Der Vater des Attentäters (German Edition)
müssen uns beeilen», sagte ich. «Cobb ist tot. Der Exsoldat. Jemand hat ihn am Montag erstochen. Das ist … Wir müssen Douglas finden. Dannys Anwälte müssen sich gleich daranmachen.»
«Paul», sagte sie wieder, mit mehr Nachdruck jetzt, das Gesicht besorgt. «Danny hat sich schuldig bekannt», sagte sie.
Ich starrte sie an und versuchte sie zu verstehen. Sie hielt meinem Blick stand.
«Der Staatsanwalt hat die Anklage verlesen, der Richter fragte Danny, worauf er plädiere, und Danny stand auf und sagte: ‹Schuldig.› Seine Anwälte fingen an zu schreien, sie wollten eine Unterbrechung, aber der Richter hat es abgewiesen. Er fragte Danny, ob er wisse, was es für ihn bedeute, sich schuldig zu bekennen, und ob er sich kurz mit seinen Anwälten besprechen wolle. Aber Danny wollte nicht. Er sei sich über alles im Klaren. Er sagte: ‹Ich habe ihn getötet, und ich will nicht, dass noch irgendjemand weiter seine Zeit mit der Sache verschwendet.›»
Ein Tunnel aus Finsternis schloss sich um mich.
«Das ist …», sagte ich. «Nein. Er deckt jemanden. Das ist … Verstehst du nicht? Er ist nicht …»
Die Gedanken kamen zu schnell, um sie artikulieren zu können. Ich spürte die Panik des Tieres im Moment des Gefangenwerdens, sah die Bügel der Falle zuschnellen.
«Er hat sich schuldig bekannt?», wiederholte ich. Das ergab alles keinen Sinn.
Fran packte mich und zog mich an sich, als hätte sie Sorge, ich könnte ohnmächtig werden. Ihr Haar roch nach Äpfeln. Hinter ihr konnte ich Murray durch die Leute drängen sehen.
«Murray», sagte ich.
«Ich weiß», sagte er. «Ich habe es gerade gehört. Wir werden ein psychologisches Gutachten durchsetzen. Gesunde Menschen gestehen so etwas nicht.»
Ich befreite mich aus Frans Griff. «Es sei denn, er … wenn er jemanden zu decken versucht? Hoopler und … ich weiß nicht wen. Ich weiß es nicht!» Ich ballte die Fäuste, schlug mir auf die Schenkel, versuchte mich zu konzentrieren.
«Paul, bitte», sagte Fran. «Du machst mir Angst.»
Murray fasste mich beim Ellbogen und zog mich in eine Nische. «Hören Sie», sagte er. «Das ist schlecht, aber nicht das Ende. Der Richter wird ein psychologisches Gutachten anordnen. Das muss er. Wenn Danny psychisch krank ist, oder wenn da noch irgendetwas anderes ist, werden wir es erfahren. Und je nachdem, was sich ergibt, müssen wir Danny vielleicht für unzurechnungsfähig erklären lassen. Bis dahin soll sich Douglas hinter Cobb und Hoopler klemmen.»
Er hielt meinen Arm immer noch fest im Griff, verband mich mit der Erde und versuchte zu verhindern, dass ich ins Nichts davontrieb. Weiter hinten im Flur entstand Bewegung. Männer in Uniformen kamen aus einer Tür und führten einen Gefangenen mit Fußfesseln mit sich.
«Danny», rief ich. Ich wand mich von Murray los und schob mich durch die Leute. «Danny!»
Mein Sohn am anderen Ende des Flurs drehte sich um. Unsere Blicke trafen sich.
«Ist schon okay», rief er.
«Warte!»
«Ist schon okay.»
Ein Mann in einem Anzug löste sich von der Gruppe und trat mir in den Weg. «Sir», sagte er. «Sie müssen hier stehen bleiben.»
«Bitte», sagte ich. «Ich will nur mit ihm reden. Danny!»
«Sir, wir haben genaue Überführungsvorschriften.»
Ich fühlte mich wie ein Mann am Flussufer, der zusah, wie sein Sohn davongespült wurde. «Mir egal», sagte ich. «Danny!»
Die Agenten griffen noch etwas fester zu und zogen meinen Sohn zum Ausgang.
In fünf Sekunden würde er verschwunden sein. Wer wusste, wann ich ihn wiedersehen würde? Wenn er dazu gebracht werden konnte, ein Verbrechen zu gestehen, das er nicht begangen hatte, was mochte dann noch kommen?
Oder schlimmer. Was war, wenn er gestanden hatte, weil er tatsächlich schuldig war?
Ich musste mit ihm reden, musste es wissen, ein für allemal. Was war die Wahrheit? Wie konnte ich meinen Sohn retten, wenn ich nicht einmal wusste, wovor ich ihn retten sollte? Völlig außer mir wollte ich mich an dem Beamten vorbeidrängen, um meinen Sohn zu erreichen. Der Mann packte meine Schulter, seine Hand war wie ein Schraubstock. Wir rangen miteinander.
«Ich weiß von den Exsoldaten im Zug!», schrie ich. «Danny! Ich weiß Bescheid!»
Und dann drehte sich der Boden. Ich spürte, wie ich mich durch den Raum bewegte, herumwirbelte. Dann lag ich auf dem Bauch, den rechten Arm hinter den Körper gepresst. Ein Knie drückte mir in den Rücken und nahm mir den Atem.
«Leisten Sie keinen Widerstand», sagte der
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