Der Venuspakt
zusammenzuckte, wenn er eine plötzliche Bewegung machte,
und im folgenden Winter ließ sie es sogar zu, dass er sie im Bett an sich zog,
um sie in besonders kalten Nächten zu wärmen.
Eines Tages, sie bereitete gerade einen Hasen zu, den Kieran mitgebracht
hatte, schnitt sie sich an ihrem Dolch. Die Wunde begann sofort heftig zu
bluten. Kieran hatte festgestellt, dass seine Wunden, sobald er sie mit seinem
Speichel benetzte, schneller heilten. Behutsam nahm er also ihren verletzten
Finger in seinen Mund. Maire ließ es geschehen.
Der Geschmack ihres Blutes erregte Kieran. Instinktiv begann er, an ihrem
Finger zu saugen, bis Maire schließlich die Hand fortzog und hinter ihrem
Rücken versteckte. Sie wich jedoch nicht vor ihm zurück. In ihrem Blick er-
kannte er Spuren einer Leidenschaft, die er zu seiner großen Verwirrung selbst
spürte. Behutsam schloss er sie in seine Arme und als sie sich an seinen harten
Körper schmiegte, wagte er, zum ersten Mal seit langer Zeit, Maire zu küssen.
Sie erwiderte seine Zärtlichkeiten schüchtern und an jenem Tag machte er sie
unwiderruflich zu der Seinen.
Kieran schöpfte vorsichtig neue Hoffnung.
Maire gewöhnte sich an, ihm von dem Hügel oberhalb ihres kleinen Hofes
entgegenzugehen, wenn er von seinen geschäftlichen Reisen zurückkehrte. Er
wunderte sich zwar, woher sie Tag und Zeit seiner Rückkehr so genau kannte,
freute sich jedoch über dieses Zeichen wachsender Akzeptanz.
Und dann begannen ihre Albträume.
Kieran zwang sich, wie so oft, die Gespenster seiner Vergangenheit zu ver-
drängen. Er wollte sich nicht an Maires schreckliches Ende erinnern.
Sein müder Blick fiel auf die beiden Retter in seinem Schlafzimmer, die völ-
lig selbstvergessen Zärtlichkeiten austauschten. Bei aller Dankbarkeit – das
musste nicht sein!
Kieran stand auf und räusperte sich: «Dies ist m e i nSchlafzimmer!»
Angel und Donates fuhren auseinander und Nik, der beeindruckt die CD-
Sammlung des Vengadors studiert hatte, täuschte rasch einen Hustenreiz vor,
um seine Belustigung zu verbergen. Sofort traf ihn Kierans kalter Blick.
«Was tut er hier?»
«Nicholas gehört zur Familie. Ohne ihn hätten wir dir nicht helfen kön-
nen!» Donates’ Stimme klang nicht weniger scharf, als die seines Lehrers.
«Ich denke, es ist besser, wenn ihr jetzt geht!» Die drei folgten seiner Auffor-
derung umgehend.
Angelina lächelte, als ein warmes Ich danke euch! durch ihren Kopf wehte,
bevor sie wieder aus der Zwischenwelt in ihr eigenes Haus zurückkehrten.
«Dieser Bastard!», knurrte Donates und schlug mit der Faust wütend auf ei-
nen Kaminsims, der sofort in tausend Teile zersplitterte.
«Sylvain dürfte es nicht schätzen, wenn du seine Inneneinrichtung zer-
schlägst», grinste Angelina und legte ihre Hand beruhigend auf seine Schulter.
«Du weißt, was passiert, wenn mehrere Alpha-Vampire sich zu lange in einem
Raum aufhalten. In seinem geschwächten Zustand traut Kieran vermutlich
seiner Selbstdisziplin nicht ausreichend, um euch länger in seiner Nähe zu
dulden.»
«Du tust ja gerade so, als wären wir wilde Tiere!», knurrte Nik.
«In diesem Moment wirkt ihr jedenfalls nicht besonders zivilisiert!» Der
warnende Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Ebenso wenig
das deutliche Grollen aus Donates’ Brust. Seine Reißzähne wurden deutlich
länger und die Augen nahmen das eisige Blau geschliffener Diamanten an,
wie sie es immer taten, wenn er bereit zum Angriff war.
Angelina wusste, dass dies die Folgen seines hohen Energieverlustes wäh-
rend der Heilung waren. Seine dunkle Seite, sonst mit eiserner Disziplin un-
terdrückt, versuchte die Oberhand zu gewinnen. Nik reagierte instinktiv. Er
war noch zu unerfahren, um zu erkennen, was hier geschah.
Mit sanfter Stimme und ein wenig Magie versuchte sie die Wogen zu glät-
ten: «Auch wenn ihr euch vielleicht nicht an die Kehle geht, so würdet ihr
euch in jedem Fall gegenseitig wertvolle Energie entziehen. Komm schon,
Kieran steht unter einem ungeheuren Druck, er hat es nicht so gemeint.»
«Das hat er ganz sicher!», murmelte Nik. Als er ihrem Blick begegnete,
lenkte er ein: «Warum hat er euch gerufen und nicht einen seiner Vengador-
Freunde?»
Angelina schaute ihn dankbar an und zog den immer noch ärgerlichen Do-
nates zu sich aufs Sofa. «Geborene Vampire sind nicht sehr beliebt.»
«Arrogantes Pack!», knurrte Donates.
«Nicht arroganter als du, mein Herz!»
Donates
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