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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Agent. Ich versuchte zu atmen, versuchte zu rufen.
    «Ich hole dich da raus», sagte ich, oder versuchte es wenigstens. Die Worte kamen halb fiepsend, halb ächzend aus mir heraus. Ich kämpfte, um auf die Knie zu kommen, aber Danny war längst weg, davongespült vom Fluss der Geschichte. Als mir der Agent Handschellen anlegen wollte, gab ich schließlich auf, so wie ein Karnickel zwischen den Zähnen eines Wolfes erschlafft.
    In dem Augenblick, da es endlich akzeptiert, dass der Tod unvermeidlich ist.

 
    Drei
     
    Carter Allen Cash

 
     
    Psychiatrisches Gutachten über Daniel Allen
    Von Dr. Arthur Fielding, MBBS, MD
    Datum: 11. Oktober 20 _ _
     
    Das vorliegende psychiatrische Gutachten wurde von Dr. Arthur Fielding für das Bundesbezirksgericht West angefertigt. Es basiert auf zwei dreistündigen Gesprächen mit dem Probanden Daniel Allen sowie einer Durchsicht von 147 Seiten persönlicher Aufzeichnungen Daniel Allens.
     
    Kurzfassung
    Daniel Allen wird beschuldigt, am 14. Juni 20 _ _ Senator Jay Seagram in Los Angeles ermordet zu haben. Das Gericht hat ein Gutachten angeordnet, um darüber zu befinden, ob er gegenwärtig geistig in der Lage ist, auf schuldig zu plädieren.
    Obwohl der Proband einzelne Anzeichen dissoziativer Störungen zeigt und in den letzten zwölf Monaten wenigstens von einem schweren Anfall klinischer Depression heimgesucht wurde, leidet er, nach Meinung des Gutachters, unter keiner Geisteskrankheit, wie sie im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders beschrieben werden. Somit lautet der Schluss des Gutachters, dass Daniel Allen, mitunter auch als «Carter Allen Cash» bekannt, geistig dazu in der Lage ist, in dieser Sache auf schuldig zu plädieren.
    Der Gutachter ist des Weiteren der Meinung, dass der Proband zum Zeitpunkt des Attentats in der Lage war, Phantasie und Wirklichkeit voneinander zu unterscheiden. Aus ausführlichen Gesprächen und einer Durchsicht von Aufzeichnungen des Probanden geht hervor, dass er den Unterschied zwischen richtig und falsch kannte, wie er nach den M’Naghten-Regeln und dem Durham-Standard definiert wird.
     
    Beschreibung des Äußeren
    Daniel Allen ist zwanzig Jahre alt, 1 Meter 78 groß und wiegt 68 Kilogramm. Zur Zeit der psychiatrischen Gespräche trug er einen orangefarbenen Gefängnisoverall. Er wirkte gepflegt und schien trotz seines Untergewichts gesund und aufmerksam. Der Proband zeigte sich als ein junger Mann von überdurchschnittlicher Intelligenz, der sich zu vielen Themen zu artikulieren wusste, wenngleich er unwillig war, seine eigenen Gefühle tiefergehend zu erörtern.
     
    Biographie
    Daniel Allen wurde am 9. April 19 _ _ in Santa Monica, Kalifornien, als Kind von Ellen Shapiro, der Mutter, und Paul Allen, dem Vater, geboren. Der Proband berichtet, dass seine Kindheit grundsätzlich glücklich gewesen sei, obwohl sich seine Eltern scheiden ließen, als er sieben Jahre alt war. Sein Vater, ein Arzt, war im selben Jahr nach New York City gezogen. Die Mutter behielt das Sorgerecht, und der Proband besuchte seinen Vater in den Sommerferien und an Feiertagen in New York. Danach befragt, berichtet der Proband, dass das Arrangement für ihn «in Ordnung» gewesen sei, wenngleich seine Mutter «etwas mitgenommen» gewesen sei und «die ganze Zeit weinte». Die Schulzeugnisse aus dieser Zeit zeigen, dass der Proband in der Schule gut mitkam und keine Anzeichen von posttraumatischer Belastungsstörung erkennen ließ.
    Der Proband berichtet von einem Vorfall aus dieser Zeit, den es genauer zu betrachten lohnt. Er erzählt, dass er mit acht Jahren «fast bei einem Flugzeugabsturz umgekommen» sei. Dazu im Einzelnen: Der Proband hatte seinen Vater zu Weihnachten in New York besucht. Danach flog er alleine nach Los Angeles zurück, was, wie er sagt, das normale Procedere war. Über dem Mittleren Westen bekam das Flugzeug «ein Problem mit der Elektrik» und ging in den Sturzflug über. «Allen dachten, wir würden sterben», erzählt der Proband. Der Pilot konnte die Störung jedoch beheben und bekam das Flugzeug wieder unter Kontrolle.
    Auf die Frage, wie er sich während des Sturzflugs gefühlt habe, antwortete der Proband: «Ich fühlte … schwer zu sagen. Ich hatte Angst, aber ich dachte nicht, dass ich sterben würde.» Auf die Frage, warum, antwortete er: «Es war nur so ein Gefühl. Es war noch nicht meine Zeit.» Auf die Frage, ob und wie der Vorfall ihn seiner Meinung nach beeinflusst habe, konstatierte der Proband: «Er

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