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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das es keinen Zweck hat, dir die Kehle durchzuschneiden.«
    »Was wahrscheinlich der einzige Grund ist, aus dem du auf meiner Seite stehst«, knurrte Andrej. In Gedanken gab er Abu Dun allerdings Recht und erteilte sich selbst einen scharfen Verweis. Der Pirat hatte sich an ihn herangeschlichen, ohne das er es gemerkt hatte.
    »Möchtest du noch ein bisschen mit unseren neuen Freunden plaudern oder verschwinden wir, bevor sie merken, das ihnen etwas ab-handen gekommen ist?«‘ fragte Abu Dun.
    »Und wohin? Ich habe keine Ahnung, wo diese verfluchte Mühle ist.«
    »Aber ich.« Abu Dun lachte leise.

    12
    Etliche Zeit später erreichten sie die von Unkraut und Gebüsch überwucherte Ruine, in der Abu Dun den von Vlad vorgeschlage-nen Treffpunkt vermutete. Andrej war nicht einmal sicher, das es sich um den richtigen Ort handelte, als sie über die zusammengestürzten Mauerreste kletterten und nach einem Platz Ausschau hielten, von dem aus sie die Umgebung im Auge behalten konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Die Mühle war nicht in diesem Krieg zerstört worden, sondern vor sichtbar langer Zeit. Gebüsch, wild wucherndes Unkraut und sogar einige kleinere Bäume hatten ihre Wurzeln in die Mauerritzen und den vermodernden Holzbo-den gekrallt.
    »Das ist kein guter Treffpunkt.« Abu Dun fasste in Worte, was Andrej fühlte.
    »Wenn sie anfangen, die Gegend nach Selics Kriegern zu durchsuchen, werden sie garantiert hierher kommen.«
    »Falls es überhaupt der richtige Ort ist.« Andrej sah sich voller Unbehagen um.
    »Warum hast du Vlad niedergeschlagen? Es wäre nicht nötig gewesen. jedenfalls nicht so hart.«
    »Er braucht ein Alibi, um seinem Herrn glaubhaft zu machen, das wir ihm auch wirklich entkommen sind«, antwortete Abu Dun.
    »Und falls mein Misstrauen gerechtfertigt ist und er uns belügt, dann hat er es verdient.« Er blieb stehen und deutete nach links.
    »Da scheint es nach unten zu gehen.« Nicht zum ersten Mal mußte Andrej Abu Duns scharfe Augen bewundern. Er selbst erkannte dort, wohin die Hand des Piraten deutete, nur einen schwarzen Schlagschatten. Doch als sie sich näherten, wurde er tatsächlich der beiden oberen Stufen einer hölzernen Treppe gewahr, die in die Tiefe hinabführte. Als Abu Dun den Fuß darauf setzte, ächzten sie hörbar unter seinem Gewicht.
    »Worauf wartest du, Hexenmeister?«, fragte Abu Dun.
    »Hast du Angst, das uns dort unten ein Vampyr erwartet?« Er lachte über seinen eigenen Scherz und verschwand dann mit schnellen Schritten in der Tiefe. Nach einem Augenblick ertönte ein Splittern, dann ein polterndes Krachen und im nächsten Moment hörte er Abu Dun in seiner Muttersprache fluchen.
    »Bist du auf einen Vampyr getreten?«, rief Andrej belustigt.
    »Oder war es nur ein Werwolf, den du aus seinem Winterschlaf ge-weckt hast?«
    »Komm herunter, Hexenmeister, und ich zeige es dir!«, schrie Abu Dun zurück.
    »Und ich werde dir nicht sagen, wo die zerbrochene Stufe ist!«.Andrej grinste und stieg - mit gesenktem Kopf und sehr viel vorsichtiger als der Sklavenhändler vor ihm die steile Treppe hinab.

    Die Stufen ächzten, aber sie hielten. Als er beinahe unten angekommen war, stieß sein tastender Fuß ins Leere, aber da er darauf vorbereitet gewesen war, verlor er nicht das Gleichgewicht, sondern fing sich wieder. Er erreichte das Ende der Treppe, blieb gebückt stehen und glaubte einen massigen Schatten links neben sich wahrzunehmen. Es war sehr dunkel. Durch die rechteckige Öffnung am oberen Ende der Treppe und die Ritzen der Fußbodenbretter, die nun die Decke über ihnen bildeten, sickerte graues Licht, aber es reichte kaum aus, um die Hand vor Augen zu erkennen. Andrej richtete sich auf und fluchte, als er mit dem Kopf gegen die niedrige Decke stieß und Staub in dicken Schwaden auf ihn herabrieselte.
    Abu Dun lachte schadenfroh.
    »Ach, was ich dir sagen wollte: Gib Acht, die Decke ist sehr niedrig.« Nach einer Weile begann der Pirat lautstark in der Dunkelheit herumzustolpern und zu -hantieren.
    »Decken«, sagte er plötzlich.
    »Hier sind Decken. Wasser. Und etwas zu essen … dein Freund hat gut vorgesorgt.« Andrej ging mit vorsichtigen kleinen Schritten in die Richtung, aus der Abu Duns Stimme kam. Trotzdem stolperte er unentwegt über Unrat und Trümmer, die den Boden bedeckten, und stieß sich noch zweimal den Kopf an den niedrigen Decken-balken, bevor er Abu Dun erreichte. Im hinteren Teil des Kellers war ein kleiner Bereich des Bodens von Unrat und

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