wasser und ließ sich dann am Ufer schwer atmend auf Hände und Knie fallen. Der Kampf tobte immer noch. Andrej war jetzt vielleicht vierzig Meter entfernt, aber wenn einer der Männer auch nur einen zufälligen Blick in seine Richtung werfen würde, wäre er zu sehen gewesen. Andrej kroch blindlings weiter, bis er einige Büsche erreichte, verbarg sich im Schutz des Unterholzes und ließ sich auf den Rücken rollen. Sein Atem ging pfeifend und die Luft brannte in seiner Kehle. Er war so erschöpft, als hätte er an der Schlacht teilgenommen und sie allein zu Ende geführt. Es vergingen nur wenige Minuten, da knackte es im Geäst hinter ihm und eine wohl bekannte Stimme sagte:
    »Du hast wirklich Glück, Hexenmeister, das ich auf deiner Seite stehe. Und das ich weiß,

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