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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Wahrheit sagst.» Er machte
einen Schritt auf sie zu und eisige Schauer jagten über ihren Rücken, als sie in
sein ernstes Gesicht schaute. Beinahe wäre der Beutel ihren zittrigen Händen
entglitten. Behutsam legte sie die leere Plastikverpackung auf den Tisch.
«Tesfaya, ich muss wissen, wer der Drahtzieher des Komplotts ist!»
Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und schwieg. Geduldig schaute
Kieran auf ihre schmalen, ebenholzfarbenen Finger und wartete. Früher oder
später hatte ihm noch jeder erzählt, was er wissen wollte. Es bestand kein
Grund, Gewalt anzuwenden. Das war seiner nicht würdig und schuf zudem
unnötigerweise Feinde. Er hätte Tesfaya anschließend nicht weiterleben las-
sen dürfen. Doch Kieran tötete nur, wenn er keine andere Möglichkeit sah.
    Schließlich blickte sie tatsächlich auf und sagte: «Anvea»
Kieran seufzte.
Anvea war eine blutgierige Kriegsfee, die es offenbar manchmal leid war,
mit ihren Kollegen irgendwo in der Zwischenwelt zu sitzen und darauf zu
warten, dass die Sterblichen sich ihrer erinnerten. Wann immer sie sich lang-
weilte, kehrte sie zurück. Das mochte auch an ihrem Charakter liegen, denn
sie galt als die Mutter des Streits und der Zwietracht.
«Und was führt sie diesmal im Schilde?», knurrte er.
«Keine Ahnung. Du weißt so gut wie ich, dass sie keinen Grund braucht, um
Unheil anzurichten.»
«Was weißt du?»
«Nicht viel. Sie scheint Senthil irgendetwas versprochen zu haben, wenn es
ihm gelingt, die Auserwählte bis zum Venustransit gefangen zu halten und so
den Pakt zu verhindern.»
Senthil – Kieran lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken und seine
Finger zuckten. Am liebsten hätte er Tesfaya die leise und stockend vorgetra-
genen Worte aus dem Leib geschüttelt.
«Soll er die Auserwählte töten?»
«Davon war nie die Rede, aber ich bin sicher, dass er auch noch eigene Pläne
hat. Senthil hat vor langer Zeit Aufzeichnungen über magische Riten, Elixie-
re und Beschwörungsformeln gefunden und übt sich seither in den dunklen
Künsten. Ich habe keine Ahnung, was er plant!»
Kieran lächelte böse. «Macht. Jemand wie Senthil will nichts weiter als
Macht und Einfluss!»
«Ich schwöre, wüsste ich es, ich würde es dir sagen!»
Um Nuriya zu retten, hätte Kieran alles getan. Deshalb verstieß er gegen sei-
nen Ehrenkodex und drang in ihre Gedanken ein, folgte den verschlungenen
Pfaden ihrer Erinnerungen, bis er sicher sein konnte, dass sie die Wahrheit
sprach und nichts verschwiegen hatte. Was er sonst noch entdeckte, weckte
sein Mitleid mit der Heimatlosen, und auch deshalb bot er ihr an, eines seiner
unterirdischen Gästezimmer zu nutzen.
In letzter Zeit hatte sich sein Haus schon fast in ein Hotel verwandelt. Seine
Haushälterin würde demnächst vermutlich eine Hilfskraft verlangen, wenn
das so weiterging. Immerhin, sie musste selten für seine Gäste kochen, dachte
Kieran, seiner teuflischen Laune zum Trotz, belustigt.
«Hier bist du sicher, solange du dich an die Regeln hältst!»
    Tesfaya hasste es, Befehle zu erhalten. Das hatte schließlich auch dazu ge-
führt, dass sie begonnen hatte, die Ideen Senthils und seiner vampirischen
Untergrundkämpfer zu hinterfragen. Dennoch widersprach sie Kieran nicht,
wusste sie doch sehr genau, dass draußen Senthils Häscher längst auf sie lau-
erten. Und auch der Vengador hatte keinen Grund sie am Leben zu lassen,
nachdem sie ihm alles erzählt hatte, was er wissen wollte.
Sie erhob sich müde. «Danke, Kieran. Du bist ganz in Ordnung ... für einen
geborenen Vampir!», fügte sie schwach lächelnd hinzu.
Nuriya konnte nicht schlafen. Auch während ihrer Meditationsübungen
waren die belauschten Worte nicht aus ihrem Kopf verschwunden. Sie durfte
Kieran nicht länger ihre unerwünschte Gegenwart zumuten und musste so
bald wie möglich auf eigenen Beinen stehen.
Die Jagd auf Sterbliche hatte keinen Reiz für sie, aber widerwillig gestand
Nuriya sich ein, dass es notwendig war, ihre Technik zu verbessern. Nicht
immer würde sie auf die wesentlich weniger ekligen Blutkonserven zurück-
greifen können. Sie beschloss, noch in dieser Nacht das Jagen zu üben. Wie
eine geschickte Vampirin wollte sie in der Lage sein, ihr Opfer zu betören, eine
kleine Menge Blut zu trinken und anschließend – wenn überhaupt – nur die
positive Erinnerung an eine erotische Begegnung zu hinterlassen. Wenn sie
die Menschen schon beraubte, dann gab es doch keinen

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