Der verbannte Highlander
uncharakteristisch leichtsinnigen Verhaltens beim ersten Mal, als sie sich begegnet waren.
Auf den ersten Blick sah sie noch genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte: hübsch und frisch wie eine Frühlingsblume. Aber bei näherer Betrachtung konnte er sehen, dass das Entsetzen der Schlacht Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Er erkannte es daran, wie blass ihre Haut und wie glasig ihre Augen waren. Und doch hinderte es sie nicht daran, ihren Männern Trost zuzusprechen und sich um die Verwundeten zu kümmern.
Die meisten Frauen wären längst in Ohnmacht gefallen oder von Weinkrämpfen geschüttelt worden, doch ganz eindeutig war Elizabeth Campbell nicht wie die meisten Frauen. Unter ihrem zarten Äußeren verbarg sich beträchtliche Stärke.
Ihre Tapferkeit beeindruckte ihn. Genauso wie ihr Geschick im Umgang mit einem Messer. Das gekonnte Werfen der Klinge hatte ihm einen gewaltigen Schrecken eingejagt – und seinem Bruder ebenfalls.
Vielleicht steckte mehr von ihren Brüdern und ihrem Cousin in Elizabeth Campbell, als er erwartet hatte. Der Gedanke reichte aus, um jeden Anflug von Gewissensbissen fortzuwischen.
Mit einem schnellen Wort des Trostes für den Verwundeten stand sie auf, wobei nur ein leichtes Schwanken verriet, wie erschöpft sie war, und kam auf ihn zu. Anmut lag nicht nur in ihrer Haltung, sondern auch im rhythmischen Schwung ihrer Hüften, während sie ging. Und nun, ohne die kunstvollen höfischen Gewänder, die sie beim letzten Mal getragen hatte, konnte er tatsächlich die weiche Rundung ihrer Hüften erkennen. Sie trug einen einfachen, wollenen Kirtle und eine Jacke aus brauner Wolle. Die schlichte Kleidung schmeichelte ihrer zarten Figur.
Doch es war ihr Haar, das ihm den Atem raubte. Es hatte sich gelöst und fiel ihr in einer herrlichen Wolke aus gesponnenem Gold über die Schultern. Er glaubte nicht, dass er jemals schon etwas so Weiches und Seidiges gesehen hatte.
Er wurde hart, als sie näher kam – eine Nachwirkung der Schlacht, die noch durch seine Adern rauschte, vermutete er. Sie war kleiner, als er sie in Erinnerung hatte. Nicht gedrungen, sondern schlank. Zerbrechlich. Mit so zartem Knochenbau, dass es wirkte, als sei sie aus Porzellan.
Zu klein für ihn. Er würde sie zerquetschen. Nicht, dass ihn das davon abhielt, sich vorzustellen, wie sich diese Weichheit unter ihm anfühlte, wenn er die Hände in der Fülle flachsblonder Locken vergrub und tief in sie eindrang. Eine schwere Hitze erfasste ihn so heftig, dass er beinahe aufgestöhnt hätte.
Zum Teufel, er war ein verfluchtes Tier. Nachdem er so lange
schon wie ein Hund behandelt worden war, fing er bereits an, sich wie einer zu verhalten. Doch das Leben als Geächteter veränderte einen Mann. Es ließ seine Urinstinkte dicht unter der Oberfläche brodeln. Und in diesem Moment fühlte er zwei davon in aller Heftigkeit: Hunger und Lust.
Das primitive Verlangen, sich zu nehmen, was ihm gehörte.
Für ein Mädchen von ansonsten unauffälliger Schönheit gelang es ihr recht gut, seine Lust zu schüren. Zu gut.
Wenige Fuß von ihm entfernt blieb sie stehen und blickte unsicher zu ihm hoch. Ihre Augen brachten ihn aus der Fassung – so hell und kristallklar, dass es ihm vorkam, als könne sie geradewegs in sein Innerstes sehen.
Lächerlich. Bei allem, was heilig war, er sollte dieses Mädchen eigentlich hassen. Hass, Verbitterung und Zorn waren Gefühle, mit denen er vertraut war. Ihre edle Kleidung, ihre Juwelen und ihre kultivierte, behütete Lieblichkeit waren mit dem Blut seines Clans erkauft worden. Er sollte sie verachten. Sollte die schmutzigen, hungernden Gesichter seiner Clansleute in ihrem Blick widergespiegelt sehen. Sollte in ihr nur ein Mittel zur Vergeltung sehen.
Doch alles, was er sehen konnte, war ein Mädchen, das so harmlos wie ein kleines Kätzchen aussah, aber kämpfte wie eine Tigerin, und das nun zu ihm aufsah, als wäre er ein verdammter Held.
Von dieser Annahme würde sie noch früh genug geheilt werden.
»Ich muss Euch danken«, sagte sie leise. Ihre Stimme hatte einen singenden Tonfall, der einen Barden vor Neid hätte erblassen lassen. Er erinnerte sich an ihr Stottern, aber nun war keine Spur davon zu hören. »Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn Ihr nicht gekommen wärt.«
Offensichtlich kamen ihr die Möglichkeiten in den Sinn, denn sie brach ab und ihr Gesicht wurde sogar noch einen
Hauch blasser. Er ignorierte den Stich, den sein Gewissen ihm versetzte.
»Ich
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