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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Himmels Willen, ich bin so angespannt, dass ich mich nicht einmal mehr erin-
nern kann, wie ich hier in mein Zimmer gekommen bin!
Sie wühlte in ihren CDs und stellte ärgerlich fest, dass ausgerechnet die Mu-
sik, nach der sie ihre entspannenden Tai-Chi Übungen am liebsten machte,
nicht zu finden war. Natürlich! Das letzte Mal hatte sie die klare Luft der frü-
hen Morgenstunde genutzt, um bei leiser Musik auf der Terrasse die Figuren
des chinesischen Schattenboxens zu üben. Das war erst eine Woche her – und
doch schien es in einem anderen Leben gewesen zu sein.
Wenn sie sich bemühte, würden die anderen gar nicht bemerken, dass sie
noch einmal nach unten schlich, um die CD aus dem Musikzimmer zu holen.
Ihr war überhaupt nicht danach, heute noch jemandem zu begegnen.
Behutsam drückte sie die Klinke der alten Tür herunter und schlüpfte durch
den schmalen Spalt in den Raum. Obwohl kaum Mondlicht hereinfiel, konnte
sie deutlich den lackschwarzen Flügel erkennen, umrundete ihn lautlos und
fand sofort das Gesuchte. Auf dem Rückweg hörte sie Niks Stimme aus dem
angrenzenden Wohnzimmer: «Kieran hat sie transformiert? Dann hat er seine
einzige Chance, die Liebe seines Lebens zur Gefährtin zu machen, ihretwillen
geopfert!»
Erik entgegnete: «Ich weiß. Wie unfair, dass geborene Vampire nur einmal
in ihrem Leben eine Transformation vornehmen dürfen. Zudem muss er sie
auch noch bis zum Tag des Paktes beschützen. Das ist doppelt bitter!»
    «Wenn du mich fragst ...», begann Nik nachdenklich, unterbrach sich dann
und lauschte. «Still, war da nicht ein Geräusch?»
Die Schritte der beiden entfernten sich. Diese Gelegenheit nutzte Nuriya,
um sich wieder hinauf in ihr Zimmer zu schleichen.
Immerhin, die bruchstückhaften Bilder des Überfalls und seiner unmittelba-
ren Folgen, die hier und da in ihrem Gedächtnis auftauchten, hatten sie nicht
getrogen. Kieran hatte sie transformiert. Sehr genau erinnerte sie sich noch an
sein unglückliches Gesicht, kurz bevor er ihr von seinem Blut zu trinken gab.
Verzweifelt überlegte sie: Die Lektionen während der Jagd, die gemeinsamen
Erlebnisse in den Wäldern seiner Heimat – alles nur wegen eines schlechten
Gewissens, aus Pflichtgefühl?
Wenn ich mir das vorstelle! Seit Jahrhunderten ist er auf der Suche nach
seiner Seelenpartnerin, dann rettet er einer völlig Fremden das Leben und ver-
liert damit endgültig jede Hoffnung auf Erlösung! Was habe ich getan! , hatte Kieran geflüstert, nachdem er letzte Nacht auf un-
vergleichliche Weise nie zuvor gekannte Gefühle in ihr geweckt hatte. Jetzt
verstand sie den Sinn dieser Worte und auch seine Reserviertheit, die schroffe
Art, die sie bisher immer wieder verwirrte. Er bereute es, sein Glück leichtfer-
tig für ihr Leben hingegeben zu haben. Kieran musste sie ja hassen! Traurig
beschloss sie, ihm zukünftig aus dem Weg zu gehen, um seine Aufgabe nicht
noch schwieriger zu machen.
    Kapitel
Kieran blieb wenig Gelegenheit, sein unüberlegtes Handeln und den harten
Ton, den er Nuriya gegenüber angeschlagen hatte, zu bereuen. Kaum war sie
fort, erschien Órla neben ihm: «S i e ist die Auserwählte, nicht wahr?»
«Denkst du das?»
«Man kann sie nicht spüren.» Fragend blickte sie ihn an.
«Du bist doch Fachfrau in Feen-Angelegenheiten!», grollte er. Doch dann
besann Kieran sich seiner Manieren und fügte freundlicher hinzu: «Du hast
Recht. Und es wäre tatsächlich von Vorteil, wenn sich ihr Seelenpartner bald
fände. Sie weckt gefährliche Begierden.» Damit verabschiedete er sich und
floh geradezu aus dem Hellfire-Club.
Er hätte sich ohrfeigen können. Das Risiko, mit Nuriya hier aufzutauchen
war groß gewesen – und was hatte es ihm gebracht? Gar nichts. Órlas Rolle in
diesem Spiel war unklar; außerdem hätte er wissen müssen, dass Senthil sich
für das Feenkind interessieren würde, sobald er sie in Begleitung von Kierans
Freunden entdeckte.
Er fühlte sich eindeutig nicht in Form – ein solcher Fehler wie heute Abend
hätte ihm niemals unterlaufen dürfen. Doch immer wenn er sich in Nuriyas
Nähe befand, schien sein Verstand auszusetzen.
Er war bereits eine ganze Weile unterwegs durch die Stadt, als er die Vampi-
re in seiner Nähe spürte. Er blieb stehen und lauschte in die Nacht.
«Du wirst niemanden an den Vengador verraten!»
«Wer will mich daran hindern? Du etwa?»
Kieran hörte das tiefe Lachen einer Frau und verbarg sich unweit der Strei-
tenden

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