Der Venuspakt
dieser seine
Seelenpartnerin gefunden hatte, bevor sein Dasein in einem einzigen Grau
versunken war.
Er selbst hatte keine Aussicht auf ein solches Glück. Noch bevor er über-
haupt das wahre Ausmaß seines Schicksals begriff, hatte er bereits vor Jahr-
hunderten die einzige Chance vertan, die Liebe einer Gefährtin zu erfahren.
Damals war er instinktiv seiner Natur gefolgt: Kieran verliebte sich in das ver-
mutlich einzige magische Wesen der Region und machte sie zu der Seinen.
Geborene Vampire unterschied in ihren ersten Lebensjahren wenig von
gleichaltrigen Normalsterblichen. Erst später, etwa um das dreißigste Lebens-
jahr herum, begann ihre Wandlung zu einem bluttrinkenden Geschöpf der
Nacht. Aber unsterblich oder nicht, für alle galt, dass sie sich nur einmal in ih-
rem Dasein binden durften – und das für die Ewigkeit. Kieran hätte gut daran
getan, zu warten, bis er seiner wahren Seelengefährtin begegnet wäre. Doch
zu jener Zeit gab es niemanden, der ihm die Regeln seiner Art erklärt hätte.
Er konnte sich als Findelkind glücklich schätzen, dass ihn die Familie eines
angesehenen Schmieds im Königreich Dalriada aufgenommen und immer
gut behandelt hatte.
Sein Laird, der Besitzer weiter Landstriche Dalriadas, die heute Argyll hei-
ßen und im westlichen Schottland liegen, erkannte seine Intelligenz und
kriegerischen Talente frühzeitig. Und obwohl der halbwüchsige Waisenjunge
als Bastard von vielen Dorfbewohnern misstrauisch beäugt wurde, übertrug
er ihm bald diverse Aufgaben. Anfangs waren es kleine Botengänge, aber als
Kieran seine Zuverlässigkeit immer wieder unter Beweis stellte, sandte er ihn
immer häufiger auch zu weiteren Reisen aus.
Eines Tages kehrte Kieran erschöpft aus Dunadd, einer der bedeutendsten
Siedlungen des Reiches, heim. Es hatte seit Tagen geregnet und mehrmals
war er gezwungen gewesen, große Umwege zu reiten, um Kämpfern feindli-
cher Familien auszuweichen. Insgeheim verfluchte Kieran den streitsüchti-
gen Chief, der ständig seine Leute ausschickte, um das Vieh anderer Clans zu
rauben, und wenn die Situation zu bedrohlich wurde, Kieran beauftragte, die
Wogen zu glätten.
Je näher er seinem Tal kam, desto freundlicher wurde das Wetter, und gegen
Mittag brannte die Sonne so heiß auf ihn hinab, dass er beschloss, ein Bad zu
nehmen, bevor er an den Hof seines Herrn zurückkehrte. Behutsam schlich er
durch den Wald. Nur wenige kannten diesen versteckt gelegenen See, aber er
wollte kein Risiko eingehen und womöglich von feindlichen Kriegern über-
rascht werden, während er hilflos und ohne Waffen im Wasser schwamm.
Der Anblick der verführerischen Nixe verzauberte ihn sofort. Erst sah er nur
üppiges Haar wie einen kostbaren Teppich auf der Wasseroberfläche liegen.
Dann hörte er leises Plätschern, und als sie leise summend ans Ufer schritt, bot
sich ihm ein unvergesslicher Anblick feenhafter Grazie.
Sein Puls raste, ein verwirrendes Ziehen in den Lenden ließ ihn beinahe laut
aufstöhnen und den Laut der Enttäuschung konnte er nur mit Mühe unter-
drücken, als das Mädchen ihre Formen mit einem groben Leinenkittel ver-
hüllte und das herrliche Haar zu einem festen Zopf flocht, den sie unter ihrer
schlichten Haube verbarg.
Unbemerkt war er ihr bis zu der kleinen Kate neben der Kirche ihres Dorfes
gefolgt. Er stellte fest, dass hier der Priester wohnte. Kieran hasste den Mann,
den er von seinen regelmäßigen Gottesdiensten in der Burg kannte. Seine be-
törende Wassernixe hieß, so erfuhr er später, Maire und stand – das wusste je-
der hier in der Gegend – völlig unter dem Einfluss des Geistlichen, ihres streng
gläubigen Vormunds. Sie war ebenfalls Waise und genauso wie er selbst völlig
ahnungslos, was ihre wahre Abstammung betraf.
Der Priester, so erzählte man sich, hatte damals die Ehe seines geliebten Bru-
ders mit einer Witwe, von der niemand so genau wusste, woher sie stammte,
nie akzeptiert. Doch Angus liebte seine junge Frau sehr und war der hübschen
Stieftochter ein guter Vater.
Von Anfang an versuchte der missgünstige Geistliche, seine Schwägerin der
Hexerei zu überführen und als Maires Eltern bei dem Versuch ihr Vieh vor
einem Hochwasser zu retten umkamen, war sein einziger Kommentar: «Das
ist Gottes gerechte Strafe!»
Wohl nahm er die hübsche Nichte barmherzig in seinem Haus auf, aber be-
fahl ihr auch sofort, das lange Haar zu verbergen, weil es «des Teufels» wäre.
Er schlug
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