Der Venuspakt
machen.
Nuriya hielt sich weiter an die Verabredung und schwieg. Sie gönnte der
Master-Vampiresse noch einen letzten Blick auf ihr eingeschüchtertes Ge-
sicht, deutete eine Verbeugung an und folgte Nik wortlos hinaus. Tatsächlich
war ihr mehr als unheimlich zumute – das Amulett hatte sich in den wenigen
Minuten derart erhitzt, dass sie sich nicht wundern würde, ginge der dünne
Stoff ihres Kleides gleich in Flammen auf.
Mit erwartungsvollem Blick schaute Kieran die weißblonde Vampirin an,
die immer noch überlegte, woher sie Niks schüchterne Begleiterin kannte.
Verflixt, dieser wattige Schleier in ihrem Kopf wollte nicht weichen und sie
war sicher, dass sich dahinter eine interessante Information verbarg. Schließ-
lich riss sie sich zusammen und nachdem Nik die Tür ihres Büros behutsam
hinter sich geschlossen hatte, fragte sie Kieran: «Hast du Neuigkeiten über die
Auserwählte?»
Der wog seine Worte sorgfältig: «Es gibt Gerüchte, die besagen, dass das Fe-
enkind sich in dieser Gegend aufhält.»
Sie beschloss, direkter vorzugehen: «Seit wann pflegst du Kontakte zum
Winterfeld-Clan?»
Jetzt lächelte Kieran: «Ich bin Donates’ Pate. Er ist ein außerordentlich ta-
lentierter Vengador!»
«Nun gut.» Órla klang deutlich verdrossen. «Ich hoffe, dass es keine Schwie-
rigkeiten gibt und die Auserwählte nebst Seelenpartner bald gefunden wird.
Uns bleibt nicht mehr viel Zeit!»
Kieran stimmte ihr zu.
Órla legte mit einer seltenen Vertraulichkeit die Hand auf seine Schulter. Er
spürte eine schneidende Kälte bis tief in seine Knochen eindringen und fragte
sich nicht zum ersten Mal, was Órla wirklich war.
«Kieran, ich habe den Verdacht, dass dieses Venusjahr fürchterliche Gefah-
ren mit sich bringt. Ich hoffe sehr, dass du die Sache unbeschadet überstehst!»
Damit drehte sie sich um und er war entlassen. Während er in den Club zu-
rückkehrte, überlegte der Vampir, ob sich hinter Órlas Worten eine Drohung
verbarg.
An der Bar traf er nur den Werwolf und seine Freundin an. Die anderen sei-
en im Club unterwegs, teilte Erik ihm mit.
Trotz Ninsuns und wahrscheinlich auch Kierans magischer Unterstützung,
hatte Nuriya während der gesamten Zeit in Órlas Büro Bedenken gehabt, die
Clubbesitzerin könne ihre Täuschung durchschauen.
«Wenn es nach mir ginge, würden wir alle einen weiten Bogen um diese
gruselige Person machen. Aber mich fragt ja niemand nach meiner Meinung!»,
grollte Nuriya. Genervt blies sie eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und griff
nach einer Getränkekarte, mit der sie sich mit nervösen Bewegungen Luft zu-
fächelte. «Wahrscheinlich hat sich meine Frisur inzwischen auch aufgelöst»,
dachte sie verdrossen. So derangiert wollte sie Kieran auf keinen Fall unter die
Augen treten. Nuriya beschloss, ein paar Minuten allein zu verbringen. Dafür
musste sie aber erst einmal ihre vampirische Leibgarde loswerden.
Spielerisch beugte sie sich zu Nik und flüsterte: «Ich würde gern ein paar
Frauen-Dinge mit Angelina besprechen – du hast doch nichts dagegen?»
Erstaunt, dass sie ihn überhaupt fragte, stimmte er zu.
«Angelina, ich müsste mal ...», Nuriya blickte verlegen.
Die Heilerin grinste: «Das ist in wenigen Tagen auch vorbei! Aber warte, ich
komme mit dir!»
Damit hatte Nuriya gerechnet und so hakte sie sich bei Angelina unter und
winkte Nik fröhlich zu. Sie erreichten gerade die Tanzfläche, als Nuriya Ange-
lina am Ärmel zog: «Kieran! Er ruft mich zu sich.»
Angelina schaute sich um und konnte den Vengador nirgends entdecken.
Da sie jedoch längst ahnte, dass zwischen den beiden eine besondere Verbin-
dung bestand, war sie nicht sehr überrascht. Typisch, dass Kieran trotz des ein-
deutigen Verbotes, seine Magie auch hier benutzte, um Nuriya zu umgarnen.
Also grinste sie nur und sagte: «Mach keine Dummheiten!», dann verschwand
sie im Nebel, der die Tanzfläche vor ihnen einhüllte.
Nuriya freute sich sehr, dass das Ablenkungsmanöver gelungen war, und
machte sich auf den Weg in die obere Etage. Dort gab es verschiedene Ruhezo-
nen. Überraschend leicht war es ihr gelungen, die beiden zu täuschen.
Auf ihrer Tour durch das Hellfire genoss sie die interessierten Blicke einiger
Gäste und fühlte sich zum ersten Mal wohl in ihrer neuen Haut. Das Kleid
schien Wunder zu wirken. Gerade flirtete sie ein wenig mit einem attraktiven
blonden Mann – eindeutig ein Sterblicher, aber wirklich nett, dachte Nuriya
erfreut
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