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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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fühlte sie sich
schon von ihr zärtlich umarmt und ließ sich bereitwillig zum Sofa führen.
Der Anblick des dort wie ein verletztes Tier neben Selena kauernden Feen-
kindes weckte eigenartige Gefühle in Kieran. Könnte er doch ihren Schmerz
lindern! Anzusehen war ihm seine Anteilnahme allerdings nicht.
Als Nuriya aufblickte, sah sie den Vampir mit undurchdringlicher Miene in
der Tür lehnen. Seine Körperhaltung sprach von kalter Arroganz. Du lässt uns jetzt besser allein! Angelina schaute ihn nicht einmal an. Sie
klang, als duldete sie keinen Widerspruch. Verärgert presste er die Kiefer auf-
einander. Was dachte sich Donates’ Geliebte dabei, einen solchen Ton anzu-
schlagen? Niemand gab ihm Befehle – und ganz sicher keine Frau.
Daran wirst dich in Zukunft gewöhnen müssen, Macho! Ein leises Lachen wehte durch seinen Kopf, er drehte sich auf dem Absatz um und ging wortlos hinaus.
Hier war er offenbar nicht erwünscht.
Es entging Angelina nicht, dass Nuriya unter langen Wimpern sehnsüchtig hinter
ihm herblickte. Lächelnd setzte sie sich neben die Schwestern.
«Was wisst ihr über eure Herkunft?»
«Was meinst du damit?», fragte Nuriya scharf, die großen Augen wachsam auf
die Vampirin geheftet.
«Ihr wisst, dass ihr Feenkinder seid?»
    «Ja.»
Sie verrieten kein Wort zu viel, dachte Angelina und entschied sich, offen zu spre-
chen: «Nun, das bin oder besser war ich auch. Allerdings hatte ich damals keine Ah-
nung von meiner Herkunft. Die Leute nannten mich Hexe und ich mochte mein Talent,
in die Zukunft sehen zu können. Manchmal habe ich es sogar ein wenig missbraucht,
fürchte ich.
Nur mein eigenes Schicksal habe ich nie im Voraus erfahren wollen und deshalb
war es ein riesiger Schock für mich, als ich feststellen musste, dass der Mann, in den
ich mich Hals über Kopf verliebt hatte und der mein Seelenpartner war, dass dieser
Mann ein Vampir ist.»
«Es gibt keine Vampire!» Nuriya zitterte, beruhigend griff Angelina nach
ihrer Hand. Sofort wurde das Mädchen gefasster.
«Überleg doch. Niemand glaubt heute noch an Feen. Und doch kam eure
Mutter aus dem Reich des Lichts. Sie hat sich entschieden, hier unter den
Sterblichen zu leben und zwei wunderschöne, begabte Töchter bekommen.»
«Drei!»
Nun schaute Angelina verwirrt. «Drei?»
«Ich habe eine Zwillingsschwester», erklärte Selena, «Estelle ist vor ein paar
Monaten nach Paris gezogen.»
Diese Nachricht komplizierte alles. Das Mädchen musste ebenfalls be-
schützt werden, solange sie noch nichts über die Hintergründe des Überfalls
wussten. Angelina nahm sich vor, das Problem so schnell wie möglich mit
Donates zu besprechen. Vielleicht konnten sie Asher überreden, ein Auge auf
das Mädchen zu haben.
Und dann, um Nuriya ein wenig die Furcht zu nehmen, erzählte sie den
staunenden Mädchen von der gemeinsamen Geschichte der Feen und Vam-
pire: «Es gibt alte Erzählungen, in denen wird berichtet, geborene Vampire
und Feen gehörten einst zum selben Volk, einem Volk außerordentlich ge-
schickter Krieger. Sie kämpften jahrhundertelang loyal für ihre Götter. Doch
irgendwann war ihnen das nicht mehr genug. Sie begannen, untereinander
zu streiten, andere Völker zu überfallen und sich schließlich selbst von ihren
Untertanen anbeten zu lassen. Das erzürnte den mächtigen Gott El und er
schickte seine beiden Söhne aus, das undankbare Volk zu vernichten.
Shahar, Gott der Morgendämmerung, hatte sich jedoch in eine der wilden
Kriegerinnen verliebt und bot ihr und der gesamten Sippe Asyl. Sein Zwil-
lingsbruder Shalim, der Gott der Abenddämmerung, wurde von den Sterbli-
    chen als hereinbrechende Nacht gefürchtet. Er wollte beweisen, dass er eben-
so mildtätig sein konnte, und hielt seine schützende Hand ebenfalls über eine
der Kriegerfamilien, die ihn schon lange als ihren Hausgott verehrt hatte. Die
Geretteten zeigten sich dankbar und boten den Brüdern ihre schönsten Töch-
ter an. Mit ihnen zeugten die beiden Götter viele Kinder, von denen einige die
Unsterblichkeit ihrer Väter erbten. Über den Ungehorsam seiner Söhne sehr
verärgert, wollte El eingreifen, doch seine Gattin, die Göttin der Liebe und des
Kampfes widersetzte sich ihm, bis er schließlich einlenkte und den beiden
Clans das Versprechen abnahm, fortan Frieden zu wahren.
Das ging auch ziemlich lange gut, bis irgendwann erneut Streit über die Fra-
ge ausbrach, welcher ihrer Götter denn der mächtigere sei. Eines

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