Der Venuspakt
Sterblichen weder Schaden nehmen noch sich
erinnern, was mit ihnen geschehen ist.» Er blickte Nuriya prüfend an. «Aber
was rede ich! Du bist hungrig, lass uns gehen.»
Eine eigentümliche Leichtigkeit ergriff Besitz von ihr und sie schloss ihre
Augen, weil sich alles um sie zu drehen schien. Kieran hielt sie fest in seinen
Armen. Als sie nach einer Weile vorsichtig blinzelte, rasten unter ihren Füßen
Landschaften dahin und der Wind zerrte an ihrem Haar, aber Kierans vertrau-
ter Duft und die Wärme seines muskulösen Körpers gaben ihr das Gefühl von
Sicherheit.
Gemeinsam reisten sie durch Zeit und Raum und fanden sich schließlich in
den hohen Häuserschluchten einer Großstadt wieder.
Bevor er sie aus seine Armen entließ, flüsterte Kieran: «Spürst du den Herz-
schlag dort drüben?»
«Wie soll ich bei diesem Lärm etwas so Leises wie einen Herzschlag hören
können?»
«Entspanne dich und lass alles Störende beiseite. Du musst deinen Körper
erden, ganz so, wie du es vor einem Kampf tun würdest. – Ja, genau!», lobte
Kieran, als er spürte, wie Nuriyas Schultern herabsanken und ihre Energie
sich zu einem wirbelnden Ball aus Licht und Magie bündelte. «Und jetzt ver-
suche es noch einmal.»
Sie lauschte in die Nacht hinein, bis sie tatsächlich ein rhythmisches Rau-
schen vernahm. Nach einem Moment intensiver Konzentration wurde es so
deutlich, als hielte sie ihr Ohr direkt an die Brust des Sterblichen gepresst.
Ganz in der Nähe pumpte ein kräftiges Herz gleichmäßig große Mengen
Blutes durch einen massigen Körper.
«Da ist es!» Nuriyas Antwort war kaum mehr als ein Hauch.
«Vergiss nicht, ein paar Schlucke reichen völlig aus.» Er fasste sie bei den
Schultern und gab ihr einen sanften Stoß. «Ich bin bei dir, wenn du mich
brauchst!»
Nuriya brauchte keine Unterstützung! Sie hörte mehr als nur einen ein-
zigen Herzschlag. Einer aber lockte ganz in der Nähe, und hoch erhobenen
Hauptes folgte die Vampirin seiner Einladung.
Die Jagd begann in dem Augenblick, als sie in eine dunkle, schmutzige Gas-
se einbog. Etwas entfernt stand ein riesiger Mann. Der Hüne richtete sich auf
und blickte zu dem dunklen Bündel zu seinen Füßen hinab. Die rechte Hand
umklammerte ein blutiges Messer und Nuriya beobachtete fasziniert, wie ein
Tropfen die Scheide hinunterlief, schneller wurde, an der Messerspitze kurz
zu verharren schien und dann auf den staubigen Asphalt fiel. Das Geräusch
des Aufpralls klang wie ein Startschuss in ihren Ohren. Nuriya bewegte sich
völlig lautlos; vorsichtig und darauf bedacht, ihre bloßen Füße nicht auf dem
von Abfällen und Schmutz überzogenen Gehweg zu verletzen, glitt sie näher.
Das helle Sommerkleid und ihre leuchtend roten Haare wirkten merkwürdig
deplatziert an diesem finsteren Ort.
«Hey, Gorilla!»
Der Mann fuhr blitzschnell herum und schlug sofort zu. Nuriya hatte schon
als Sterbliche im Kampf außergewöhnlich rasch auf Angriffe reagiert.
Nun schien es ihr, als bewegte er sich in Zeitlupe. Sie sah die geballte Faust
kommen und hatte alle Zeit der Welt, auszuweichen. Sie lenkte seinen Schlag
durch ein leichtes Anheben ihrer Hand zurück und er flog im hohen Bogen
gegen die nächste Hauswand.
Doch so einfach war der Mörder nicht zu bezwingen. Wütend sprang er wie-
der auf die Füße und startete einen zweiten Angriff, den Nuriya jedoch eben-
falls geschickt konterte. Lauernd umkreisten sich die ungleichen Gegner. Willst du spielen oder von ihm trinken? Kieran klang amüsiert.
Grimmig drehte sie sich nach ihrem Lehrmeister um, während sie eine wei-
tere Attacke abwehrte.
Du solltest dem armen Kerl eine Chance geben, dir näher zu kommen! Bei diesem
Gedanken allerdings spürte Kieran das merkwürdige Verlangen, dem Sterbli-
chen sofort eigenhändig das Genick zu brechen. Oh! Nun gut! Jetzt klang Nuriya amüsiert. Unerwartet blieb sie stehen und
lockte: «Komm zu mir!»
Kieran lief ein warmer Schauer die Wirbelsäule hinab und unbewusst
machte er einen Schritt nach vorn. Verdammt!Auf was hatte er sich da ein-
gelassen?
Der Angreifer hielt verblüfft inne und schien seine Gegnerin zum ersten
Mal wirklich wahrzunehmen. Sein Blick glitt über ihre vollen Brüste, regist-
rierte die schmale Taille und verharrte einen unangenehm langen Augenblick
in ihrem Schoß, bevor er mit wenigen Schritten bei Nuriya war, sie packte
und gegen die Hauswand presste. Eine Hand quetschte roh ihre Brust zusam-
men, mit der anderen schob
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