Der Venuspakt
sie täglich, um sie «Demut zu lehren» und ließ sie bereits als Kind so
hart arbeiten, dass selbst die Gläubigsten unter den Gefolgsleuten des neuen
Gottes zu murren begannen. Doch niemand wagte es, dem Priester offen zu
widersprechen – aus Furcht, wie schon andere zuvor, der Hexerei bezichtigt
zu werden.
Kieran hörte kaum zu, als seine Freunde ihn vor einer Verbindung mit «der
Verrückten aus dem Pfarrhaus» warnten. Er war bis über beide Ohren verliebt.
Und schließlich erklärte sich der Laird bereit, die Verbindung zu gestatten.
Mit eisiger Miene und zweifellos beeindruckt von der großzügigen Mitgift,
mit der Kieran ausgestattet war, stimmte der Priester einer Verbindung zu.
Nicht jedoch ohne zu drohen: «Nur einem aufrichtigen Christenmenschen ist
es gegeben, diese Tochter Satans zu beherrschen. Wenn du fehlst, versagst du
auch vor Gott!»
Mit ausdruckslosem Gesicht ließ Maire sich von ihrem Bräutigam zum Al-
tar führen. Zweifellos erwartete sie keine Besserung ihres Schicksals, jetzt, da
sie einem der gefürchtetsten Krieger des Clans gehören würde.
So vielversprechend und verlockend ihr Körper auch sein mochte, so er-
nüchternd war bereits die Hochzeitsnacht. Die junge Braut kniete während
der gesamten Nacht vor dem Ehebett und betete ängstlich den Rosenkranz. Es
halfen keine guten Worte und wollte Kieran sie zärtlich berühren, um ihr die
Angst zu nehmen, so zuckte sie jedes Mal zurück.
Schließlich gab er auf. Kieran zog unter dem entsetzten Blick seiner Braut
den scharfen Dolch, ohne den er nie zu Bett ging, hervor. Maire öffnete ihren
Mund zu einem stummen Schrei. Glaubte das Mädchen wirklich, er würde sie
so gefügig machen wollen?
Er packte den Dolch, schnitt sich selbst in die Handfläche und benetzte das
saubere Leinentuch mit seinem eigenen Blut, um den Vollzug der Ehe vor-
zutäuschen. Danach verließ er wortlos die Hütte und verbrachte den Rest
der Nacht auf dem heiligen Hügel. Dort fand der junge Krieger stets die Ruhe
und Konzentration, die er für seine Aufgaben benötigte, und auch dieses Mal
schenkten ihm die heiligen Steine Trost und Hoffnung.
Zufrieden nahmen die Nachbarn am nächsten Morgen den blutigen Fleck
auf dem Hochzeitsbett zur Kenntnis. Der Priester aber zischte: «Hure!», als
Maire am folgenden Sonntag zur Messe in die kleine Kirche ging. Kieran hätte
dem Kerl am liebsten den verächtlichen Ausdruck aus seinem Gesicht geprü-
gelt.
Maire kehrte wie versteinert in ihr neues Heim zurück und weigerte sich
fortan zur Messe zu gehen. Ihrem Ehemann war das recht, obwohl er wusste,
dass es bereits Gerüchte gab, er sei nicht in der Lage, seine diabolische Frau zu
beherrschen.
Kierans Ziehmutter beobachtete diese Entwicklung besorgt, sie hatte ihn
eindringlich vor dieser Verbindung gewarnt. Nicht nur, dass sie zu denjenigen
gehörte, die insgeheim noch der alten Religion folgten, nein, sie ahnte wohl
auch bereits, dass das Mädchen nicht zu ihrem heißblütigen, sinnlichen Zög-
ling passte. Aber sie mochte Maire und um ihre Sicherheit besorgt, schenk-
te sie ihrer Schwiegertochter einen scharfen Dolch aus der Schmiede ihres
Mannes, den die junge Frau fortan stets bei sich trug und auch im Haushalt
verwendete.
Monatelang versuchte Kieran geduldig ihr Vertrauen und vielleicht sogar
ein wenig Zuneigung zu erlangen. Wann immer er des Nachts die Hand nach
ihr ausstreckte, sei es nur, um über ihr seidiges Haar zu streichen, schrak das
Mädchen entsetzt vor ihm zurück. Seine Brüder lachten, als er sich ihnen an-
vertraute, und rieten ihm mit derben Worten, er solle das Weib mit Gewalt
nehmen. Sie würde schon irgendwann Gefallen an ihren ehelichen Pflichten
finden.
Kieran konnte sich nie verzeihen, dass er in seiner Unerfahrenheit diesem
Rat schließlich gefolgt war. Nie würde er den Anblick weit aufgerissener Au-
gen und bebender Lippen, die bleich zu ihrem Gott beteten, vergessen. Maire
ertrug seine Zärtlichkeiten steif und regungslos, bis er frustriert sein Unter-
fangen aufgab. Das war keine Befriedigung – das war eine Tortur! Er schwor
sich, sie nicht wieder anzurühren.
Die Monate gingen ins Land und Maire schuf ein gemütliches, sauberes
Heim und versorgte ihn, wie es einer guten Frau anstand. Kierans anfängli-
che Verliebtheit war schon lange geschwunden, aber er behandelte Maire stets
mit Respekt.
Allmählich fasste seine Frau immerhin so weit Vertrauen, dass sie nicht
mehr jedes Mal
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