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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Auftritts- und Aufenthaltsorte auf ihre Sicherheit überprüfte. Seagram, so erfuhren wir, hatte zusätzlich zwei Agenten an seiner Seite gehabt. War er mit dem Auto unterwegs, fuhr ihm ein Wagen voraus und einer folgte ihm. Dazu kamen die Vorkehrungen der örtlichen Polizei.
    Seagram und seine Frau hatten den Campus der Universität um 14.30 Uhr erreicht, waren durch das Haupttor gefahren und an den gepflegten Rasenflächen vorbei, auf denen überall Studenten saßen und lernten. Eine große Gruppe Anhänger hatte sich bereits vor Royce Hall eingefunden, um Seagram zu begrüßen, und es gab auch ein paar politische Gegner. Beide Gruppen wurden etwa sieben, acht Meter auf Abstand gehalten, als der Senator aus seiner Limousine stieg, sich umdrehte und seiner Frau aus dem Fond half. Einen Moment lang standen sie da und winkten den Leuten zu, bevor sie hineingingen.
    Royce Hall, das hatte ich gelesen, war 1928 erbaut worden und eines der vier ursprünglichen Universitätsgebäude. Heute beherbergte es das Zentrum für darstellende Künste sowie einige andere Abteilungen der Universität, deren Büros und Seminarräume sich im oberen Stock befanden. Der wichtigste Teil des Gebäudes war jedoch das in ihm untergebrachte Theater mit eintausendachthundert Plätzen. Hinten hatte es einen großen Balkon und seitlich einige Reihen Logenplätze.
    Um 14.45 Uhr wurden die Türen geöffnet, und Studenten und Fakultätsmitarbeiter strömten in den Saal. Gemäß den Vorschriften des Secret Service mussten ausnahmslos alle durch eine Metalldetektorschleuse. Das führte zum dringlichsten Thema der Anhörung: Wie hatte der Mörder eine Waffe in den Saal schmuggeln können?
    «Bei ersten Überprüfungen der Waffe», berichtete Miles, «wurden Rückstände von Epoxidharz nachgewiesen, die laut unseren Spurensicherungsexperten von einfachem Klebeband stammen. Eine gründliche Untersuchung des gesamten Gebäudes in den Tagen nach der Tat hat ähnliche Rückstände auf der Rückseite eines Feuerlöschers zutage gefördert.» Er zeigte auf einen Bereich des Grundrisses, der einen Flur im ersten Stock darzustellen schien.
    «Sie wollen also andeuten», meldete sich Senator Foster zu Wort, «dass die Pistole schon vorher im Gebäude versteckt wurde?»
    «Davon gehen wir aus, Senator», sagte Miles. «Wir glauben, dass sich der Täter, oder jemand, der ihn kannte, Tage vor der Veranstaltung Zugang zum Gebäude verschafft und die Waffe dort versteckt hat. Als es dann so weit war, ist er nach oben geschlichen und hat sie sich geholt.» Miles zeigte ein Foto, das der Secret Service vom fraglichen Feuerlöscher gemacht hatte. Es war ein großer, roter Zylinder, der hinter einer Glastür mit einem Riegel in einer Wandnische stand.
    «Sie sagen, ‹jemand, der ihn kannte›», hakte Foster nach. «Heißt das, Sie glauben, dass wir es mit einer Verschwörung zu tun haben?»
    Ich reckte den Kopf.
    «Wir haben die Sachlage noch nicht genügend geprüft, Senator. Bis jetzt gibt es keinen Hinweis darauf, dass außer Daniel Allen noch jemand in die Tat verwickelt ist.»
    Ein Murmeln ging durch den Saal. Ich machte mir eine Notiz: Ein Komplize? Klebebandrückstände.
    «Wie kann sich Daniel Allen vor der Veranstaltung Zugang zum Gebäude verschafft haben?», fragte ein Senator aus South Carolina.
    «Royce Hall wurde am Vortag um drei Uhr nachmittags geschlossen», sagte Miles. «Von dem Zeitpunkt an kam niemand mehr hinein, ohne sich auszuweisen und durch den Metalldetektor zu gehen. Die Waffe muss also vorher in dem Gebäude versteckt worden sein.»
    Die Senatoren wollten wissen, wie langfristig die Veranstaltung in Royce Hall geplant gewesen sei.
    «Meines Wissens», sagte Miles, «wurde der Termin am 24. Mai festgelegt.»
    «Also drei Wochen vorher.»
    «Ja, Senator.»
    «Wer wurde alles darüber informiert?»
    «Im Gegensatz zu Besuchen des Präsidenten, Senator», sagte Miles, «sind Wahlkampfveranstaltungen öffentliche Ereignisse. Es wird breit darüber berichtet, um möglichst viele Zuschauer anzulocken. Die Einzelheiten der Veranstaltung wurden am 9. Juni bekanntgegeben, eine Woche vorher.»
    «Also hat der Täter …»
    «Oder jemand, der ihn kennt.»
    «… oder jemand, der ihn kennt, die Waffe in den sechs Tagen zwischen der Ankündigung und dem Schließen von Royce Hall in das Gebäude gebracht und hinter den Feuerlöscher geklebt.»
    «Ja, Sir.»
    «Ist es richtig, dass Daniel Allen als ehrenamtlicher Helfer für Seagram und seine Kampagne

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