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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich halb herum, hob die Hand - und nur einen Augenblick später wurde das zweiflügelige Tor des Hauptgebäudes geöffnet und eine sonderbare Prozession verließ den Ort: Es waren vier von Tepeschs Männern, die eine Art lieblos zusammengezimmerter Sänfte zwischen sich trugen, auf der Vater Domenicus saß. Wie zuvor war er auch jetzt auf seinen Stuhl gebunden, allerdings auf eine Art, die Andrej zweifeln ließ, ob die stabilen Stricke tatsächlich nur seiner Sicherheit dienten oder doch Fesseln darstellten. Biehler, der letzte und wohl auch stärkste seiner drei Vampyrkrieger, folgte ihm. Er trug nicht mehr seine goldfarbene Rüstung, hatte aber ein gewaltiges Schwert im Gürtel, auf dessen Griff seine rechte Hand ruhte. Sein Gesicht war unbewegt, aber es gelang ihm trotzdem nicht ganz, seine Unru-he zu verbergen. Maria und als Letzter Frederic folgten ihm. Es gab keine bewaffnete Eskorte, wie bei Andrej, aber der Hof wimmelte von Soldaten.
    »Vater Domenicus!« Tepesch ging dem Inquisitor ein paar Schritte entgegen und bedeutete den Trägern zugleich, die Sänfte abzustel-len.
    »Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Nacht? Vermutlich wird meine bescheidene Burg Euren Ansprüchen nicht gerecht, worum ich um Vergebung bitte, aber meine Diener haben getan, was in ihrer Macht steht.« Domenicus spießte ihn mit Blicken regelrecht auf. Ohne auf seine Worte einzugehen, hob er die Hand und deutete anklagend auf Andrej.
    »Was macht dieser Hexer hier? Wieso liegt er nicht in Ketten?«
    »Ich bitte Euch, Vater«, antwortete Tepesch lächelnd.
    »Habt Ihr so wenig Zutrauen zu den Mauern meiner Burg und den Fähigkeiten meiner Krieger?« Domenicus antwortete irgendetwas, aber Andrej hörte nicht mehr hin. Er versuchte, Marias Blick fest-zuhalten, aber sie wich ihm aus und blickte zu Boden. Frederic, der direkt neben ihr stand, war nicht mehr gefesselt. Er sah ihn an, aber sein Blick wirkte eher trotzig, fast schon herausfordernd, auch wenn Andrej sich beim besten Willen keinen Grund dafür denken konnte. Aus Biehlers Augen sprühte die blanke Mordlust. Andrej wollte zu Frederic gehen, aber Tepesch hielt ihn mit einer Handbewegung zurück und schnitt Domenicus mit der gleichen Bewegung das Wort ab.
    »Genug, Vater«, sagte er.
    »Ich weiß, wie ich mit meinen Gefangenen zu verfahren habe.«
    »Das will ich hoffen«, antwortete Domenicus.
    »Wenn Ihr jetzt vielleicht die Güte hättet, mir zu sagen, warum Ihr mich gerufen habt. Ich hoffe, es ist wichtig. Meine Wunde ist noch immer nicht ganz verheilt. jede Bewegung bereitet mir große Schmerzen.«
    »Ich wollte Euch nur eine Frage stellen«, antwortete Tepesch.
    »Eine ganz einfache Frage, von deren Beantwortung jedoch viel abhängt.«
    »Und wie lautet sie?«
    »Seht Ihr, Vater …«, Tepesch deutete auf Andrej, »ich hatte gestern Abend ein interessantes Gespräch mit dem Mann, den Ihr so gerne als Hexenmeister bezeichnet.« Domenicus starrte erst ihn, dann Andrej finster an, und Andrej bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich Biehler spannte und unauffällig einen Schritt näher trat. Als Domenicus nicht antwortete, fuhr Tepesch in einem schärferen Ton fort:

    »Natürlich gilt mir sein Wort bei weitem nicht so viel wie das eines heiligen Mannes und Kirchenvertreters wie Euch, Vater. Aber ich frage mich doch, ob er vielleicht die Wahrheit sagt.«
    »Die Wahrheit worüber?«, fragte Domenicus.
    »Das Ihr mich belogen habt«, antwortete Tepesch hart.
    »Das Ihr ein Lügner und Mörder seid, der mich als nützliches Werkzeug für seine verruchten Pläne eingesetzt hat.« In Domenicus’ Augen blitzte es auf.
    »Was erdreistet Ihr Euch, Fürst?«
    »Verbrennt die Hexen!«, antwortete Tepesch.
    »Das waren doch Eure Worte, nicht wahr? Ich habe sie in dem Moment, als Ihr sie ausspracht, nicht ganz verstanden - ging es doch nur um das Schiff eines berüchtigten Piraten, der die Donau hinauffuhr, um dort Beute zu machen.«.Domenicus starrte ihn finster an und schwieg.
    »Von den paar Dutzend Männern und Frauen, die unter Deck angekettet waren, habt Ihr sicherlich nur vergessen, mir zu erzählen.«
    »Hexen«, antwortete Domenicus hasserfüllt.
    »Sie waren alle Hexen, mit dem Teufel im Bunde!«
    »Dann … dann ist es wahr?« Maria starrte ihren Bruder aus aufgerissenen Augen an.
    »Du hast davon gewusst?«
    »Sie hatten den Tod verdient«, antwortete Domenicus.
    »Sie sind lebendig verbrannt«, fuhr Tepesch fort.
    »Männer, Frauen und Kinder - mehr als fünfzig Menschen. Ich

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