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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Spinnen vernichtete. Wie er sie aufspürte und in einem Glas fing. Wie er sie beobachtete, während der Sauerstoff im Glas langsam weniger wurde. Was hatte er gedacht, als er die Suche der Spinnen nach einem Ausgang immer hektischer und dann langsamer werden sah, bis sie ganz aufgaben?
    Die Szene fühlte sich erfunden an, wie aus einem Film: Der kleine Serienkiller mit seinen ersten Opfern. Am Ende wollte mir die Vorstellung nicht in den Kopf.
    Ich habe meinem Sohn während seines gesamten Lebens in die Augen geblickt und nicht ein einziges Mal einen Sonderling, einen Soziopathen oder Mörder darin gesehen.
    Nein, ich war überzeugt, dass die Antwort auf alle Rätsel nicht in Dannys Abstammung oder in seiner Kindheit lag. Sie verbarg sich woanders. Irgendwo zwischen New York und Los Angeles. Irgendwo in den Ebenen und Gebirgszügen dieses Landes.

 
     
    Murray machte eine Adresse ausfindig, an der Frederick Cobb zuletzt nachweislich gewohnt hatte, und zwar in Eagle Rock, zwanzig Minuten nördlich von Los Angeles. Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine Obdachlosenunterkunft. Seit der Fahrt auf dem Güterzug mit meinem Sohn vor einem Jahr war Cobb in verschiedenen Teilen des Staates aufgetaucht, hatte sich in einem Militärkrankenhaus in Santa Rosa medizinisch versorgen lassen und in Riverside Arbeitslosenunterstützung beantragt. Er erhielt eine weitere Vorladung wegen Landstreicherei in Santa Monica, anschließend wurde er wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit festgenommen. Cobb schien in jeder Hinsicht der klassische obdachlose Kriegsheimkehrer, der unfähig war, Beziehungen aufzubauen oder Wurzeln zu schlagen.
    Ich fuhr mit Murray quer durch die Stadt zum Glendale Boulevard, wo wir auf die Route 2 in östlicher Richtung wechselten. Der morgendliche Berufsverkehr war abgeebbt, und die Straßen stadtauswärts waren so gut wie leer. Die Verlesung der Anklageschrift gegen Daniel war auf 16 Uhr angesetzt, was hieß, dass unsere Nachforschungen schnell vonstatten gehen mussten. Als ich Fran an diesem Morgen geweckt hatte, um ihr zu sagen, was wir vorhatten, schüttelte sie den Kopf. Ihr wurde klar, dass ich nichts von dem, was sie am Abend gesagt hatte, beherzigte. Ich war Don Quixote, der Trugbildern hinterherjagte. Leise, um die Kinder nicht zu wecken, versprach ich ihr, in ein paar Stunden zurück zu sein, doch ich konnte sehen, dass sie das nicht einfach so schlucken würde.
    «Ich mache mir etwas Sorgen um meine Ehe», sagte ich nun zu Murray.
    «Ich mache mir auch etwas Sorgen um Ihre Ehe», antwortete er.
    «Danke. Das ist nett.»
    «Nein, ehrlich. Ich habe schon viele unglückliche Frauen in meinem Leben gesehen. Diesen Gesichtsausdruck kenne ich.»
    Schweigend sahen wir auf die Straße vor uns. Ich hatte Angst, dass mich die Geschehnisse dazu zwingen würden, mich zwischen meinem erstgeborenen Sohn und meiner neuen Familie zu entscheiden. Ich hatte absolut keine Vorstellung davon, wie ich damit umgehen sollte. Wo lag der Mittelweg? Sollte ich Danny tatsächlich nur dann ein guter Vater sein können, wenn ich Alex und Wally im Stich ließ, so wie ich ihn im Stich gelassen hatte? Aber war ich es meinem erstgeborenen Sohn nicht schuldig, ihm in dieser Sache zur Seite zu stehen? Musste meine neue Familie das nicht verstehen und mich darin unterstützen? Machte mich der Wunsch, ein guter Vater zu sein, nicht zu einem besseren Menschen, und wurde ich dadurch letztlich nicht auch ein besserer Ehemann und ein besserer Vater für Alex und Wally?
    «Meine zweite Frau», sagte Murray, «hat so oft das Wort ‹enttäuscht› in ihren SMS an mich verwendet, dass man nur ein ‹en› in ihr Handy eingeben musste, und schon komplettierte es sich automatisch.»
    Ich öffnete mein Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Irgendwo musste ein Feuer brennen, der Geruch von Rauch erfüllte den Wagen. Fran würde sich ein paar Wochen lang in Geduld üben können, oder? Sie würde vielleicht schimpfen, mir womöglich sogar damit drohen, mich zu verlassen, aber sie würde es doch nicht tun, oder?
    Ich warf einen Blick auf das Bündel Papiere, das Murray mir beim Einsteigen in die Hand gedrückt hatte. Ein Privatdetektiv, den er sonst in Scheidungsfällen engagierte, hatte Frederick Cobb einer Standardüberprüfung unterzogen, seine Bonität abgefragt, Militärberichte gelesen und verschiedene nationale und regionale Datenbanken nach ihm durchsucht. Während wir weiter dahinfuhren, studierte ich die Eckdaten von Cobbs

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